Baukultur in Kärnten

Aktuelles von Bodenschutz bis Leerstandskonferenz

Kärnten ist nicht nur Österreichs südlichstes Bundesland, sondern auch Heimat architektonischer Kreativität. Doch die Baukultur der Region ist sowohl von kunstvollen Gebäuden als auch von individuellen Herausforderungen geprägt. Ein Blick auf den Bodenverbrauch zeigt, dass ein Umdenken gefordert ist. Ansonsten könnte es in Sachen Umweltschutz noch kritischer werden. Ein Einblick in aktuelle Themen.

Boom trotz Mangel an Rohstoffen

Beton, Stahl, Holz – drei Baustoffe, die auch in der Bauwirtschaft von Kärnten von Knappheit geprägt sind. Neben der Corona-Pandemie macht sich nun der Ukraine-Krieg am Markt bemerkbar. Viele Lieferketten sind bereits unterbrochen. Trotz der Herausforderungen boomt die Branche. In vielen Teilen des Bundeslandes deuten zahlreiche Baukräne auf das emsige Schaffen hin. Die Nachfrage nach Wohnraum bleibt hoch.

Das wird auch beim Blick auf die aktuelle Auftragslage in der Bauwirtschaft deutlich. Nach einem erfolgreichen Jahr 2021, in dem mit rund 14.000 Beschäftigten ein Höchststand erzielt wurde, sind die Auftragsbücher der Betriebe weiterhin gut gefüllt. Der Informationsdienst für Hochbau, Handwerk und öffentliche Projekte DOCUmedia verzeichnet derzeit über 780 Ausschreibungen aus Kärnten. Darunter potenzielle Aufträge für Neubauten, Umbauten und Erweiterungen. Mit umfassenden Projektinformationen, wie der geforderten Erlaubnis für bestimmte Arbeiten, können sich Branchenzugehörige schnell ein genaues Bild über die Leistungsanfrage von Drittanbietern machen und sich direkt bewerben. Mit diesem Service will die Ausschreibungsplattform Auftragssuchende beziehungsweise die Baubranche bei der Bewältigung der Auftragssituation entlasten.

Hoher Bodenverbrauch – kein Wort im Umweltbericht

Laut der Bevölkerungsprognose von Statistik Austria für Kärnten sinkt die Anzahl an Bewohnern im Jahr 2080 auf rund 525.000 Menschen. Zum Vergleich: Für das Jahr 2022 wurde eine Zahl von über 562.000 prognostiziert. Trotz dieser Tatsache steigt der Bedarf an Fläche. Wie die Tageszeitung Der Standard in einem Artikel zum „Flächenfraß“ berichtet, gehört Kärnten zu den Bundesländern mit dem größten Bodenverbrauch der vergangenen Jahre. Im Beitrag wird Bodenkundlerin im Geopark Karnische Alpen Gerlinde Krawanja-Ortner zitiert, dessen Positionspapier zum Kärntner Bodenverbrauch eine klare Sprache spricht: Demnach lag der Pro-Kopf-Bodenverbrauch des Bundeslandes mit 14,4 Quadratmetern an der Spitze und betrug damit mehr als das Doppelte im Vergleich zum Landesdurchschnitt (7 m2). "Das Bauen ist hier wohl schon eine Art Gegenmittel gegen den Bevölkerungsschwund“, erklärt Krawanja-Ortner. Gebaut werden unter anderem Anlegerwohnungen und Zweitwohnsitze.

Die Situation in der Baukultur von Kärnten macht deutlich, dass Handlungsbedarf besteht. Es stellt sich die Frage, wie der begrenzte Dauersiedlungsraum künftig besser genutzt werden kann. Das Wiederbeleben und Umfunktionieren von leerstehenden Gebäuden von Gewerbe und Industrie könnte eine Möglichkeit sein. Verärgert zeigt sich Krawanja-Ortner insbesondre aufgrund der Tatsache, dass der enorme Bodenverbrauch im „Kärntner Umweltbericht“ zum vergangenen Jahr unerwähnt bleibt. Dabei gehen damit massive Probleme einher, die es schnell zu lösen gilt, um Klimaschutzziele zu erreichen.

 Unsichtbarer Leerstand: Leerstandskonferenz macht aufmerksam

Nach dem Baukulturjahr Kärnten 2021 könnte in diesem Jahr das Thema Leerstand in den Vordergrund rücken. Freie Grundstücke, die sich Familien leisten können, sind längst Mangelware – zumindest in den Metropolregionen. Gleichzeitig tragen die zunehmenden ungenutzten Flächen in halbleeren Einfamilienhäusern zur Bodenversiegelung, Zersiedelung und sozialen Abgrenzung bei. Insbesondere in ländlichen Regionen steigt der Leerstand von Gebäuden. Neben Eigentumswohnungen bleiben vielerorts Schulen, Bauernhöfe, Ställe und verlasse Fabriken ungenutzt. Die Herausforderungen in Bezug auf die Raumplanung sind erheblich.

Ein Missstand, mit dem sich die Leerstandskonferenz „Jemand daheim?“ widmet. Die Konferenzveranstalter möchten Ideengeber, Projektumsetzer und Initiatoren mit Leerstands- und Hausbesitzern zusammenbringen. Alternative Lebens- und Wohnkonzepte und das Erfassen der Potenziale für die Zukunft stehen im Fokus.

Die Konferenz findet vom 21. bis 23. September 2022 statt. Nähere Informationen auf der Internetpräsenz der nonconform zt GmbH mit Sitz in Wien (Büro für Architektur und partizipative Raumentwicklung). Die Leerstandskonferenzen finden in Österreich bereits seit 2011 statt. Für das Jahr 2022 ist als Veranstaltungsort Kolbermoor in Bayern vorgesehen.

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