architektur.aktuell 10/2005

architektur.aktuell 10/2005

integration

Bevk & Perovic: Sozialwohnungen in Polje bei Ljubljana, Slowenien | Social Housing in Polje near Ljubljana, Slovenia

Photos: Matevz Paternoster, Davorin Pocivasek; Text: Andrej Hrausky
Die Fassade mit dem Lächeln

Den heurigen Joze Plecnik-Preis, den wichtigsten Architekturpreis Sloweniens, erhielten die Architekten Matija Bevk und Vasa J. Perovic für die Wohnsiedlung in Polje bei Ljubljana. Damit haben die beiden Architekten, die sich in den letzten Jahren als die überzeugendsten Vertreter der jüngeren Generation etablierten, erneut ihren Stellenwert unterstrichen. Dabei geht es nicht nur um die Qualität ihrer Arbeit, viel mehr noch ist ihre Energie zu bewundern, entstehen ihre Projekte doch in einem für slowenische Verhältnisse ungewöhnlich hohen Tempo.


ArchiFactory.de: Drei Wohnverdichtungen in Dortmund, Deutschland | Increasing Housing Density and Intensity, Three Examples from Dortmund, Germany

Photos: ArchiFactory.de, Karin Hessmann, Gernot Maul, Christian Richters; Text: Klaus-Dieter Weiß
Programmpunkte im Strandgut

Das chaotische, nicht eben schöne, aber lebendige Dortmund wird nur dann als führender Standort der Mikrosystemtechnik und der Logistikwirtschaft Erfolg haben, wenn die Hochöfen des aufgegebenen Stahlwerks Phoenix-West oder die in die Jahre gekommene Westfalenhalle ihr modernes symbolisches Pendant finden. Ein Badesee an Stelle des Industriereviers Phoenix-Ost wird keine ausreichende Basis sein. Ganz in der Nähe dieses Szenarios “Zurück-zur-Natur”, fünf bis sechs Kilometer südlich der City, fordern Matthias Herrmann und Matthias Koch das gewöhnliche Wohnen mit Anbauten und Aufstockungen zur Konsequenz heraus.


US 2 Architekten: Sanierung und Umbau des Herzoghauses in Meran, Italien | Renovation and Conversion of the Herzoghaus in Meran, Italy

Photos: Alexa Rainer; Text: Andrea Nussbaum
Reparieren und Recycling 

Das Herzoghaus in den Meraner Lauben steht inmitten des alten Stadtkerns. Ein Bewahren der Substanz ist in diesem vor Jahrhunderten entstandenen Umfeld eine verständliche Ambition. Dass jedoch bei allem Respekt vor dem denkmalpflegerischen Diktat dem Haus eine lebendige Nutzung nicht abgesprochen werden soll, auch. Dazu bedarf es, wie die Architekten Elmar Unterhauser und Christoph Störk bewiesen haben, eines reanimierenden Recyclings.


GRAFT: Loft im Dachgeschoß, Berlin, Deutschland | Attic Loft, Berlin, Germany

Photos: janbitter.de; Text: Claus Käpplinger
Kokon für Freigeister 

Eine neue Architekturkultur ist in Berlin in den letzten Jahren im -Entstehen. Junge Architekten, die eine Zeit im Ausland arbeiteten oder aus dem Ausland nach Berlin kamen, entwickeln neue Projektstrategien und Raumkonzeptionen, teilweise ganz ohne jeden Auftrag oder für nur wenig ältere Dienstleister der Medien- und Unterhaltungsindustrie. Eines dieser jungen Büros ist GRAFT, das ein Dachgeschoß im Szenebezirk Prenzlauer Berg zu einer überraschenden multifunktionalen, variablen Wohnlandschaft umbaute.


Essay

Diplomatisches Parkett – Neue Botschaftsbauten der Niederlande | Diplomatic Parquet – New Embassy Buildings for the Netherlands

Text: Robert Uhde
Die Niederlande haben in den vergangenen Jahren mehrere neue Botschaftsgebäude errichtet – darunter die Vertretungen in Berlin (Rem Koolhaas), Warschau (Erick van Egeraat) und Maputo, Mozambique (Claus en Kaan). Durchgehendes Merkmal dieser so unterschiedlichen Projekte ist der deutlich formulierte Anspruch nach Offenheit und Transparenz. 

Geiswinkler & Geiswinkler: Vertikalgartenhaus in Wien-Favoriten | Vertical Garden House in Vienna, Austria

Photos: Manfred Seidl; Text: Matthias Boeckl
Schachteln & Stapeln

Immer wieder beweisen Architekten, welch überraschend neue Lösungen und beachtliche Wohnqualitäten den traditionellen Blockrastervierteln des 19. Jahrhunderts abgerungen werden können. Derzeit ist Wien-Favoriten ein bevorzugtes Arbeitsgebiet für derlei Neuinterpretationen im klassischen Zinshausbezirk. Nach Beispielen von querkraft, Patricia Zacek und ARTEC haben nun auch Geiswinkler & Geiswinkler eine bestechende Lösung vorgelegt. 

HERTL.ARCHITEKTEN: Glashaus in Wolfern und Onkel Freds Hütte in Steyr, Oberösterreich | Glasshouse in Wolfern and Uncle Freds Cabin in Steyr, Austria

Photos: Paul Ott; Text: Romana Ring
Die Dinge sind, wie sie sind

Gernot Hertl hat das Wohnhaus seiner Eltern an der Gartenseite erweitert. Er gibt sich nicht mit dem Formulieren nachträglicher Berechtigungen ab. Die Dinge sind, wie sie sind. Einiges konnte man bereinigen, anderes hat man betont. Auf einer ganz anderen Ebene, aber in einem nicht unähnlichen Themenkreis bewegt sich die andere hier zur Debatte gestellte Arbeit der HERTL.ARCHITEKTEN: Onkel Freds Hütte. Der Name zeigt etwas von der Aufgabenstellung und einige Koketterie. Zu bauen war ein möglichst kleines, mit möglichst geringem Aufwand, also als Passivhaus, zu betreibendes Wohnhaus für zwei Personen. 

HOLODECK.at: floating house in Siegenfeld, Niederösterreich und shifthouse in Klagenfurt, Kärnten | floating house in Siegenfeld and shifthouse in Klagenfurt, Austria

Photos: Veronika Hofinger, Hertha Hurnaus; Text: Elke Krasny
Recht auf Landschaft 

Bauen in der Landschaft ist Bauen mit der Landschaft, so das Credo von HOLODECK.at. Nach allen Regeln des Zeitgenössischen widersetzen sich ihre Häuser gekonnt dem überkommenen Ideal stereotypischen Stadtrandwohnens. Ästhetische Verträglichkeit und ökologisches wie technologisches Bewusstsein finden zu geschärfter Proportion und fließenden Innenräumen. Fern von idyllischer Naturverklärung oder ruraler Pseudoidentität untersuchen Marlies Breuss und Michael Ogertschnig das Potenzial räumlicher Ent-Faltungen in der produktiven Begegnung zwischen Wohnräumen und Landschaftsräumen.


Small&Smart

Klaus-Jürgen Bauer: Sakristei der Basilika Maria Loretto, Burgenland | Sacristy of the Basilica Maria Loretto, Austria

Photos: Klaus-Jürgen Bauer; Text: Matthias Boeckl
Humidor der Spiritualität

“Eine Sakristei als verinnerlichter Nutzraum. Ein Humidor der Spiritualität in Zedernholz” – so beschreibt der Architekt den Neubau des Sakristeiraums einer barocken Kirche, die 1740 fertig gestellt wurde. Überall im Land waren damals nach den Türkenkriegen, die besonders die östlichen und südöstlichen Gegenden Österreichs verwüstet hatten, Kirchen, Klöster und Paläste entstanden, mit denen Klerus und Adel das Land weithin sichtbar wieder in Besitz nahmen und es damit bis heute prägten. Seit 264 Jahren wurde am Ensemble von Loretto nichts mehr geändert – einerseits ein Beweis für seine perfekte Funktionalität, die damalige Barockarchitekten ganz routinemäßig umsetzen konnten, andererseits aber auch ein Zeichen kaum ansteigender Frequenz. Eines hat sich nun aber geändert: Auch Priester sollen sich entspannt und würdig auf die Messe vorbereiten können, wozu an die alte Wallfahrtskirche – die bedeutendste kroatisch-ungarische in der Region – nun außen ein einfacher, neuer Quader angesetzt wurde. Dieses Volumen verschwindet fast im Ensemble, es will unter keinen Umständen auf sich aufmerksam machen. Diese mönchische Entwurfshaltung weicht im Inneren einer gewissen Lust am Material und an eleganten Formen. Ein hybrides Möbel etwa aus edlem Zedernholz (eine Material-Referenz an das Heilige Land) ist gleichzeitig Sekretär, Tabernakel für heilige Öle und Bibliothek. Auch die übrigen Möbel zeigen barocke Schwere, nicht jedoch die ondulierende Formenopulenz dieser Periode. Eine gelungene Interpretation traditioneller Sakralität, eindeutig zeitgenössisch, aber kenntnisreich auf historischem Boden entwickelt. Nach der Renovierung der Kirchenfassade 1999 und dem Sakristeineubau steht als nächste Etappe der Klostertrakt an. Man darf sich zweifellos auch dort auf subtile Interventionen freuen.

3deluxe: CocoonClub in Frankfurt/Main, Deutschland

Photos: Emanuel Raab; Text: Andrea Nussbaum
Residence for DJs

Die Geschichte der DJs begann eigentlichen mit dem Radio, doch haben die heutigen Stars der Clubszene nicht mehr viel zu tun mit den ehemaligen Discjockeys. Viel mehr jetten sie von Club zu Club, die kostbare Plattenselektion immer im Gepäck. Manche von ihnen werden auch sesshaft, wie der Deutsche Sven Väth, der sich mit dem CocoonClub in der Main-Metropole Frankfurt nicht nur einen Traum erfüllt, sondern auch eine imposante “Residence” im Stadtteil Ostend verwirklicht. Gestaltet wurde der schillernde Club von der Wiesbadener Agentur 3deluxe, die architektonische und mediale Elemente zu einem auffallenden Raumkonzept verbanden. “Genetic Architecture” nannten sie ihr Konzept, das Interior Design, Gaphic Design, Lichteffekte, Bild- und Filmprojektionen in einem medialen Experimentierfeld kombiniert. Inspiration lieferte die Biologie. Der “Main Floor” – wie es in der Club-Sprache heißt – beruht auf einem dreieckigen Raum, der von einer permeablen Zellmembranwand umschlossen wird. In dieser befinden sich 13 kapselartige, verglaste Mikroräume, so genannte Cocoons, in grünes Licht getaucht. In ihren weich gepolsterten Sitzen kann man zwischenzeitlich relaxen. Sie sind zum Teil von beiden Seiten der Membranwand aus begehbar und ermöglichen Blickbezüge zum Dancefloor und den Lounge-Räumen. Drei dieser Mikroräume sind als VIP-Cocoons gestaltet, die man für einen Abend mieten kann, um unter sich zu sein. Der Mainfloor hat eine Größe von knapp 600 m2 und fasst 1.000 Personen.
Wem das “Cocooning” noch nicht genug Ruhezone ist, der kann zwischendurch eine Etage höher im “BedRestaurant” Silk liegend essen. Über einen weichen, sanft federnden Bodenbelag geht es zu einer von acht großflächigen Liegestätten, die durch semitransparente Gazevorhänge voneinander getrennt sind. Für alle jene, denen das Silk zu rosig in den Farben, zu sanft im Licht und zu weich in der Polsterung ist, gibt es als Alternative das zweite Clubrestaurant Micro, dessen Hauptgestaltungselemente aus warmem und dunklem Holz bzw. aus gemaserten Bambusoberflächen besteht.
Highlight des Clubs stellt jedoch zweifellos die imposante, erhöhte weiße DJ-Kanzel, die den Starruhm der Mixer an den Turntables ins rechte Licht rückt und entsprechend inszeniert. Sven Väth im Zitat: “Mit dem CocoonClub in Frankfurt/Main wollen wir eine dauerhafte Plattform für alle künstlerischen Ausdrucksformen der Clubkultur schaffen und die niveauvolle Weiterentwicklung des Genres Techno vorantreiben.”

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