Manuel Herz, Synagoge in Babyn Yar, Kiew © Iwan Baan

Ein faltbares Gotteshaus, Buchmetaphern, vielfärbige Lebenszeichen: In Kiew beginnt eine neue Memorialkultur, durch die man die traumatische Vergangenheit mit einer hoffnungsfrohen Zukunft verbinden will.

Die Synagoge steht unmittelbarer hinter der Menorah von 1991 und in Nachbarschaft zu einem heute noch ablesbaren Teil der Schlucht – aber nicht direkt an einem Ort der Toten, was für den Bau einer Synagoge ausgeschlossen gewesen wäre. Herz knüpft an die Tradition hölzerner Synagogen an, die früher auf dem Gebiet der heutigen Ukraine standen, verbindet diese Idee aber mit dem Konzept eines wandelbaren Gebäudes: Im Ruhezustand geschlossen, kompakt und gleichsam zusammengefaltet auf einer dem Boden gegenüber minimalinvasiven, von Balustraden umgebenen hölzernen Plattform ruhend, werden die elf Meter hohen und acht Meter breiten Wände der Synagoge für die Gottesdienste aufgeklappt, sodass sie einen 90-Grad-Winkel bilden. Das Dach faltet sich aus zwei Dreiecken zu einem Quadrat auf. Eine gedrechselte Stütze, die das Dach trägt, wird im Boden arretiert, anschließend senkt man an Ketten die in der Nische über dem Toraschrein verborgene Bima ab, also das Lesepult für die Schriften, und an der anderen Wand eine kleine Empore, die in den Raum auskragt und ebenfalls auf einer ausgeklappten Stütze ruht.

Manuel Herz, Synagoge in Babyn Yar, Kiew © Iwan Baan

Die Synagoge erinnert an die traditionellen hölzernen Gotteshäuser der Ukraine und ist aus über hundert Jahre alten Eichen gefertigt.© Iwan Baan

Der Prozess der Öffnung dauert einige Zeit, er ist, da händisch und ohne Motor zu bewerkstelligen, durchaus anstrengend und er erfordert das Mitwirken von fünf oder sechs Personen. Manuel Herz sieht in diesem kollektiven Ritual eine Parallele zum Minjan, also zur Versammlung von zehn oder mehr Personen, die nötig sind, um einen jüdischen Gottesdienst abzuhalten.

Den ganze Beitrag lesen Sie in der November Ausgabe

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