Townhouse, Kingston University, London
Bildung durch Architektur ist ein zentrales Charakteristikum von Londons neuestem Universitätsgebäude, welches Yvonne Farrell und Shelly McNamara von dem Dubliner Büro der Grafton Architects für die Kingston University in London entworfen haben.
Die Kolonnade entlang der 200 m langen Fassade des 50 Mio. Pfund (ca. 55 Mio. €) teuren Gebäudes wirkt zunächst intim, wo die Deckenunterseiten neben dem Straßencafé niedrig sind. Doch dann weit ausladend, wenn sie mit den drei aufragenden Etagen dieses sechsstöckigen Gebäudes ansteigt, so dass man tatsächlich höher steht.
Das Zusammenspiel von Leere, Licht und Säulen wurde in diesem 9.100 Quadratmeter großen Town House wunderbar umgesetzt, zu dem eine Bibliothek und ein Archiv, anpassbare Tanzstudios, zwei Cafés und ein Aufführungsamphitheater bzw. überdachter Innenhof mit verschiebbaren Wänden gehören.
Das Town House selbst scheint seine Nutzer zu Tänzen und Performances zu animieren: Es gibt viele Balkone, Terrassen und Wandelgänge - die zwischen den ineinandergreifenden Rauminhalten angesiedelt sind - und in die Höhe führende Treppenhäuser. Wenn dieses Gebäude voller Menschen ist, vermittelt es eine bewegte Szenerie, da man die Nutzer hinter riesigen getönten Glaswänden und Fenstern über Innen- und Außentreppen hinauf- und hinabsteigen und über die Balkone wandeln sehen kann. Die tänzerischen Formen - sowohl die menschlichen als auch die strukturellen - setzen sich im Inneren fort, wo der Blick über die verschiedenen Stockwerke nach oben oder unten zu den großen Plattformen, der Bibliothek und den Übungsräumen führt. Alle mussten der Anforderung gerecht werden, dass 50 % des Gebäudes offen zu gestalten sei.
Dieses Gebäude, das mit dem BREEAM-Prädikat als exzellent bewertet wurde, fördert zweifellos zufällige Begegnungen - und erinnert an die pädagogischen Gebäudeentwürfe des niederländischen Architekten Herman Hertzberger.