Brutalist Duplex RST13/14 © Tim Van de Velde

Beton war eines der bestimmenden Elemente in der Wohnung, die Studio Okami im Riverside Tower in Antwerpen renovierten. Die von ihnen umgestaltete Wohneinheit findet eine neue Identität zwischen Geschichte und Industrie, Vorgefundenem und Funktionalem, Struktur und Innenarchitektur.


Der Riverside Tower wurde von den zwei führenden lokalen Modernisten, Léon Stynen und Paul De Meyer, entworfen. Dieses Hochhaus gilt unter den vielen Betonbauten, die in den Nachkriegsjahrzehnten schnell das linke Ufer der Schelde bevölkerten, als eines der raffiniertesten. Auf einer Höhe von etwa zwei Drittel der Hochhausfassade wird der gleichmäßige Rhythmus der schmalen Fenster von den einstöckigen Wohnungen durch größere Fenster unterbrochen. Hinter diesen befinden sich Maisonette-Wohnungen. Während das Gebäude nach Südosten hin auf das historische Stadtzentrum ausgerichtet ist, befindet sich das zweigeschossige Wohnzimmer der von Studio Okami renovierte Wohnung auf der anderen Seite und ermöglicht hier einen Ausblick auf die industrielle Weite des Antwerpener Hafens im Nordwesten. Die Wohnung befindet sich also an der Grenze zwischen Geschichte und Industrie. Im Inneren wird diese Ambivalenz durch die zeitgenössische Renovierung von Studio Okami erweitert, vielleicht sogar vergrößert. Prägend für das Erscheinungsbild der Wohnung ist der Beton, das Bestandsmaterial, das in seinem rauen Zustand übernommen wurde, ohne etwas davon zu entnehmen.

Ein Teil des Betons war bereits bei der ursprünglichen Planung der Innenräume des Gebäudes als Sichtbeton vorgesehen. Studio Okami gingen mit der Renovierung des Appartements allerdings noch darüber hinaus und legten Strukturen frei, die zuvor verborgen waren. Durch die Beseitigung aller Deckschichten wird der grob gegossene Strukturbeton zum Grundmantel des zeitgenössischen Wohnens. Die Narben der Konstruktion werden hier nicht versteckt, sondern ganz im Gegenteil gefeiert. Ein längst vergessenes Stück Schalung bleibt in seiner gemütlichen Ecke an der Decke. Kunstwerke hängen an zufällig platzierten Löchern, die von früheren BewohnerInnen gebohrt wurden. Auch räumlich gibt es einige angenehme Überraschungen. In den Nischen über den Fenstern befinden sich perfekt eingepasste Bücherregale, mit denen bei der ursprünglichen Konstruktion vermutlich nur Material und Gewicht gespart wurde. Ein kniehoher Betonrest einer abgerissenen Wand dient nun als sanfter Raumteiler und Sitzgelegenheit. Ein Ende davon löst sich in eine Säule auf, die zuvor im Zusammenstoß zweier Wände versteckt war. Sie stützt das strukturelle Raster aus Trägern, das die Räume nun elegant andeutet, ohne sie zu isolieren. Die entkernte Betonstruktur organisiert die neu verbundenen Wohnräume und zeigt ihre Eigenheiten mit einem Maß an Charakter, das nur mit dem Alter kommen kann.

Brutalist Duplex RST13/14 © Tim Van de Velde

Es wurde eine Art Raster geschaffen, das Räume andeutet ohne sie zu isolieren.
© Tim Van de Velde


Die Renovierung geht allerdings über das Freilegen vom Beton hinaus. Den aktuellen Bedürfnissen eines berufstätigen Paares wird sorgfältig und geschickt in der Struktur entsprochen, die ursprünglich eine Mehrzimmerwohnung beherbergte. Die neue räumliche Anordnung definiert sich durch die vorhandenen Betonelemente und die neuen Objekte. Mehr Details in der Ausgabe!

Brutalist Duplex RST13/14 © Tim Van de Velde

Die filigran gestaltete Wendeltreppe und die Galerie sind ein gelungener Blickfang.
© Tim Van de Velde

Brutalist Duplex RST13/14 © Tim Van de Velde

Das Badezimmer und die Abstellräume sind in einem autonomen Volumen zusammengefasst.
© Tim Van de Velde

Brutalist Duplex RST13/14 © Studio Okami

Der Vorhang im Schlafzimmer unterstreicht den flexiblen Charakter des Grundrisses.
© Studio Okami


 


 

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