Sportliche Eleganz
Inspiriert von der nüchternen Ästhetik, der einfachen Materialität und der erprobten Praktikabilität der umgebenden vernakulären Architekturlandschaft ist es dem Team der Steimle Architekten gelungen, mit ihrem Entwurf für den Neubau der Markolfhalle in Markelfingen am Bodensee ein bauliches Zeichen zu setzen. Die Sport- und Mehrzweckhalle mit Bolzplatz ersetzt etwas südlich des alten Standortes den ursprünglichen Bestandsbau, der einem Brand zum Opfer gefallen war.
Die lokale Sporthalle zählt für viele Einheimische zu einer der wenigen öffentlichen Einrichtungen, die in der Freizeit regelmäßig aufgesucht werden. Hier empfängt man außerdem Gäste oder nutzt die Anlage, um größere Veranstaltungen abzuhalten. Zusätzlich zu einer entsprechenden Flexibilität in der Nutzung sollte sich ein solcher Bau folglich harmonisch in die Landschaft einfügen, Identität stiften und eine gewisse Strahlkraft ausüben. Der Vorschlag von Steimle Architekten konnte die Stadt Ravensburg als Ausschreiberin des Projekts mit vorgeschaltetem Vergabeverhandlungsverfahren nachhaltig überzeugen, gemeinsam in die Umsetzung zu gehen. Für das interdisziplinäre Team aus den Bereichen Architektur und Fachplanung galt es, eine Mehrzweckhalle zu entwerfen, die sowohl für sportliche als auch für Veranstaltungszwecke ausgelegt sein sollte. „Neben den funktionalen, dienenden Anforderungen an das Gebäude spielte der atmosphärische Anspruch eine ebenso wichtige Rolle für uns“, so die ArchitektInnen. Die Ausarbeitung bis ins Detail, wie beispielsweise der zuschaltbare Bühnenraum, die flächenbündig ausgeführten Türelemente, die ebenso nahtlos in den Hallenwänden verstaubaren Sportgeräte und viele weitere Details tragen entscheidend dazu bei, dass sich die Stimmung der Halle zwischen Sport und Veranstaltung bewusst wandeln lässt.
„Die Bodenseeregion nimmt man mit ihren Obstplantagen als eher ländlich geprägten Landschaftsraum wahr“, erklären die BüropartnerInnen Christine und Thomas Steimle ihre Herangehensweise. „Aus der Formensprache des landwirtschaftlichen Kulturgutes heraus entwickelte sich das Bild eines transformierten Stadels mit einer fortgeschriebenen Holzlamellenfassade.“ Die ArchitektInnen reagierten damit aber auch direkt auf den Standort und die Nutzung beeinflussender Außenfaktoren: „Im Zuge der Entwicklung der Lamellenfassade spielte vor allem die Sonneneinstrahlung eine wichtige Rolle. Sowohl die sportlichen Aktivitäten als auch der Einsatz zu Veranstaltungszwecken sollten nicht durch ungünstig einfallendes Tageslicht gestört werden.“ Um den Hallenraum dennoch mit ausreichend Licht versorgen zu können und Ausblicke auf den Bodensee zu ermöglichen, entschied man sich für eine Lamellenstruktur, welche die Wirkung der Fassade zwischen Tag und Dunkelheit umkehrt. Während das Gebäude tagsüber eher verschlossen und in sich gekehrt wirkt, strahlt die Halle mit Einbruch der Dämmerung einladend und transparent in die Umgebung. „Dieser Effekt steht im Einklang mit der Hallennutzung.“
Basierend auf dem wirtschaftlichen Holzbauraster von 62,5 Zentimetern fußt die Entwicklung der gesamten Konstruktion auf einem klassischen Holzbau. Die ArchitektInnen diskutierten für das Dachtragwerk verschiedene Tragstrukturen als Varianten...
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Die Mehrzweckhalle Markelfingen in Bildern: