Sicherheitswände Eiffelturm, Dietmar Feichtinger Architects © David Boureau

Immer öfter geraten die Grundrechte Freiheit und Sicherheit in Konfliktstellung. Immer häufiger wird uns zugemutet, sie gegeneinander abzuwägen und in heikle Balancen zu bringen. Und immer schwieriger ist es, dafür sozial verträgliche Maßnahmen zu finden. Krisen bergen aber stets auch Chancen: Intelligente Planung kann aus baulichen Sicherheitsmaßnahmen sogar urbanen Mehrwert generieren. Glas hilft dabei: Es ist heute nicht mehr nur Symbol demokratischer Transparenz, sondern kann auch der Sicherung dieser Werte dienen.


 

Erzwungenes Umdenken

Nachdem Paris wiederholt Opfer blutiger Attentate wurde, war die provisorische Abzäunung des Areals rund um den Eiffelturm von 2016 nicht mehr wegzudenken, im Gegenteil: Die Polizei drängte auf einen effizienten Schutz der Monumente und deren Besucher, auch durch eine kugelsichere Umzäunung des Eiffelturms. 

Ein geladener Wettbewerb wurde ausgeschrieben, den Dietmar Feichtinger Architectes gewannen. Dietmar Feichtinger versuchte, das Beste aus dieser heiklen Aufgabe zu machen und setzte auf Transparenz.
Er war bestrebt, die historische Blickachse zwischen dem auf dem Hügel jenseits der Seine gelegenen Palais Trocadero und dem auf dem Ende des Champ-de-Mars thronenden Dome des Invalides zu bewahren. Die Umzäunung besteht im Bereich dieser Achse vollkommen aus Glas – und zwar ohne sichtbare Tragkonstruktion, ohne den sonst üblichen, stark präsenten Rahmen. Die kugelsichere Verglasung mit einer Gesamtstärke von 72 Millimetern, die sich aus sechs Glasscheiben zusammensetzt, ist freitragend ausgebildet.

Sicherheitswände Eiffelturm, Paris Photo David Boureau

Sicherheitswände Eiffelturm, Paris Photo David Boureau

Ein übergreifendes Gesamtkonzept für eine touristische Aufwertung jenes Stadtgebiets, das bisher nur auf den Eiffelturm konzentriert war.

Die Besucher werden entlang der Glaswände auf der Seine-Seite und gegenüber am Champ-de-Mars zu den ruhigeren Seitenalleen geführt, wo sich die Eingänge befinden. Nach dem Passieren der vollkommen verglasten Pavillons gehen die Besucher durch eine romantische Parkanlage. Die Ausgangsbereiche sind ebenfalls entlang der Seitenalleen angeordnet, bestehend aus einer Reihe von automatischen Drehtüren, wiederum vollverglast. In den seitlichen Parkbereichen, von den Straßen abgelegen, wird die Glaswand von einem geschwungenen Cortenstahl-Zaun abgelöst, der wie ein Flechtwerk wirkt: In zwei Schichten schwingen sich schlanke Flachprofile zu einem Spitzpunkt hoch, wo sie einander begegnen und statisch stabilisieren. Eine kleine Anspielung: Der Schwung nimmt die Form des Eiffelturms auf, anstatt der 324 Meter sind es hier 324 Zentimeter.

Das könnte Sie auch interessieren

Newsletter Anmeldung

Wir informieren Sie regelmäßig über Neuigkeiten zu Architektur- und Bauthemen, spannende Projekte sowie aktuelle Veranstaltungen in unserem Newsletter.

Als kleines Dankeschön für Ihre Newsletter-Anmeldung erhalten Sie kostenlos ein architektur.aktuell Special, das Sie nach Bestätigung der Anmeldung als PDF-Dokument herunterladen können.