Fjordenhus, Vejle, Dänemark
Luzide Spiele mit den Elementen der Natur und der menschlichen Wahrnehmung kennzeichnen das Werk des berühmten dänischen Künstlers Olafur Eliasson zusammen mit dem Architekten Sebastian Behmann, der nun in Vejle, an der Ostküste Jütlands sein erstes Haus baute: Eine 28 Meter hohe Landmark, die sich rotierend aus dem Wasser des Vejlefjords zu erheben scheint.
Unkonventioneller Bürostandort
Grenzüberschreitungen und sehr sinnliche Auseinandersetzungen mit den Elementen der Natur haben Olafur Eliasson weltweit bekannt gemacht. Er schuf farbige Flüsse geschmolzenen Eises, ergänzte Aarhus‘ Kunstmuseum um einen prismatischen Panoramawalk oder implantierte auch schon einmal an der Brooklyn Bridge in New York gewaltige Wasserfälle. In Vejle, einer rasch wachsenden, aber an architektonischen Charme armen Stadt mit 56.000 Einwohnern, hat er nun ein Haus auf dem Wasser geschaffen, das mit allen seinen Aspekten mehr als nur ungewöhnlich ist: Ein Unikat und eine Landmark, deren Konzeption, Konstruktion, Raumprogramm und Erscheinung integral konzipiert wurde.
Für einen Teil der Erben des Lego-Gründers – drei Brüder und ihre Familien – entwickelte Eliasson in einem zehn Jahre langen Prozess einen auf den Ort und die Raumbedürfnisse seiner Auftraggeber maßgeschnittenen, 28 Meter hohen Hauskörper, der aus vier großen, sich überschneidenden und zehn kleineren Zylindern entstand.
Ein Haus, dem man auf dem ersten Blick so gar nicht ansieht, dass es sich um ein Verwaltungsgebäude einer Investment Holding, Kirk Kapital handelt, welche die Brüder aus ihrem Erbe gründeten. Nach etwas Besonderem für den Ort hatten die Auftraggeber verlangt, als sie 2008 auf Olafur Eliasson zutraten. Sie wollten ihren neuen Unternehmenssitz im Stadtentwicklungsgebiets des nördlichen Hefenteils von Vejle sehen, wo unweit Henning Larsen Architects die Bølgen-Wohnhochhäuser in Form großer Wellen realisierten sowie Transform Architects ein Marina Island Clubhouse bauten.
Wasser, Licht, Luft, Sonne
Auf dem südlichen Dock im Besitz von Kirk Kapital sollte der Firmensitz mit bis zu 20.000 m2 als Krone des neuen Wohnquartiers entstehen. Doch mit vielen Studien und Gesprächen gelang es Olafur Eliasson, seine Auftraggeber zu erstaunlich vielen Veränderungen zu bewegen: Nicht nur zur Halbierung der Baumasse des Hauses und dessen Neupositionierung vom Kai weg ins Hafenbecken, sondern auch zu einer umfangreichen Überarbeitung des Masterplans mit Vogt Landschaftsarchitekten. Das Quartier besitzt nun eine breite Kai-Plaza, die sich bruchlos in einem weit in den Fjord gestreckten Steg fortsetzt, eine lange Gerade auf festem Boden, von der sich der zylindrische Raumkörper im Wasser nun noch deutlicher absetzen kann. Die Neupositionierung des Hauses mit nur wenigen Metern Differenz, vom Kai ins Hafenbecken, veränderten die Thematik des Hauses und seine räumliche Wirkung erheblich. Es steht nun weit sichtbar genau auf der großen Blickachse von Vejles Innenstadt zum Fjord und kann zugleich viel direkter mit den Elementen der Natur, Licht, Luft und Sonne – den großen Themen Eliassons – in Kontakt treten.