architektur.aktuell 11/2021
Wissen schaffen | Learning, Science, Memory
Jede globale Krise macht erneut klar, wie wichtig konkretes (Fach-)Wissen für rasche Problemlösungen ist. Bei der Elementarbildung ist das wohl allen bewusst. Dass längerfristig funktionierende Gesellschaften aber auch historisch-kulturelles Wissen sowie Erkenntnisse aus wissenschaftlicher Grundlagenforschung brauchen, ist ebenso wahr. In den Institutionen aller Bildungsstufen wird dieses Wissen produziert. Jeder dafür investierte Euro schafft zeitnah ein Vielfaches an sozioökonomischem Mehrwert. Weshalb man in diesen Sektor kaum zu viel investieren kann.
Bildungscampus Aron Menczer, Wien |
Martin Kohlbauer
Text Matthias Boeckl
Mit innovativer Stapel-Strategie verschafft Martin Kohlbauer einem Wiener Bildungscampus großzügige Raumfolgen von Multifunktionsbereichen im Gebäudekern über transparente Bildungsräume bis zu weitläufig auskragenden Terrassen. Vom minimierten Fußabdruck profitieren auch die Spiel- und Sportzonen der 3:0 Landschaftsarchitekten im Freien.
Liselotte-Hansen-Schmidt-Campus, Wien-Aspern | Karl und Bremhorst Architekten
Text Franziska Leeb
Die Stadt Wien investiert mit zahlreichen Neubauten in den Stadterweiterungsgebieten sowie qualitativen und quantitativen Adaptierungen im Bestand in den wachsenden Bedarf an Bildungsinfrastruktur und verfolgt dabei innovative Konzepte. Der erste klimaneutrale Bildungscampus der Stadt entstand im Quartier „Am Seebogen“ in der Seestadt Aspern und kann viel mehr als nur „Öko“.
Synagoge in Babyn Yar, Kiew | Manuel Herz
Text Hubertus Adam
Ein faltbares Gotteshaus, Buchmetaphern, vielfärbige Lebenszeichen: In Kiew ist beginnt eine neue Memorialkultur, durch die man die traumatische Vergangenheit mit einer hoffnungsfrohen Zukunft verbinden will.
IST Austria Chemistry Lab, Klosterneuburg | Franz&Sue in ARGE mit Maurer & Partner
Text Claudia Rinne
Das Chemistry Lab/Lab Building 5 des Institute of Science and Technology (IST) Austria enthält nicht nur Laborräume mit zugeschalteten Büros. Es umfasst auch eine Bibliothek, ein Parkhaus, Arbeitsräume für derzeit 90 Studierende der Graduate School und einen Bereich, in dem das zweite Kernspinresonaz-Spektrometer des Instituts installiert ist.
Med Campus, Johannes Kepler Universität Linz
| Lorenzateliers
Text Edith Schlocker
Ungehorsam zu sein, ist manchmal gar nicht so schlecht. Davon kann Peter Lorenz ein Lied singen, der sich beim 2015 EU-weit ausgeschriebenen Architekturwettbewerb für den Med Campus Linz bezüglich des vorgegebenen Raumprogramms nicht an die Vorgaben gehalten und letztlich doch gesiegt hat.
Raum, Funktion, Stadt
Der zweite Themenschwerpunkt in diesem Heft beweist die reale Möglichkeit eines besseren generischen Stadthauses. Es enttarnt die Usancen der Immobilienwirtschaft als das, was sie sind: Bequeme Gewohnheiten, die nicht immer die Entfaltungsmöglichkeiten ihrer Endkunden im Auge haben. Wir liefern dazu auch gleich Geschichte und Theorie dieser Möglichkeit des Besseren mit.
Das Studio-Apartment:
Innovative Wohntradition in New York
Text Mark Snitker
Künstler waren mitunter Pioniere von Innovationen am Wohnungsmarkt. Denn dort sind jene Raumkombinationen kaum zu finden, die sie benötigen: Hohe Ateliers, aber auch niedrige Wohnräume, beides in einer Einheit. Im 19. Jahrhundert errichteten daher in New York einige Künstler ihre innovativen Studio-Apartments selbst und begründeten damit eine Tradition, die heute wieder aufgegriffen wird.
Atelierhaus C.21, Wien | Werner Neuwirth
Text Matthias Boeckl
Jenseits aller Markt-Standards und offen für alles zeigt sich die komplexe Raumtypologie des letzten Puzzlesteins im Wiener Sonnwendviertel Ost. Das Projekt setzt eine liberale und kultivierte Tradition des mehrgeschossigen Stadthauses fort, die vor 160 Jahren in New York begonnen hatte.
der raum, das leben und über das nützliche
Text Werner Neuwirth
seit der industrialisierung und der organisation des alltäglichen lebens in „wohnen“ und „arbeiten“
hat sich die vorstellung von dem, wie man sich in räumen aufhält, mehr und mehr eingeengt. im funktionalen dogma der moderne hat sich das bauen von wohnraum, häusern und der stadt als kulturelle tätigkeit vielfach in eine einseitig optimierte und regulierte produktion verfestigt.
Berlin, offene Stadt
Text Christian Kühn
Unorthodoxe Blicke aus aller Welt auf das Phänomen Stadt lieferte eine Metropolenkonferenz in Berlin. Dort konnte man von historischen urbanen Paradigmenwechseln nach Epidemien ebenso hören wie Aufrufe zu einem totalen Baustopp aus ökologischen Gründen. Dazwischen gab es auch praktische Bauberichte. Allen Beiträgen gemeinsam ist die Idee, dass Stadt nichts Statisches sein und sich nicht nur über vergangene Leistungen definieren kann.