The Natural Pavilion © Daria Scagliola & Stijn Brakkee

Almere, die achtgrößte Stadt der Niederlande, organisierte im vergangenen Jahr die Floriade mit dem Thema „die grüne Stadt der Zukunft“. Globale Erwärmung, biologische Vielfalt, Luftqualität und Wasserbewirtschaftung – all diese Themen sind oder werden zukünftig zu einem Problem. Wie können Städte, in denen im Jahr 2050 80 Prozent der Weltbevölkerung leben werden, damit umgehen?


Studien für eine bessere Zukunft

Die Weltgartenbauausstellung Floriade wird seit 1960 alle zehn Jahre in einer anderen niederländischen Stadt veranstaltet. Als Großveranstaltung richtet sie sich temporär an eine breite Zahl von BesucherInnen, ist allerdings auch dazu angelegt, weiter in die Zukunft zu denken: Nach Ausstellungsende soll auf dem Floriade-Gelände in Almere ein neues, nachhaltiges Stadtviertel entstehen. Während der Ausstellung wurden mehrere Studien durchgeführt, welche verschiedene Wege in eine bessere Zukunft aufzeigen. Ein gelungenes Beispiel dafür ist der Natural Pavilion, ein Entwurf des Delfter Büros DP6 architectuurstudio. Die Niederlande stehen vor der großen Aufgabe, neuen Wohnungsbau zu errichten und die damit verbundenen Kohlenstoffemissionen möglichst effizient zu reduzieren. Gleichzeitig müssen ambitionierte Klimaziele erreicht und die Lebensmittel- und Energieproduktion kreislauffähig gemacht werden. Die Floriade ist nicht nur eine Gartenbauausstellung, sondern auch ein Experimentierfeld, auf dem ermittelt wird, ob und wie diese Klimaziele miteinander kombiniert werden können. Die dazu von der Regierung durchgeführte anspruchsvolle Ausschreibung hat DP6 mit dem Natural Pavilion gewonnen. Dieser zeichnet sich vor allem durch seine methodische Umsetzung aus. Industrialisierung, Digitalisierung, Flexibilität und biobasierte Materialien werden hier auf effiziente und nachhaltige Weise zusammengeführt. Die architektonische Umsetzung erfolgt durch das Fachwerk aus Holzbalken, das die strukturelle Hülle bildet, und die Module, die mit einem universellen Stahlverbindungsknoten miteinander verbunden sind. Dieses Gerüst wird flexibel mit Holzböden, biobasierten Wänden und Fensterrahmen aus Recyclingglas ausgefüllt, die vorgegebene schalltechnische oder brandtechnische Anforderungen erfüllen.

The Natural Pavilion © Daria Scagliola & Stijn Brakkee

Der Natural Pavilion ist ein kreislauffähiger Pavillon, der zu fast 100 Prozent aus biologischem Material besteht, komplett zerlegt und an einem anderen Ort in einer anderen Konfiguration wieder aufgebaut werden kann.

DP6 architectuurstudio

Stützen und Ausfachungen

Die soeben erwähnte Methode der Umsetzung ist John Habrakens Unterscheidung zwischen Stützen und Ausfachungen sehr ähnlich, die er 1961 in seinem berühmten Buch „Supports: An Alternative to Mass Housing“ entwickelt hat. Zu den Stützen gehören ihm zufolge die Konstruktion des Gebäudes sowie die Treppen, die Flure und die Innenhöfe. Die künftigen BewohnerInnen richten sich dann innerhalb dieser Stützen ihre eigene Wohnung ein. Auch DP6 konzentriert sich ausdrücklich auf die industrielle Produktion. Während Habraken nach Wegen suchte, die Beziehung zwischen BewohnerInnen und Wohnungen im Massenwohnungsbau der Nachkriegszeit wiederherzustellen, konzentriert sich der Natural Pavilion auf die Materialität des Gebäudes. Die Stützen bilden eine hölzerne Tragstruktur und die Ausfachungen bestehen aus Rohstoffen sowie aus Materialien mit geringer Umweltbelastung. Ein weiterer großer Unterschied besteht darin, dass Habraken von den Wänden ausgeht, während DP6 sich auf die Gebäudehülle konzentriert, die miteinander verbundenen Holzmodule, die mit Stahlknoten verbunden sind. An diesen Knotenpunkten sind auch die Windverstrebungen angebracht, die die Stabilität des Gebäudes gewährleisten... mehr Details in unserer Aprilausgabe!


 


 

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