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Jan

and | intra space & head in a cloud

Head in a Cloud, Installationsansicht AIL, Wien 2018 – © 2MVD

aut. architektur und tirol

Im Adambräu
Lois Welzenbacher Platz 1
6020 Innsbruck
Österreich

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Ausstellungseröffnung 10. 01. 2019, 19:00

Die Ausstellung AND präsentiert zwei unabhängig voneinander konzipierte, experimentelle Arbeiten, welche die Bedeutung und Funktion von virtuellen und physischen Räumen untersuchen. Der Aufbruch in die Virtualität, den DenkerInnen, DesignerInnen und KünstlerInnen schon seit den 1960er Jahren thematisierten, wird mit modernen technologischen Mitteln umgesetzt. Die installierten Arbeiten geben Einblick in aktuelle, experimentelle architektonische Forschungs- und Entwurfsprozesse. Im Zentrum stehen auditive und visuelle Sinneserfahrungen, die virtuelle Welten als interaktive Wahrnehmungsräume für den menschlichen Körper in Echtzeit erfahrbar machen. Gezeigt werden Rauminstallationen von Valerie Messini und Damjan Minovski (2MVD) sowie von Christina Jauernik und Wolfgang Tschapeller mit dem Projektteam von INTRA SPACE.


Die BesucherInnen changieren zwischen Akteur- und Betrachterpositionen, können in das Geschehen eingreifen und zum bestimmenden Faktor für das Erlebte werden. Der eigene Körper fungiert als „Schwellenzone“, als sensitives, empfindsames Wahrnehmungsorgan. Die Grenze zwischen realen Räumen, virtuellen Architekturen und der eigenen Körperwahrnehmung wird unscharf und provoziert „Spekulationen“ über das Verschmelzen von Körper mit / zu Technologien und Realitäten mit / zu Virtualitäten.

Analog zu „The Powers of Ten“1 (1968 – 77) der ArchitektInnen Ray und Charles Eames, dem „TV Helm“2 (1967) des Bildhauers und Architekten Walter Pichler, Stanislaw Lems sowie Andrei Tarkovskys Science-Fiction Roman und Verfilmung „Solaris“ (1961 /1972), „Der überreizte Körper als Infrastruktur“3 (1994) des Philosophen Paul Virilio, Architekturhistoriker Georges Teyssots „The Mutant Body of Architecture“ (1998), „L’Intrus“4 (2000) des Philosophen Jean-Luc Nancy, Biologin und Wissenschaftsphilosophin Donna Haraways „Companion Species“5 (2003) und „Leviathan“ (2012) der ethnographischen Filmemacher Véréna Paravel und Lucien Castaing-Taylor werden ein technisch durchdrungenes Wesen, veränderte Wahrnehmungsmöglichkeiten, Identitätskonstruktionen und Körper in Bewegung verhandelt und betrachtet.

Dynamische Formen der Interaktion werden erforscht, indem reale Körper in virtuelle Landschaften und virtuelle Figuren in reale Räume projiziert werden. So ergibt sich eine Verschränkung zwischen Virtualität und Materialität, eine Komposition zweier Ansätze, die den menschlichen Körper als Ausgangspunkt und Vermittler betrachten. In virtuellen Raumerfahrungen am eigenen Körper, zwischen Traum und Wirklichkeit, zwischen virtueller Illusion und dinglicher Welt, werden Subjekt-positionen multipliziert, verlagert, geteilt und in-Bewegung-gesetzt, wodurch Perspektiven, Identitäten, Objekte und Subjekte zu oszillieren beginnen.

Was findet man in der Virtualität? Noch mehr Dichte, oder endlich Leere? Unser Alltag scheint von Hypereffizienz, Gleichzeitigkeit und Ortlosigkeit durchsetzt. Die stete Ausbreitung des virtuellen Raumes beeinflusst die Wahrnehmung des physischen bzw. des gebauten Raumes. Was sind die möglichen Auswirkungen der Virtualisierung auf das architektonische Denken und die Raumproduktion? Schreiben wir die derzeitigen technologischen und wissenschaftlichen Entwicklungen weiter wie bisher, stellt sich die Frage, welche Rolle die Architektur unter diesen Voraussetzungen spielen wird.

„Understanding Media: The Extensions of Man“ (1964) des Medientheoretikers Marshall McLuhan, der immersive Helm „Head-Mounted-Display“ (1968) zur Simulation dreidimensionaler Umgebung des Ingenieurs und Pioniers der Computergrafik Ivan Sutherland oder auch „Das aufblasbare Büro, für temporäres Arbeiten an den verschiedensten Orten“ (1969) des Architekten Hans Hollein nehmen diese Entwicklung vorweg. Sie sind freidenkerische Erweiterungen des Raums und markieren jenen Quantensprung von der physischen in die virtuelle Welt. Sie behandeln weniger die Psyche des Einzelnen als vielmehr eine Suche nach einer neuen Definition für Raum.

aut. architektur und tirol, Plakat zur Ausstellung

aut. architektur und tirol, Plakat zur Ausstellung

Ist es eine der Aufgaben unserer Zeit, im endlosen virtuellen Raum Momente der Ruhe zu schaffen? Werden sich die Architektur und der Umgang mit unseren Körpern soweit verändern, dass beide Bereiche möglicherweise symbiotische Beziehungen eingehen und damit ihre traditionelle Rolle aufgeben oder vertauschen werden? Muss man die Architektur körperhafter, wie einen „lebenden“ Organismus denken, oder wird unser Körper zunehmend architektonisch wie technisch gestaltet und damit die Raumproduktion eine neue Bedeutung bekommen? Wird der Körper zu einem Phänomen territorialen und technologischen Denkens, der Mensch zu einem unheimlichen Wesen, vertraut und doch so fremd?

Ausstellungseröffnung 10. 01. 2019, 19:00
Einführende Worte:
Arno Ritter (Leiter aut)
Christina Jauernik, Valerie Messini

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