architektur.aktuell 12/2005

architektur.aktuell 12/2005

landmarks

Artengo Menis Pastrana: Kongresszentrum auf Teneriffa, Kanarische Inseln | Congress Center, Tenerife, Canary Islands

Photos: Roland Halbe; Text: David Cohn
Die Kraft des Steins

Neben dem Flughafen und hundert Meter über dem Touristenstrand Adaje formten AMP scheinbar aus dem rohen Stein heraus ein raues, dennoch elegantes Kongresszentrum. Mit 2.700 Quadratmetern stützenfreiem Raum kann es allen Veranstaltungen als spektakuläre Kulisse dienen, die fern von Europa, aber dennoch in unserem Einflussbereich im ausgeglichenen Meeresklima Annehmlichkeiten bieten wollen.


Jean Nouvel: Torre Agbar in Barcelona, Spanien | Spain

Photos: Philippe Ruault; Text: Dominique Boudet
Brillanz und Enttäuschung

Fassaden dienen Jean Nouvel dazu, Gebäude bestmöglich in die Umgebung zu integrieren. Mit dem Torre Agbar hat er diesbezüglich einen Punkt erreicht, der nur mehr schwer zu überbieten ist. Die komplexe Verbindung einer strukturierenden Innenwand mit einer doppelten Außenhaut ermöglicht es, dieses neue und riesige Wahrzeichen Barcelonas mit der Landschaft der katalanischen Hauptstadt zu verschmelzen. Auffällig in formalen und technischen Aspekten enttäuscht der Torre Agbar jedoch auf funktionaler Ebene. Die spiegelnde Strahlkraft des Äußeren findet sich im unspektakulären Inneren nicht wieder.


Foster and Partners: Philologische Bibliothek der Freien Universität Berlin | Philology Library of the Freie Universität Berlin, Germany

Photos: Rudi Meisel; Text: Claus Käpplinger
Raumschiff im Cluster

Kongenial implantierte Norman Foster seine neue Bibliothek mit klar erkennbarer Gestalt und Raumatmosphäre in ein fast vergessenes Manifest des “Team X” – den Cluster der Freien Universität Berlin. Im Geist der späten Nachkriegsmoderne schuf der Brite nicht nur einen unverwechselbaren Bibliothekskörper, sondern erneuerte mit vielen sensiblen Eingriffen auch das Meisterwerk der Architekten Candilis-Josic-Woods-Schiedhelm, dessen Struktur und Qualitäten nun erstmals wieder Anerkennung seitens der Nutzer erfährt.


Essay

Türkisch Modern | Turkish Modern

Text: Olaf Bartels
Wenige Wochen nach Beginn der Beitrittsverhandlungen der Türkei mit der Europäischen Union sollte man sich auch aus der Architektur-Sicht Fragen nach der dortigen Baukultur stellen. Können wir aus dieser spezifischen, urbanen Verbindung orientalischer und westlicher Einflüsse lernen? Die aktuelle Produktion ist nur die Spitze einer mittlerweile fast hundertjährigen, vom Staat vehement verfolgten Modernisierungspolitik. Westliche Standards sind in Istanbul fast selbstverständlich, im positiven wie im problematischen Sinne. 

TATANKA: Drei MPreis-Märkte in Tirol | Three MPreis Supermarkets in Tyrol, Austria

Photos: Paul Ott; Text: Matthias Boeckl
Das Chaos steuern

Die drei letzten MPreis-Märkte von TATANKA loten die baulichen Möglichkeiten der Marke aus. In welcher Dimension und welcher Struktur lassen sich die Ansprüche des Familienbetriebs am besten mit den Forderungen des suburbanen Lebensmittelgeschäfts verbinden? Überraschende, kreative Antworten auf problematische städtebauliche Situationen gibt Wolfgang Pöschl, immer noch einer der experimentierfreudigsten Architekten Tirols. 

Alexy & Klimková: Wohnbau Mondrian in Bratislava, Slowakei | “Mondrian” Apartment Building in Graz, Austria

Photos: Paul Safko; Text: Henrieta Moravcikova
Der hübsche kleine Bruder

Das Apartmenthaus “Mondrian” ist ein typisches Ergebnis dessen, was sich gerade am Wohnungsmarkt in Bratislava abspielt: Nachfrage nach Wohnungen, die den höher gewordenen Ansprüchen gerecht werden, Verdichtung in den Plattenbautensiedlungen, Zunahme an qualitätsvollen Wohnprojekten im allgemeinen wie auch die Vorliebe der Architekten für formenstrenge Manifestationen. 

INNOCAD: Wohn- und Bürohaus “Golden Nugget” in Graz Steiermark | “Golden Nugget” Residential and Office Building in Graz, Austria

Photos: Paul Ott; Text: Nikolaus Hellmayr
Ohne Sentimentalitäten

Die Bezeichnung “Golden Nugget” für ein neues Wohn- und Bürohaus mag neben anderen guten Gründen insgeheim auch die zugrunde liegende Intention der Planer zum Ausdruck bringen, die mit einer guten Portion Mut und Einfallsreichtum die traditionellen Grenzen ihres Metiers weit hinter sich lassen. So schlüpfte das interdisziplinär orientierte Planerteam INNOCAD für sein aktuelles Wohnbauprojekt nicht nur in die Rolle des Bauherrn und erwarb mit geborgtem Kapital eine Liegenschaft in der Grazer Altstadt, sondern gründete im Zuge der Projektentwicklung auch eine Immobiliengesellschaft, um auf der Ebene des Wohnbaumarkts eigene Initiativen durchsetzen zu können.

Klaus Stattmann: Zwischenraum, Mistelbach, Niederösterreich | Lower Austria

Photos: Heinz Cibulka, Michael Nagl, Klaus Stattmann; Text: Matthias Boeckl
Das Land und seine Bilder

Österreich ist mit viel Kunst gesegnet – und dieser Segen geht gerne über Weingebieten nieder. Die Verbindung von Wein und Kunst wird zunehmend zum touristischen Hauptthema Ostösterreichs, sei es im aktuellen Bauboom bei Weingütern, bei neuen Wein/Wellness/Kultur-Anlagen wie dem Langenloiser Loisium von Steven Holl oder in Mistelbach, einer bisher unscheinbaren Bezirksstadt des niederösterreichischen Weinviertels. Ein Hermann-Nitsch-Museum soll 2007 hier eröffnet werden, und schon jetzt ist mit dem “Zwischenraum” von Klaus Stattmann und Heinz Cibulka eine überzeugend zeitgenössische Interpretation der regionalen Kultur gelungen.


Small&Smart

gaupenraub +/-: Engel am Naschmarkt, Wien | Vienna, Austria

Photos: Patricia Weisskirchner; Text: Andrea Nussbaum
Ein kulinarischer Transporter

An der kulinarischen Hauptschlagader von Wien, dem Naschmarkt, präsentiert sich ein winziges Lokal im Gewand zweier Artgenossen: Vom Heurigen zur Lounge und wieder zurück – so könnte man die kleine, aber feine Modernisierung auf dem historischen Parkett des größten Wiener Markts beschreiben. Eine Kombination beider Identitäten, verwirklicht in dem nur knapp 20 Quadratmeter großen Lokal. Der Heurige, Wiens traditionelle Weinschenke inmitten von Gärten, lässt sich in den typischen Materialien wie Holz blicken, das im Sinne der einheitlichen Identität des Naschmarkts – ganz klassisch – grün lasiert ist. Auch die Gemütlichkeit, wie man sie vom Heurigen her kennt, findet sich im Programm wieder, schon allein, weil die Küche aus Platzgründen über die gesamte Längsrichtung des ehemaligen Marktstandes läuft. Intimer geht es nur, wenn man sich selber an den Herd stellt. Als Gast is(s)t man mitten drinnen, beim Kochen wie beim Speisen: “Kochen lernen gratis dazu” – so das Motto der Architekten. Aber auch die Trend-Variante des Verweilens, die Lounge, hat Einzug in den “Engel” gehalten – ziemlich bequem und auch nobel aussehend: helles Leder auf dem gepolsterten Bankett, dazu minimalistisch anmutende Tische und Stühle. Damit der Aufenthalt nicht gar zu eng wird, öffneten die Architekten die Parapete, klappten sie als Podeste auf den Gehsteig und generierten mit dieser einfachen Geste zusätzlichen (Sitz-)Raum. So wurden aus 19 immerhin 22 Quadratmeter (bei Schlechtwetter), bei Schönwetter sogar 30 Quadratmeter oder in Sitzplätzen ausgedrückt: 15 Sitzplätze bei Schlechtwetter, 25 bei Schönwetter plus 5 in einem Mini-Gastgarten. In der herbstlichen Jahreszeit wird das erweiterte Restaurant gegen die Kälte eingepackt, charmant umgesetzt mit Plastikfolien, lapidar fixiert durch Gummischnüre an der Außenfassade wie auf einem Transporter. Und irgendwie erinnert das beim drinnen Sitzen und in den vorbeiziehenden Fluss von Verkehr und Passanten nach draußen Schauen dann doch an eine gemächliche Fahrt auf einem Fährkahn auf dem unter dem Naschmarkt fließenden Wienfluss.

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