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Jun

ZUGANG FÜR ALLE: SÃO PAULOS SOZIALE INFRASTRUKTUREN

Schwimmbad im 13. Stock Dachterasse des SESC 24 de Maio, São Paulo © Ciro Miguel 2018

Pinakothek der Moderne

Architekturmuseum der Technischen Universität München
Barer Straße 40
80333 München
Deutschland

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Bereits seit Jahrzehnten erlebt São Paulo Investitionen in architektonische Infrastrukturen, die darauf abzielen, die räumliche Enge der Megacity zu mildern und den stetigen Bedarf an Erholungs-, Kultur- und Sportprogrammen zu erfüllen. Die Ausstellung ZUGANG FÜR ALLE. São Paulos soziale Infrastrukturen präsentiert Gebäude und offene Räume, die öffentlich, halböffentlich oder in Privatbesitz sein können und die integrative Orte für eine urbane Gesellschaft schaffen.


Die ausgewählten Beispiele stammen aus den Jahren 1950 bis heute – und damit aus einer Zeitspanne, in der sich die moderne Architektur Brasiliens etablierte und konsolidierte. Die Ausstellung will sowohl einen historischen Überblick als auch eine Analyse zeitgenössischer Architekturproduktion bieten. Sie betrachtet zum einen, wie die Stadt von Architekten durch Gebäude gestaltet wird, und zum anderen, wie – bildlich gesprochen – die Stadt zur Gestaltung von Gebäuden und öffentlichen Räumen beiträgt. Die Betonung liegt hierbei auf der Verflechtung von Architektur und Stadt, da die gezeigten Bauten oft über offene Räume oder höher gelegte Erdgeschosssituationen erschlossen werden, die zur Stadt hin über interne „Straßen“ angebunden sind. Während die Gehwege mitunter über Rampen, breite Treppenanlagen oder Rolltreppen gleichsam in die Gebäude „eintreten“, erscheinen sie an anderer Stelle im Stadtbild als erhöhte (oder abgesenkte) Plätze, „Straßen in der Höhe“, Dachterrassen und/oder -gärten. Die Ausstellung fokussiert auf den programmatischen Eigenschaften der gezeigten Gebäude statt auf formale Aspekte, die bei der Betrachtung brasilianischer Architektur sonst oftmals im Vordergrund stehen. Alle Projekte wurden, unabhängig von ihrer Entstehungszeit, in ihrem gegenwärtigen Zustand untersucht. Die Ausstellung zeigt archivalische Faksimiles neben neu in Auftrag gegebenen Fotografien, Filmbeiträgen, Architekturplänen, Zeichnungen, Modellen und Interviews.

Während viele Städte weltweit noch immer dem sogenannten Bilbao-Effekt hinterherrennen – also der Schaffung monofunktionaler „Signature Architecture“ durch berühmte Architekten, die als Touristenmagnet wirkt –, setzt sich diese Ausstellung für architektonische Infrastrukturen unterschiedlichster Art ein, die auf soziale Nachhaltigkeit für die lokale Bevölkerung ausgerichtet sind. Dieser Aspekt städtischen Wachstums in São Paolo – einer stark vertikal bebauten und dicht besiedelten Stadt, einer Stadt reicher Ressourcen, aber auch extremer Armut, einer Stadt mit hoher Kriminalitätsrate ebenso wie mit erheblichen Problemen in den Bereichen Verkehr und öffentliches Gesundheitswesen – zeigt, wie Architektur und Infrastruktur in vielfacher Hinsicht zur Stadtentwicklung beitragen können.

Die Ausstellung eröffnet in einem Moment, an dem Brasilien und damit auch São Paulo starke politische und soziale Umbrüche erleben: Die in diesem Jahr neu gewählte Regierung des Landes hat begonnen, soziale Errungenschaften der Vergangenheit radikal zu verändern, Veränderungen, die mit Strategien rechtspopulistischer Regierungen an anderen Orten der Welt zu vergleichen sind. Die in ZUGANG FÜR ALLE. São Paulos soziale Infrastrukturen ausgestellten Projekte zeigen, wie Gebäude und Infrastrukturen der Stadtbevölkerung unterschiedlichster Herkunft und gesellschaftlicher Schichten die Möglichkeit bieten, sich frei zu versammeln, sich miteinander auszutauschen, zusätzliche Bildung, Unterhaltung und damit Selbstermächtigung zu gewinnen. Wir hoffen, dass die Besucher dieser Ausstellung die gezeigten Projekte als Beispiele dafür verstehen, wie Architektur im globalen Kontext dazu beitragen kann, positiv auf soziale Prozesse einzuwirken.

Ausstellungsteam
Andres Lepik I Direktor
Daniel Talesnik I Kurator
Mariana Vilela I Architektin
Kathryn Gillmore I Grafikdesignerin
Ciro Miguel I Fotograf
Guilherme Pianca, Gabriel Sepe, Danilo Zamboni I Zeichnungen
Pedro Kok I Film und Interview

 

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