Volkshilfe hafen* | Treberspurg & Partner Architekten

Sicherer Ankerplatz

Volkshilfe hafen* © Treberspurg & Partner

Das generationsübergreifende Zusammenleben von Frauen in verschiedenen Lebenslagen steht beim hafen*, einem Wohnhaus der Volkshilfe in Wien-Döbling, im Mittelpunkt. Über den sozialen und wohnpolitischen Ansatz hinaus wartet das Gebäude auch mit ökologischen Innovationen auf.


„hafen*“ hat die Volkshilfe Wien das Haus im weniger noblen Teil des Wiener Edelbezirks Döbling genannt. Das sozial-ökologische Wohnprojekt gibt einkommensschwachen Frauen aller Generationen und in unterschiedlichen Lebenssituationen ein Zuhause. Ein Blick in die einschlägigen Statistiken belegt es: Frauen sind stärker armutsgefährdet als Männer, insbesondere wenn sie alleinerziehend oder im Pensionsalter sind und daher auf dem ohnehin angespannten Wohnungsmarkt benachteiligt. Kommen kleine Kinder und Gewalterfahrungen hinzu, wird es noch schwieriger. Begonnen hat es mit einem 2018 vom Wohnfonds Wien ausgelobten Bauträgerwettbewerb. Besondere inhaltliche Vorgaben gab es für die kleine, im Baurecht zu vergebende Liegenschaft, die schon längere Zeit brachlag, keine. Das Architekturbüro Treberspurg & Partner trat gemeinsam mit dem Bauträger BDN Fleissner & Partner sowie einem nachhaltigen Immobilienfonds an. Einen „normalen“ Wohnbau, erklärt Architekt Christoph Treberspurg, konnte man sich auf dem kleinen Grundstück nicht vorstellen. In der beengten Situation ausreichend Garagenplätze und private Freiflächen unterzubringen, erschien schwierig. Bei Wohnheimen hingegen reicht ein Stellplatz pro zehn Einheiten, zudem lassen sich private Freibereiche einfacher durch Gemeinschaftsflächen kompensieren. Also holte man auch die Volkshilfe ins Boot. Die ursprüngliche Idee, im Erdgeschoss einen Second-Hand-Laden und darüber eine sozialpädagogische Wohngemeinschaft für Jugendliche unterzubringen, wurde schließlich – dynamisch auf Notwendigkeiten reagierend – zugunsten des neuartigen Hauskonzepts für Frauen verworfen.

Volkshilfe hafen* © Treberspurg & Partner

Sich in die Hausgemeinschaft einzubringen wird durch die verschiedenen Gemeinschaftsräume ermöglicht.
© Treberspurg & Partner

Faszinierend und schwierig zugleich ist das städtebauliche Umfeld: Parallel verlaufen westlich die vierspurige Heiligenstädterstraße, östlich der Bahndamm, die Hochtrasse der Autostraße nach Klosterneuburg und der Donaukanal. Nördlich spitzt sich das Grundstück zum Bahnhof Nussdorf zu. Während am gegenüberliegenden Ufer der Bau des neuen Wasserbaulabors der Universität für Bodenkultur nächst der von Otto Wagner als Tor zur Stadt gestalteten denkmalgeschützten Wehr- und Schleusenanlage offenbar niemanden störte, wurde das Haus der Volkshilfe zum Gegenstand einer parteipolitisch motivierten Kampagne. Gründe des Ortsbildschutzes wurden vorgeschoben und Ängste vor AsylwerberInnen, die als Klientel für den Standort nie in Frage kamen, geschürt. Den Bau des Hauses konnte man nicht verhindern, mit den Stimmen von FPÖ und ÖVP wurden aber die angesuchten geringfügigen Überschreitungen der Höhe, die statt der offenen Dachterrasse einen überdachten Gemeinschaftsbereich ermöglicht hätten, im Bezirksbauausschuss abgewiesen...

Sie möchten weiterlesen? Dieser Beitrag ist Teil unserer Ausgabe 5/2024. Der Volltext ist ab Seite 122 zu finden.


Volkshilfe hafen* in Bildern:

Volkshilfe hafen* © Treberspurg & Partner

Die offene Dachterrasse dient als zusätzlicher Gemeinschaftsraum...
© Treberspurg & Partner

Volkshilfe hafen* © Treberspurg & Partner

...und in der Küche trifft sich zum Beispiel der Kochclub.
© Treberspurg & Partner

Volkshilfe hafen* © Treberspurg & Partner

Das kommunikative Atrium ist ein Ort der geplanten und informellen Begegnung.
© Treberspurg & Partner

Volkshilfe hafen* © Treberspurg & Partner

Der Gemeinschaftsbalkon dient gleichzeitig als Vordach für den Eingang zu den Wohnungen.
© Treberspurg & Partner


 


 

Banner 5/2024

Das könnte Sie auch interessieren

Newsletter Anmeldung

Wir informieren Sie regelmäßig über Neuigkeiten zu Architektur- und Bauthemen, spannende Projekte sowie aktuelle Veranstaltungen in unserem Newsletter.

Als kleines Dankeschön für Ihre Newsletter-Anmeldung erhalten Sie kostenlos ein architektur.aktuell Special, das Sie nach Bestätigung der Anmeldung als PDF-Dokument herunterladen können.