allmannwappner, Sieben Stationen, Stadtbahntunnel Karlsruhe © Brigida Gonzalez

In Karlsruhe entstand eine inspirierende Unterwelt aus Verkehrswegen, minimalistischer Architektur und Kunst. Die Lichtinstallation von Ingo Maurer spielt mit den technischen Elementen von Bahnästhetik und erhellt den Raum mit einem genialen Himmel aus Drahtseilen und Licht.


 

Das Karlsruher Modell

Die Stadt und der Verkehrsverbund von Karlsruhe haben auf vielen Ebenen vorausschauend und langfristig für die Region geplant. Bereits 1996 wurde erstmals die Verlegung der Stadtbahn auf ein unterirdisches Netz in der inneren Stadt beschlossen und durch alle Widerstände hindurch weitergetrieben. Mit dem auf Architektur und „Kunst am Bau“ ausgelegten Ausnahmeprojekt für sieben Bahnstationen im Stadtzentrum wurde 2021 ein großer Meilenstein realisiert. Fast 17 Jahre hat es vom Wettbewerb 2004 bis zur Eröffnung des Stadtbahntunnels gedauert. Was selbst für leidgeprüfte Architekten lange klingt, hat bei diesem Projekt zu einer eher „ausgereiften“ Version des ursprünglichen Entwurfs geführt. Viele Parameter, wie die weitere Entwicklung der LED-Technik oder die Berufung von Architekt Ludwig Wappner als Professor für Baukonstruktion und Entwerfen an das Karlsruher Institut für Technologie KIT spielten für den Prozessfortschritt und den notwenigen ständigen Dialog eine wesentliche Rolle.

allmannwappner, Sieben Stationen, Stadtbahntunnel Karlsruhe © Brigida Gonzalez

Für eine reduzierte, homogene Wirkung wird auf bauliche Verkleidungen bei den Abgängen und in den Sperrengeschossen weitestgehend verzichtet. © Brigida Gonzalez

Wir haben die Räume und ihre Materialität bei diesem außergewöhnlichen Projekt von sieben Untergrundbahnhöfen bauplastisch zelebriert.

Ludwig Wappner

 

Ausgangspunkt für das außergewöhnliche Projekt ist
das „Karlsruher Modell“ – das eine Verknüpfung städtischer Straßenbahnen mit dem überregionalen Straßenbahnverkehr zuwege anstrebte. Erfinder dieses Typs einer Straßenbahn war der Ingenieur und Leiter des Verkehrsbundes Dieter Ludwig (1939-2020). Er entwickelte Fahrzeuge, die für beide Systeme geeignet waren und brachte sie 1992 erstmals zwischen Karlsruhe und Brettern „auf Schiene“. Mittlerweile ist das Netz der Karlsruher Stadtbahn knapp über 660 Kilometer lang. Ein Modell mit Vorbildwirkung und Effekt auf das Verkehrsaufkommen für die drittgrößte Stadt Baden-Württembergs. Vor allem am Knotenpunkt, dem zentralen Marktplatz, wo sich elf Linien im Minutentakt trafen, und der Kaiserstraße wurde eine Beruhigung nötig. Neben dem Bau des Stadtbahntunnels ist seit 2020 auch die Gestaltung des neuen Marktplatzes fertig gestellt, ebenso wie ein Autobahntunnel – für Karlsruhe ging damit eine lange und beschwerliche Bauphase zu Ende.

allmannwappner, Sieben Stationen, Stadtbahntunnel Karlsruhe © Brigida Gonzalez

Makellose Betonoberflächen, grau in grau variierte Terrazzoböden, unregelmäßig verteilte konische Leuchtkörper an der Decke, bewusster Verzicht auf bunte Werbetafeln. © Brigida Gonzalez

Texturen, Oberflächen und handwerkliche Techniken veredeln und bereichern die unterschiedlichen Raumfolgen und Wege – begleitet von einer maßgeschneiderten Symphonie des Lichts.

Ludwig Wappner


Baukunst gepaart mit Ingenieurskunst

Das homogene Gestaltungskonzept der sieben Stationen – im Wettbewerb der einzige Entwurf, der dies im Gegensatz zu unterschiedlich gestalteten Themen-Bahnhöfen vorschlug – überzeugte von Beginn an. Architekt Ludwig Wappner erklärt das Konzept mit der spannenden innerstädtischen Achse, die die Stationen im Stadtgefüge bilden und verweist außerdem auf die besondere Dichte der Bahnhöfe.

allmannwappner, Sieben Stationen, Stadtbahntunnel Karlsruhe © Brigida Gonzalez

Die Oberleitsysteme der Bahn werden in der Lichtinstallation gestalterisch zu einem eigenen System aus Stahlseilen, Klemmen, blauen Isolatoren und Abspannungen transformiert. © Brigida Gonzalez

Mit dem einheitlichen Charakter heben sich die unterirdischen Räume von den heterogenen Stadtplätzen und deren historischen Fassaden ab. Sie bilden einen Kontrast zur urbanen Reizüberflutung.

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