
architektur.aktuell 03/2008
R. Schmalohr – Wohnhauserweiterung in Oelde/Münster, Deutschland
Text: Klaus-Dieter Weiß – Eine Ökologie des Weglassens und Verdichtens
Nackter Beton, dazu noch eisenoxidrot, selbst als fünfte Fassade. Außen besteht dieses Pueblo-Haus nur aus Sichtbeton, Glas und Fensterrahmen. Alles Fehlende spart Material, benötigt keine Wartung, keinen Anstrich. Das ist auch ökologisch konsequent. Die Verdichtung mit Hilfe einer flexiblen Doppelnutzung des Grundstücks für drei Generationen optimiert die Flächen- und Energiebilanz. Der architektonische Kontrast zum Altbau offenbart dennoch mehr Kommunikation als auf den ersten Blick zu erwarten.
S.O.F.A. architekten – Haus P. in Meran, Italien
Text: Matthias Boeckl – Einheit, Einfachheit, Phantasie
Der Traum vom Haus im Grünen mit Fernblick ist – zumindest in Mitteleuropa – in Wahrheit längst ein Stadtumbau-Projekt. Denn die extreme Knappheit der Ressourcen in besten Lagen erlaubt kaum mehr Neuerschließungen. Südtirol zeigt, wie es trotzdem geht: Neubauten sind praktisch nur mehr als Ersatz bestehender Altbauten möglich – wobei 10 Prozent mehr erlaubtes Volumen die nötige Nachverdichtung und Qualitätssteigerung sichern. Mit dem laufenden Generationswechsel könnte so bald ein Großteil des Bestands durch architektonisch und ökologisch hochwertige Neubauten ersetzt werden.
Markus Wespi Jérôme de Meuron – Wohnhaus in Brione sopra Minusio, Schweiz
Text: Seraina Carl – Introvertierte Weitsicht
Ein außerordentliches Ferienhaus haben die Architekten Markus Wespi und Jérôme de Meuron am Steilhang ob Locarno geschaffen: unter freier Verwendung von Themen der traditionellen lokalen Architektur nimmt sich das Haus in der Umgebung diskret zurück und fokussiert sich ganz auf die atemberaubende Fernsicht.
Drachman Design Build Coalition – RESIDENCE ONE in Tucson, Arizona, USA
Text: Bradley Wheeler – “…and Housing for All”
Die Hochschule für Architektur und Landschaftsplanung der Universität Arizona beschreitet in Sachen Wohnbau für einkommensschwache Schichten neue Wege. Das kürzlich vom A.I.A. (Amerikanisches Institut für Architektur) prämierte Projekt kam dank der Bemühungen der namhaften Drachman Design Build Coalition (DDBC) der Schule für Architektur und Landschaftsplanung der Universität Arizona zustande. Die DDBC war aus dem Bestreben entstanden, prototypische, energieeffiziente und kostengünstige Unterkünfte zu schaffen und damit die Entwicklung des sozialen Wohnbaus zu beeinflussen. „Die Pläne werden gemeinnützigen und gewinnorientierten Wohnbauunternehmern zur Verfügung gestellt,“ erklärt Architekturprofessorin Mary Hardin. „Ziel ist es, regionalspezifische Planungsstrategien einem breiten Publikum näher zu bringen.“
Gianni Botsford Architects – Casa Kike, Cahuita, Costa Rica
Text: Will Jones – Tradition & Know-How
Reife Palmen und Mangobäume schmiegen sich an die Casa Kike, das neue Wohnhaus im Garten des Anwesens des US-amerikanischen Autors I.I. Magdalen in Costa Rica. Das Refugium für den Schriftsteller kombiniert architektonisches Bestreben mit traditionellen lokalen Bautechniken, um das Beste aus einem Standort herauszuholen, der auf den Dschungel wie auch auf das Meer blickt.
Wolfgang Tschapeller – Haus in St. Andrä-Wördern, Niederösterreich
Text: Isabella Marboe – Jenseits von Zeit und Raum
Nah an der Donau realisierte Wolfgang Tschapeller mit Wolfram Mehlem und Jesper Bork in St. Andrä-Wördern ein außergewöhnliches Haus. Leicht schwebt die kantige Raumröhre aus Sichtbeton auf einem aufgeständerten Fundament über die weite Ebene. Freigeformte Öffnungen und transparente Glaskörper durchbrechen ihre massive, harte Schale. Als polygonale Strukturen schreiben sich die einzelnen Räume in das Volumen zwischen den Scheiben ein und bilden so ein freifließendes Lebensumfeld, das neue Erfahrungen und Perspektiven eröffnet.
Richard Meier + Partners – Apartment-Anlage Jesolo Lido Village, Italien
Text: Roland Gruber – Aufbruch an Mitteleuropas Badestrand
Die italienische Adriaküste ist – abgesehen von Venedig – ein nur temporär dicht besiedelter Erdteil. Mehr als die Hälfte des Jahres herrscht Dornröschenschlaf. Bis auf Bauarbeiter ist niemand anzutreffen. Von Oktober bis April wird fleißig erneuert, um den Gästen im Sommer einen optimalen Rahmen für Freizeit und Erholung bieten zu können. Ende des 19.Jahrhunderts begann der Tourismus. In 100 Jahren haben sich die Adriaorte zum Zentrum des europäischen Tourismus entwickelt.
Morphosis – Italien-Headquarter der Hypo Group Alpe Adria, Udine
Text: Roland Gruber – Fragmentarischer Gruß aus den Alpen
Die Hypo Group Alpe Adria ist eine internationale Finanzgruppe, die von Kärnten aus in den letzten Jahren in mehr als 350 Standorte und 12 Mittel- und Osteuropäischen Ländern expandiert hat. Diese Vergrößerung verlangt nach neuen regionalen Headquarters – gleichzeitig will die Bank ihr Image schärfen und in der Öffentlichkeit Dynamik und Öffnung zu den internationalen Märkten demonstrieren. Dafür ist Architektur wohl das beste Instrument.