Antonius Lanzinger und Karin Höck

Raiffeisenbank Kundl, Tirol

Wenn es um die Verschandelung gewachsener Dorfkerne geht, hatten Bankgebäude lange Zeit die Nase ganz weit vorne. Das hat sich in den letzten Jahren zwar zunehmend zum Besseren verändert – wurde doch erkannt, dass man auch mit Architektur beim potenziellen Kunden punkten kann.


Der Ort, an dem die Raika Kundl steht, könnte prominenter nicht sein. Ihr direktes Vis-à-vis sind die barocke Pfarrkirche und das Gemeindeamt auf der einen, das soeben entstehende Schulzentrum und das Altersheim auf der anderen Seite sowie ein kleiner Park samt Musikpavillon daneben.

Antonius Lanzinger und Karin Höck, Raiffeisenbank Kundl, Tirol © David Schreyer

 

Antonius Lanzingers Plan war es, das neue Bankgebäude sozusagen auf ein weiß betoniertes „Tablett“ zu stellen, um sich mit dem Grünbereich zu einem barrierefreien Dorfplatz zu vereinen. Da das Gelände leicht abfallend ist, wird dieses „Tablett“ von der Dorfstraße her durch eine sehr breite und flache Stiege erschlossen. Und gerade sie ist aus rational nicht nachvollziehbaren Gründen ein Dorn im Auge des Bürgermeisters, weshalb Antonius Lanzinger täglich mit ihrem Abriss rechnet.


Was schade wäre, ist die Stiege doch gerade in ihrer entschleunigenden Behäbigkeit ein wichtiger Teil des Konzepts. Hinführend zu einer raffiniert skulptural durchpulsten Architektur, die ein wenig sakrales Pathos verströmt. 


Horizontal und vertikal aufgeschlitzt durch ganz schmale bzw. monumentale Einschnitte in das massive, 78 cm dicke, zweischichtige und weiß verputzte Ziegelmauerwerk. Antonius Lanzinger gibt zu, sich diese Bauweise von Dietmar Eberles Lustenauer „2226“ abgeschaut zu haben, dem Referenzbau für energieeffizientes Bauen schlechthin – ein Gebäude, das seit Jahren komplett ohne Heizung bzw. Lüftung funktioniert.
Diesem Beispiel zu folgen wagten die Kundler Banker allerdings nicht, sind aber heute glücklich über die minimalen Heiz-bzw. Kühlkosten und das wunderbar stabile Raumklima.

Antonius Lanzinger und Karin Höck, Raiffeisenbank Kundl, Tirol © David Schreyer


Die Bankomatzone ist in einer offen in den Baukörper hineingezogenen Zone untergebracht, bevor man über einen verglasten Windfang die Schalterhalle betritt.
Statt Selbstbedienung wird hier auf unmittelbaren Kontakt mit den Kunden gesetzt, die eingeladen werden, auf einer – wie sämtliche Möbel – von Antonius Lanzinger kreierten Holzbank Platz zu nehmen, bis sie an die Reihe kommen. Am Boden liegt edles Stabparkett im Fischgrätmuster.

Licht bekommt die rund sieben Meter hohe, über zwei Geschosse offene, als raffiniert differenziertes Spiel mit unterschiedlichen Höhen zelebrierte Schalterhalle im Wesentlichen von oben durch den Gebäudeeinschnitt. Genauso wie die teilweise mit Balkonen ausgestatteten Büros sowie die kleineren und größeren Besprechungsräume. Der Sitzungssaal, der sich durch eine hölzerne Faltwand zur großen Lounge mit direktem Ausgang zur Loggia vergrößern lässt, ist durch einen langen, hochliegenden Schlitz belichtet.

Antonius Lanzinger und Karin Höck, Raiffeisenbank Kundl, Tirol © David Schreyer

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