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Sep

Architekturen für das quantifizierte Selbst | halfway Mikro-Konferenz

halfway, Juni 2019, © Wolfgang Thaler

halfway

Halbgasse 3-5
1070 Wien
Österreich

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Mi - Sa 15:00 - 18:00

Die Mikro-Konferenz Architekturen für das quantifizierte Selbst in halfway ist eine diskursive Plattform für die Diskussion gegenwärtiger urbaner Effekte digitalisierter Lebenskulturen. Als Abschluss des Forschungsprojekts Curating the Urban wird hier noch einmal die Frage öffentlich verhandelt, wie und mit welchen Mitteln der (Re)Präsentation aus dem Feld der künstlerisch-forschender Praxis diese Effekte vermittelbar werden können.


Zur Diskussion steht, in welchen Räumen das „quantifizierte Subjekt“ agiert und seine „dividuale“ Verfasstheit geprägt und bisweilen geschaffen wird. In einer Kultur, die zunehmend von Evaluierungen, algorithmisch generierten Empfehlungen sowie einem immer spezifischeren Profiling geprägt ist, stellt sich die Frage, wie eine Architektur zu denken ist, die für diese digital vermessenen Subjekte konfiguriert ist.

John Cheney-Lippolds Buch We are Data (2017), das eine wichtige Grundlage für das Forschungsprojekt war, portraitiert die dividualen Mechanismen der heutigen Subjektivität vor dem Hintergrund omnipräsenter Datensammlungen und Profilierungskonzepten der digitalen Global Players. Wir stellen hier die Frage wie die räumlichen Konsequenzen einer Idee von Stadt aussehen, wie sie etwa gerade von Sidewalk Labs (eine Tochterfirma von Google/Alphabet) in Toronto (Toronto Quayside) „from the data up“ entwickelt wird. Welchen Ideologien und Regeln unterliegt diese totale Umschreibung und Re-Programmierung der Software unserer Städte, die sowohl top-down als auch bottom-up ein Geflecht von Netzwerken generiert, das sich anschickt, zu einer neuen globalen „accidental megastructure“ (Benjamin Bratton) zu werden?

In einem weiteren Schwerpunkt beschäftigen wir uns mit der Frage, inwieweit Strategien der Verräumlichung von zunehmend immateriellen Protokollen, Programmierungen und Bildpolitiken, denen architektonische Räume unterliegen, erneut so etwas wie eine Lesbarkeit oder Handhabbarkeit von Konzepten ermöglichen könnten, die laut James Bridle einem „New Dark Age“ der digitalen Intransparenz angehören.

Hier stellt sich auch die Frage, ob ein reflexiver Umgang mit Fragen des Displays, wie er speziell in den post-konzeptuellen Praktiken der institutionskritischen Kunst entwickelt wurde, einen Weg für eine künstlerisch-forschende Praxis eröffnen kann, die für die Gegenwart den Anspruch des konstruktivistischen Labors oder Otto Neuraths Visualisierungsstrategien neu zu denken versucht.

Round Table
mit Beiträgen von John Cheney-Lippold, Gabu Heindl, Andreas Spiegl, Eva Maria Stadler
für halfway: Christina Nägele, Heidi Pretterhofer, Christian Teckert

21. September 2019, 11 Uhr
Brunch Talk: Projektpräsentation und Video Screening
Christian Frieß, Christian Teckert
Respondent: John Cheney-Lippold

In den Präsentationen werden zwei Formen künstlerisch-wissenschaftlicher Ansätze zur Diskussion gestellt, in denen Mechanismen einer algorithmischen Kultur anhand konkreter Patente und Orte untersucht werden:

In Christian Frieß’ und Benjamin Gerdes’ Faltplan mit dem Titel User Environments in the Interface City wird eine Serie von Patenten zur interaktiven Kontrolle und Steuerung von Subjekten zum Ausgangspunkt für eine zeitgemäße Kartografie von smarten Umgebungen. Als Katalog von einzelnen Aspekten der digitalen Regulierung entwirft diese Karte eine neue Form der Repräsentation medialer Schichten der Stadt.

In Christian Teckerts Video Total Living Industry II wird entlang eines „drifts“ durch einen Tag einer zeitgenössischen Metropole eine Serie von „dividualen“ Räumen durchdekliniert, in denen sich die Wirkungsmacht algorithmischer Prozeduren unsichtbar, aber umso effizienter entfaltet. Als Sammlung generischer Architekturen einer von Feedbacks, Evaluierungen und individualisierten Profilen überformten Stadt wirft das Video die Frage auf, welche Rolle Gestaltung als Übersetzungsleistung einer gesellschaftlichen Agenda noch spielen kann.


Programm:

Freitag 20. September 2019 – 18:00 Round Table
mit Beiträgen von John Cheney-Lippold, Gabu Heindl, Andreas Spiegl, Eva Maria Stadler
für halfway: Christina Nägele, Heidi Pretterhofer, Christian Teckert

Samstag 21. September 2019 – 11:00 Brunch Talk
Projektpräsentation: User Environments in the Interface City, Christian Frieß
Video Screening: Total Living Industry II, Christian Teckert
Respondent: John Cheney-Lippold

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