ARCHITEKTEN LUGER & MAUL, Zirkus des Wissens, Johannes Kepler-Universität, Linz © Walter Ebenhofer / ARCHITEKTEN LUGER & MAUL

Die Analogie zwischen Wissenschaft und Zirkusartistik ist keineswegs selbsterklärend. Beide besitzen jedoch ausgeprägt spielerische Elemente und beide verlangen viel Disziplin, um zu validen Ergebnissen zu kommen. So erklärt sich auch die Ambition der Linzer Universität, junge Leute im Zirkus-Format für die Forschung zu begeistern.


 

Der Zirkus des Wissens ...

... ist eine Einrichtung der Johannes-Kepler-Universität Linz, die vorwiegend (sehr) junges Publikum auf spielerische Weise mit der Wissenschaft in Kontakt bringen soll. Der Name schreibt fest, was hier in der Schwebe bleibt: Der Zirkus, mobil und bunt zwar, doch mit Dressur und körperlicher Härte verbunden, hat sich dem Wissen verschrieben, dem Sicherheit verheißenden Resultat geistigen Schaffens. Diese Ambivalenz haben Luger & Maul mit ihrer Architektur eingefangen und auch gleich ein zweites Spannungsfeld genutzt: Sie verbinden den Campus der JKU, den derzeit innovativsten und urbansten Teil der Stadt Linz, mit seiner landwirtschaftlich-feudalen Geschichte. Auf alten Abbildungen ist das Schloss Auhof, in dessen Park der Universitätscampus in den 1960-er Jahren angelegt wurde, als vierseitig geschlossener Hof zu sehen. Das Herrenhaus an der Südseite und der Ostflügel sind, von Rektorat und Verwaltung genutzt, noch erhalten. Den längst verlorenen hölzernen Nordtrakt haben Luger & Maul nun als Zirkus des Wissens wiedererrichtet.

ARCHITEKTEN LUGER & MAUL, Zirkus des Wissens, JKU Linz © Walter Ebenhofer / ARCHITEKTEN LUGER & MAUL

Der Zirkus erinnert an ein altes Holzgebäude und schließt den Platz an der Nordseite von Schloss Auhof. © Walter Ebenhofer / ARCHITEKTEN LUGER & MAUL

Konzentration aufs Wesentliche

Der Neubau ist jedoch weder eine Rekonstruktion des historischen Bauwerks noch erhebt er sich exakt an dessen Stelle. Doch die Typologie der Scheune, ihren von einem Satteldach geprägten Umriss und ihre Materialität empfindet der Zirkus des Wissens nach und setzt so ein Objekt nahezu anonymen Bauens in ein Umfeld, das von zeitgenössischer Architektur auf höchstem Niveau geprägt ist, wie kein zweites in dieser Stadt. Natürlich kann jedoch von Anonymität in diesem Fall keine Rede sein. Strengste Sparsamkeit war allerdings geboten, wollte man das noch vom ehemaligen Rektor Richard Hagelauer bereitgestellte Budget nicht überschreiten. In solchen Fällen machen engagierte Architekturbüros mit ihrer Arbeit oft wett, was an finanziellen Mitteln fehlen mag. Der Zirkus des Wissens trägt unübersehbar die Handschrift des Büros, die ein Höchstmaß an handwerklicher Feinheit mit der Fähigkeit verbindet, der Aufgabe und den Bedingungen des Ortes unbedingten Vortritt einzuräumen. Der Konzentration auf das Wesentliche kommt der Typus des einfachen landwirtschaftlichen Speichergebäudes natürlich weit entgegen.

ARCHITEKTEN LUGER & MAUL, Zirkus des Wissens, JKU Linz © Walter Ebenhofer / ARCHITEKTEN LUGER & MAUL

Die Barockgebäude um den Innenhof schaffen ein stimmungsvolles Ambiente für das Theater. © Walter Ebenhofer / ARCHITEKTEN LUGER & MAUL

ARCHITEKTEN LUGER & MAUL, Zirkus des Wissens, JKU Linz © Walter Ebenhofer / ARCHITEKTEN LUGER & MAUL

Das Theater fasst rund 300 ZuschauerInnen, die Lichtskulptur im Luftraum stammt von Neon-Line. © Walter Ebenhofer / ARCHITEKTEN LUGER & MAUL

Dennoch läuft niemand, der auch nur einen flüchtigen Blick auf den Zirkus des Wissens wirft, Gefahr, ihn für eine Scheune zu halten, die aus unbekannten Gründen im Universitätsgelände steht.
Betritt man das Gebäude über das Foyer an der Westseite, ...den ganzen Beitrag lesen Sie in der 1-2er Ausgabe!

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