Ein neues Quartier für Bern
Die Siedlung Huebergass der gleichnamigen Wohnbaugenossenschaft bietet attraktiven und preiswerten Wohnraum in der Bundesstadt. Unterschiedlich große, für vielfältige Lebensmodelle geeignete Wohnungen sowie diverse Wohnateliers und Clusterwohnungen sorgen im zentrumsnahen Quartier Holligen für eine gute soziale Durchmischung. Die Lebensader der nachhaltig projektierten Bebauung bildet die Gasse, zu der alle Mieteinheiten ausgerichtet sind und die als dynamischer Außenraum hohe Aufenthaltsqualitäten besitzt.
Die Wohnungsnot in Bern ist akut: Per 1. Juni 2023 betrug die Leerstandsquote 0,45 Prozent – in absoluten Zahlen entspricht dies gerade mal 355 leeren Wohnungen. Die Leerstandsquote resultiert nicht nur aus dem Wachstum der Stadt Bern, sondern auch aus veränderten Wohnbedürfnissen und dem damit verbundenen Anstieg von Einpersonen-Haushalten. Da sind die 103 Wohnungen, die GWJ 2021 an der Huebergass fertigstellen konnte, besonders wertvoll. 2011 beschloss die Politik, städtische Parzellen mit Familiengärten für eine Wohnsiedlung mit Quartierpark freizugeben, 2017 setzte sich das Berner Büro in einem selektiven Projektwettbewerb gegen neun andere Architekturteams durch. Dabei handelte es sich in diesen Jahren nicht um die einzige Wohnbauinitiative, denn in ganz Bern sind Wohnbauvorhaben geplant oder teils bereits realisiert worden. So auch einige hundert Meter weiter nördlich, wo seit 2012 ein neuer Stadtbaustein entsteht: Bis 2027 werden auf dem einstigen Industrieareal der Firma Chocolat Tobler sowie am vormaligen Standort der Kehrichtverbrennungsanlage Warmbächli 345 Wohnungen für rund 900 Menschen gebaut. Das Quartier Holligen lebt also – und es macht zugleich eine tiefgreifende Transformation durch.
Die Neugestaltungen betreffen allerdings nicht nur die Architektur: Südlich der Huebergass entsteht in mehreren Etappen der Stadtteilpark Holligen Nord. Die gemeinsam mit QuartiervertreterInnen und PlanerInnen geschaffene Oase trennt die Siedlung von einer viel frequentierten Hauptstraße, gleichzeitig soll der Außenraum aber auch ein Treffpunkt für das nahe und fernere Umfeld sein. Im östlichen Teil ist ein bereits zuvor bestehender Spiel- und Sportplatz mit alten Platanen vorhanden, und bis Ende 2024 komplettieren ein flaches Wasserbecken mit Sitztreppenlandschaft, zahlreiche Wildhecken sowie ein Parkstreifen mit Gehölzen und Stauden die neue städtische Grünfläche. Das differenzierte, auf verschiedene Gruppen zugeschnittene Konzept wurde in einem moderierten Aneignungsprozess erarbeitet: Die Anlage diente von 2019 bis 2022 als provisorisches Spiel- und Experimentierfeld, und die damals gemachten Erfahrungen und entstandenen Ideen sind nun in die Parkgestaltung eingeflossen.
Ebenfalls integrativ liest sich das Element der Gasse, das die Quartierstruktur der unmittelbaren Nachbarschaft fortsetzt und somit eine lokale städtebauliche Tradition aufnimmt. Als Ort der Begegnung stimuliert die autofreie Passage den sozialen Austausch und verbindet unkompliziert gemeinschaftliche, halböffentliche und private Bereiche...
Sie möchten weiterlesen? Dieser Beitrag ist Teil unserer Ausgabe 4/2024. Der Volltext ist ab Seite 78 zu finden.
Die Huebergass Bern in Bildern: