Das Ensemble um einen historischen Gasthof in Oberhofen im Inntal wurde zu einem identitätsstiftenden neuen Ortszentrum und zugleich ein modellhafter Prozess des demokratischen Ausverhandelns von Raum.


Gemeindeamt und Kulturstadl im Rimml-Areal, Oberhofen im Inntal © Die fotografen

Ganz plötzlich haben die Leute verstanden, was das für ein bedeutsamer Ort ist“, berichtet Architekt Harald Kröpfl über den imposanten Rimmlhof, der fast 300 Jahre alt ist, sowie das angrenzende Ensemble aus Dorfanger, Wirtschaftsgebäuden, Pavillon und Freiluftkegelbahn mitten in der Gemeinde Oberhofen im Inntal. Diese alte Mitte des Dorfes, die am Schnittpunkt zweier historischer Verkehrswege liegt, musste jedoch erst wieder belebt werden.

Lange Zeit war sie vernachlässigt und von vielen als Schandfleck betrachtet worden. Dennoch spürten viele BewohnerInnen, dass hier etwas schlummert, auch wenn sie es nicht in Worte fassen konnten. Die im Dialog durchgeführte Planungsstudie gab ihnen eine Stimme. Ohne akademische Begriffe wie den „Genius Loci“ zu verwenden, wird deutlich, dass hier ein Identifikationsort des Dorfes neu belebt und ein kollektiver Prozess in Gang gesetzt wurde, der die Gemeinde nachhaltig gestärkt hat. Denn letztlich ist Politik nichts anderes als das Aushandeln, wie wir unser Zusammenleben gestalten wollen. Ins Rollen gebracht wurde die Transformation von der Abteilung Dorferneuerung des Landes Tirol. Diese nutzt nun das in Oberhofen erprobte Beteiligungsformat als Vorbild für zukünftige Quartiersentwicklungen und zieht daraus die Essenz vieler Jahre Erfahrung in der baukulturellen Entwicklung. Der Fokus liegt dabei auf der Betrachtung des Großen Ganzen statt einzelner Parzellen. So wurde auch in Oberhofen aus dem eigentlichen Projekt, den Kindergarten aufzustocken, eine Lösung, die die wesentlichen Funktionen des Ortes neu ordnet und dem denkmalgeschützten Gasthaus Rimml eine neue Bedeutung verleiht. Architekturplanung und BürgerInnenbeteiligung wurden dabei zeitlich synchronisiert, eine externe Prozessbegleitung eingesetzt und mehrere Entwürfe im Vergleich beurteilt. Dass sich eine Kombination der Vorschläge von Harald Kröpfl und dem Büro U1 als sinnvoll erwies und beide konstruktiv zusammenarbeiteten, war ein weiterer Glücksfall in diesem beispielhaften Prozess der Demokratisierung von Architektur.

Sie möchten weiterlesen? Dieser Beitrag ist Teil unserer Ausgabe 11/2024. Der Volltext ist ab Seite 74 zu finden.

Gemeindeamt und Kulturstadl im Rimml-Areal, Oberhofen im Inntal © Nicolás Hafele

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