Illustration und Analyse des Remiseparken in Kopenhagen © Neighborhood Lab

Die Arbeit mit Stadtvierteln ist eine komplexe Aufgabe, die Arbeit mit bestehenden Stadtvierteln noch viel mehr. Sie erfordert das Erforschen von Nutzungsweisen, Verknüpfungen und Geschichten des täglichen Lebens, die sich nicht unbedingt auf den ersten Blick erschließen. In einer Initiative zwischen Wissenschaft und Industrie haben wir unsere Praktiken der Auseinandersetzung mit dem Bestehenden untersucht, eine Praxis des Re-Neighboring.


Was ist „Neighboring“? In Anlehnung an den inspirierenden Artikel „The Triad of Social Sustainability“ (Die Triade der sozialen Nachhaltigkeit) von M. Reza Shirazi und Ramin Keivani setzt sich soziale Nachhaltigkeit aus drei miteinander verbundenen Komponenten zusammen: NachbarInnen (=Menschen), Nachbarschaften (=physischer Raum) und Nachbarschaft (=die Beziehung zwischen NachbarInnen). Bei der Nachbarschaft geht es nicht nur um soziale Bindungen, sondern auch um Gerechtigkeit, Demokratie, Teilhabe, soziale Eingliederung, Verbundenheit, Ortssinn, Sicherheit, gemeinschaftliches Wohlbefinden und Lebensqualität. Nachbarschaft ist ein wichtiger Aspekt der Ortsidentität und -kultur.

Warum „Re-Neighboring“? Angesichts des stagnierenden Bevölkerungswachstums in Europa kann das Konzept des Re-Neighboring genutzt werden, um bestehende städtische Gebiete in blühende Nachbarschaften zu verwandeln. Wir gehen davon aus, dass Urbanisierungsprozesse nicht nur die Klimakrise berücksichtigen müssen, sondern auch Themen wie steigende Lebensunterhaltskosten, soziale Mobilität und die Einsamkeitsepidemie. Unser Ziel ist es, über „Netto-Null“ hinauszugehen – daher null Ausgrenzung, null Einsamkeit und null Verdrängung.

Remiseparken in Kopenhagen © Rasmus Hjortshøj

Ein Hochweg aus Gitterrosten ermöglicht ein besonderes Raumerlebnis im Remiseparken.
© Rasmus Hjortshøj

Die Forschung zeigt, dass gute Nachbarschaften eine Reihe positiver sozialer Auswirkungen auf die BewohnerInnen haben können, darunter verbessertes Wohlbefinden, weniger Einsamkeit, gestärktes Zugehörigkeitsgefühl, Förderung sozialer Beziehungen und verstärktes kollektives Handeln im Hinblick auf soziale Veränderungen. Diese Vorteile sind nicht nur aus sozialer, sondern auch aus wirtschaftlicher Sicht relevant. Es zeigt sich, dass BewohnerInnen in florierenden Vierteln ein langfristiges Zuhause schaffen – sie sind stolz auf ihre lokale Gemeinschaft und tragen zu deren Identität bei. Diese positive Spirale fördert ein Gefühl des Respekts, der Empathie und der gegenseitigen Unterstützung unter den NachbarInnen. Das erhöht wiederum die Lebensqualität und macht das Viertel als Wohnort attraktiv. Der Prozess des Re-Neighboring muss sozial bewusst und mit Rücksicht auf die bereits ansässigen Menschen erfolgen. Die Sanierung von Stadtvierteln kann im schlimmsten Fall die Struktur der örtlichen Gemeinschaft schädigen und einen Gentrifizierungs-Prozess in Gang setzen...

Sie möchten weiterlesen? Dieser Beitrag ist Teil unserer Ausgabe 10/2023. Der Volltext ist ab Seite 30 zu finden.


 

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