Themenschärfung im österreichischen Pavillon

Statement zur Biennale-Verschiebung

PLATFORM AUSTRIA On-Stage Detail © Centre for Global Architecture 2020

Die Architekturbiennale in Venedig wurde wegen der Coronakrise zunächst von Mai 2020 auf September 2020 verschoben – und nun um ein ganzes Jahr auf Mai 2021. Was bedeutet das für die Konzepte und Inhalte der einzelnen Beiträge? Die Kuratoren des Österreich-Pavillons haben uns ein Statement dazu geschickt:


 

Wir begrüßen die Entscheidung der Biennale-Organisation, die Biennale Architettura auf 2021 zu verschieben, und hoffen, dass es damit möglich sein wird, dieser einzigartigen Gelegenheit des Zusammentreffens von Architekturinteressierten aus der ganzen Welt besser gerecht zu werden. Wichtig ist, dass die Biennale Architettura stattfinden kann, denn es ist wohl unumstritten, dass die von Hashim Sarkis im vergangenen Jahr formulierte Frage „How will we live together?“ aufgrund der aktuellen Erfahrungen an Dringlichkeit gewonnen hat.

Mit der Verschiebung der Architekturbiennale auf kommendes Jahr sind aber auch viele neue Herausforderungen verbunden. Es geht nicht einfach nur um einen neuen Eröffnungstermin, sondern darum, dass wir uns in ganz anderen Umständen wiederfinden. In Bezug auf unser Projekt PLATFORM AUSTRIA sehen wir etwa, dass die durch COVID-19 bedingte Ausnahmesituation umfangreiche gesellschaftliche Veränderungen, die mit Plattform-Urbanismus zusammenhängen, nochmals beschleunigt haben: Mit dem durch die aktuelle Krise entstandenen Zwang, digitale Plattformen nutzen zu müssen, um einen halbwegs normalen Alltag zu organisieren, um etwa Zugang zu Bereichen wie Arbeit, Bildung und Kultur zu haben, erleben wir, wie sehr wir auf diese Plattformen angewiesen sind.

Peter Mörtenböck & Helge Mooshammer, Kuratoren des österreichischen Beitrags PLATFORM AUSTRIA, Biennale Architettura 2020, © Centre for Global Architecture

Peter Mörtenböck & Helge Mooshammer, Kuratoren des österreichischen Beitrags PLATFORM AUSTRIA, Biennale Architettura 2020, © Centre for Global Architecture

Mit dem durch die aktuelle Krise entstandenen Zwang, digitale Plattformen nutzen zu müssen, um einen halbwegs normalen Alltag zu organisieren, um etwa Zugang zu Bereichen wie Arbeit, Bildung und Kultur zu haben, erleben wir, wie sehr wir auf diese Plattformen angewiesen sind.

Peter Mörtenböck und Helge Mooshammer

 

Und es wird uns dabei auch bewusst, dass uns Wichtiges abhanden gekommen ist: Wir sehen, wie sehr uns durch unsere eingeschränkte Kommunikation über digitale Plattformen die Möglichkeit geraubt wird, uns vollständig mit anderen verbinden zu können. Was wir durch COVID-19 erfahren haben, ist eine Krise der Ausdrucks- und Mitteilungsfähigkeit, also eine ganz grundsätzliche Krise der Kultur, in der Big Tech die Zügel in der Hand hält, auch was die Entwicklung von Städten und Regionen betrifft.

Die großen Entscheidungen über die räumliche Gestaltung unseres Zusammenlebens und die Form unserer urbanen Infrastrukturen werden immer mehr auf der Ebene von globalen Technologiekonzernen und strategischen Investoren getroffen. Auf dieser Ebene spielen traditionelle Akteure des Architekturgeschehens und der klassische Fokus auf einzigartiges, objektbezogenes Design nur noch eine bescheidene Rolle.

Access Is The New Capital © Centre for Global Architecture & Bueronardin

Access Is The New Capital © Centre for Global Architecture & Bueronardin

Damit ist klar, dass wir nun nicht einfach ein Jahr zuwarten und unser Programm in vollkommen gleicher Form ein Jahr später zeigen können. Antworten müssen jetzt gefunden werden, und so sehen wir dieses zusätzliche Jahr in gewisser Weise auch als ein Geschenk der Biennale-Organisation, das uns erlaubt, noch genauer auf unser Thema einzugehen, um bei der Eröffnung im kommenden Jahr bereits mit konkreten Antworten aufwarten zu können, die sich aus der von uns initiierten Diskussion ergeben. Fest steht bereits jetzt, dass wir in unserem Beitrag das von Plattformen so geschickt manipulierte Zusammenspiel von digitaler und physischer Präsenz auch selbst nutzen werden, um eine Vielfalt von Personen an möglichst vielen Orten in unsere Diskussionen mit einzubeziehen. In diesem Sinne werden wir auch die im vergangenen Jahr begonnene Veranstaltungsreihe zum Thema Plattform-Urbanismus bei nächster Gelegenheit fortsetzen und Möglichkeiten ausloten, den österreichischen Biennalebeitrag auch während der Laufzeit der Biennale hierzulande präsent zu machen.

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