Gebäude

Für Kreative und Künstler schufen die Architekten Sauerbruch Hutton ein sehr ungewöhnliches Wohn- und Atelierhaus in der Mitte Berlins. Seine Materialität und Raumgestaltungen sind mehr als nur ungewöhnlich: ein Experiment, das innen und außen ganz auf Veränderung setzt.

Wohnbau neu denken

Viel wird derzeit rund um Berlins Hauptbahnhof gebaut. Auf dem 40 Hektar großen Stadtentwicklungsgebiet entsteht Berlins Europacity, die mit ihren Vorläufern in Brüssel-Nord oder Frankfurt das Schicksal teilt, nur wenig urban zu werden. Eigentlich interessant, dass der Begriff Europa im zeitgenössischen Städtebau oft nur recht ideenarme, architektonische Stapelware und verlorene Stadträume hervorbringt, in denen weiterhin das Auto den öffentlichen Raum dominiert. Doch die rasante Verknappung von Wohnraum in Berlin lässt keine Zeit für Experimente, wie stets die politisch Verantwortlichen argumentieren, wenn über zeitgenössischen Wohnungsbau gesprochen wird, der zumeist nur noch auf Quantitäten und möglichst schnelle Planungsverfahren reduziert wird – und so sind denn auch zumeist die ernüchternden Ergebnisse.

Dass Anderes möglich ist, demonstriert das neueste Gebäude der Architekten Sauerbruch Hutton unweit des Hauptbahnhofs, auf dem Gelände des „Werkhofs 57“ an der Lehrter Strasse 57. 

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Mit ihrem Haus 6 im Ensemble des ehemaligen Königlichen Corps-Bekleidungsamts wagten die Architekten Wohnungsbau noch einmal neu zu denken: konstruktiv, typologisch und sozial. Für eine Baugruppe, die gewiss kaum repräsentativ zu nennen ist, nämlich Künstler und Kreative. Für sie entwickelten die Architekten ein Hauskonzept, das einerseits Wohnen und Arbeiten eng verbinden als auch maximale Variabilität ermöglichen will.

Vexierkörper

Dabei musste das Neue erst einmal den strengen Vorgaben der Stadtplanung und des Denkmalschutzes folgen, die vor allem den Ensembleschutz gewahrt sehen wollten. Gebäudehöhe und Kubatur mussten auf die eher einer wilhelminischen Kaserne ähnliche Bebauungsstruktur mit linear aneinandergereihten Gebäuden abgestimmt werden, in denen seit den 1990er Jahren viele Kreative, Künstler wie Designer, aber auch Sauerbruch Hutton selbst einzogen waren. Entlang der Kruppstrasse suchten die Architekten dennoch zwischen den Altbauten und dem Neubau des Atelierhauses der Künstlerin Katharina Grosse nach einer ganz neuen Gestaltung, das die Walmdach-Kubatur des Altbestands aufnehmen, aber sich mit neuer Materialität einem Chamäleon gleich einfügen sollte.

Dass Anderes möglich ist, zeigt das Haus 6 in Berlin.

Claus Käpplinger

 

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Seine bewegt geneigte Dachlandschaft faltet sich so entlang der Längsachse ins Haus ein, um ihren darunterliegenden Räumen faszinierend großzügige Oberlichter in zwei Himmelsrichtungen zu verschaffen. Kaum weniger erstaunlich für Berliner Verhältnisse ist die Erschließung des 2.250 qm großen Hauses, der man allein von Werkhof-Areal gewahr wird, nämlich eines zentralen Treppenhauses mit angeschlossenen Laubengängen, die nun den Wohnungen mit beachtlichen zwei Meter Breite auch als Balkone dienen. Als Fluchtwege können sie jedoch nicht unterteilt werden und sind so nun eher Freiräume der Gemeinschaft als private Wohnflächen. (...)

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