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Jul

František Lesák | Vermutung und Wirklichkeit

František Lesák, Vermutung und Wirklichkeit, 2021, Ausstellungsansicht Secession 2021, Foto: Iris Ranzinger

Secession

Friedrichstraße 12,
1010 Wien
Österreich

-

Dienstag–Sonntag 10 – 18 Uhr

Der konzeptuelle Zeichner und Bildhauer František Lesák widmet sich in seinem Werk dem Beschreiben und Begreifen der Gegenständlichkeit und den damit zusammenhängenden Fragen der Wahrnehmung. Das Schaffen räumlicher Bezugssysteme, das Ausloten wechselnder Perspektiven, das Vermessen und Kartographieren ausgewählter Szenerien und das Spiel mit sich verändernden Maßstäben bilden das Kerninstrumentarium seiner künstlerischen Tätigkeit. In einer Art Grundlagenforschung untersucht er in systematisch angelegten Werkzyklen die Dinge und ihr Verhältnis zum realen und medialen Raum.


Lesáks Ausstellung in der Secession umfasst verschiedene Werkgruppen, die vorwiegend in den letzten Jahren entstanden sind, bislang nicht oder kaum gezeigt wurden und Einblicke in die Gegenwärtigkeit und Kontinuitäten seines Oeuvres geben.

In seinem neuen, titelgebenden Zyklus Vermutung und Wirklichkeit (2020) erforscht Lesák das komplexe Zusammenspiel zwischen taktiler und visueller Wahrnehmung ebenso wie das Zeichnen als eine körperliche und geistige Praxis der Notation von Wirklichkeit. In 18 Bildpaaren bringt er verschiedene Haltungen seiner linken Hand auf jeweils zwei Weisen zu Papier, indem er einer strengen Versuchsanordnung folgt. Die Blätter auf der linken Seite wirken offener und ungelenker. Sie sind das Ergebnis eines Experiments, für das der Künstler die zu zeichnende Hand jedes Mal mit anders verschränkten Fingern verdeckt unter dem Tisch hält, so dass sie der kontrollierenden Instanz seines Sehsinns entzogen ist. Die Vorstellung der Fingeranordnungen, die er ausschließlich anhand seiner taktilen Empfindungen aufzuzeichnen versucht, ist – so stellt es sich für den Künstler heraus – eine nur unzuverlässige Vermutung, die sich in der Mehrzahl der Fälle nicht mit dem wahren Sachverhalt deckt. Obwohl es die eigene Hand ist, die durch Selbstbetastung erkundet wird, erschwert das Zurückgeworfensein allein auf den Tastsinn die Aufzeichnung der Hand in ihrer kohärenten Form. Der tastende Strich und das Fragmentarische der Form dokumentieren diese grundlegende Schwierigkeit. Für die zugeordneten Zeichnungen auf der rechten Seite hingegen hat der Künstler die Hand in denselben Stellungen sichtbar vor sich gehalten. Die hier zu beobachtende Leichtigkeit im Erfassen der Form und die zielsichere Abstraktion der Volumina als geometrische Körper verraten den geübten Zeichner. Im Vergleich beider Darstellungen wird deutlich, wie stark der unterschiedliche Zugang jeweils ein anderes Erleben und Wissen aktiviert.

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