Haus Thaler im Südtiroler Sarnta, Heinrich Mutschlechner | Fotograf: Gustav Willeit

Findling am Steilhang Das Südtiroler Höfegesetz beschränkt Zubauten zu bestehenden Hausgruppen auf maximal 300 Kubikmeter. Damit lässt sich etwas anfangen: In Form und Material interpretiert das Haus Thaler die Topografie und Stimmung des Orts auf zeitgemäße Weise.


Projekt mit Tücken Das Haus steht rund 50 Meter nordwestlich der Hofstelle Hofmannanger, einem landschaftstypischen Sarner Paarhof, auf dem Stephanie Thaler aufgewachsen ist. Die Landwirtschaft wurde längst aufgegeben, die Wiesen sind teilweise an andere Bauern bzw. die Betreiber eines kleinen Skilifts verpachtet. Der ursprünglich geplante Umbau des Stadels zu Wohnzwecken zerschlug sich aus den unterschiedlichsten familiären Gründen, weshalb die potentielle Bauherrin und Architekt Heinrich Mutschlechner – damals noch Partner im Brunecker Büro EM2 Architekten und seit heuer des Architekturkollektivs null17 – mit einem Neubau zu liebäugeln begannen.

r Haus Thaler im Südtiroler Sarnta, Heinrich Mutschlechner | Fotograf: Gustav Willeit

Haus Thaler im Südtiroler Sarnta, Heinrich Mutschlechner | Fotograf: Gustav Willeit

Was sich laut den im Südtiroler Höfegesetz definierten Vorgaben als schwieriges Unterfangen herausstellen sollte, sieht dieses doch – um einer Zersiedlung vorzubeugen – prinzipiell keine Neubauten, sondern nur Umbauten des Bestands bzw. Ausbauten bis maximal 300 Kubikmeter vor. Dass das Haus nun doch wie ein Findling oberhalb des Hofs in einer steilen Wiese der reizvoll hügeligen Landschaft steht, ist nicht zuletzt den zum Bauen ungünstigen Bodenverhältnissen zu verdanken. Ist der Hang doch sumpfig und dadurch gefährdet abzurutschen, weshalb die Geologen sehr zur Freude von Bauherrin und Architekt bei der Wahl des Bauplatzes direkt oberhalb einer kleinen Hangkuppe mitgeredet haben.

Heutige Architektur Mit Heinrich Mutschlechner wählte Stephanie Thaler einen Architekten, der viel Erfahrung im Umgang mit alter Bausubstanz hat. Wie sie wohnen wollte, wusste sie nicht wirklich, dass es eine anspruchsvolle zeitgemäße Architektur – am liebsten ganz aus Sichtbeton – werden sollte, war ihr aber klar. Ohne mit der in Sachen Bauen sehr konservativen Stimmung im Tal zu rechnen. In der zwar von massiven Stützmauern befestigte Lederhosenarchitekturen en masse in der Landschaft herumstehen und die Frage von Maßstäblichkeit bei wirtschaftlich lukrativen Tourismusprojekten keine Rolle zu spielen scheint, die Baukunst von heute aber tunlichst verhindert wird. Was auch Mutschlechners Pläne mehrmals am Veto der örtlichen Baukommission scheitern ließ, bevor der Rekurs beim übergeordneten Landes- Kollegium für Landschaftsschutz erfolgreich war.

Was auch Mutschlechners Pläne mehrmals am Veto der örtlichen Baukommission scheitern ließ, bevor der Rekurs beim übergeordneten Landes- Kollegium für Landschaftsschutz erfolgreich war.

 

Haus Thaler im Südtiroler Sarnta, Heinrich Mutschlechner | Fotograf: Gustav Willeit

Haus Thaler im Südtiroler Sarnta, Heinrich Mutschlechner | Fotograf: Gustav Willeit

Das könnte Sie auch interessieren

Newsletter Anmeldung

Wir informieren Sie regelmäßig über Neuigkeiten zu Architektur- und Bauthemen, spannende Projekte sowie aktuelle Veranstaltungen in unserem Newsletter.

Als kleines Dankeschön für Ihre Newsletter-Anmeldung erhalten Sie kostenlos ein architektur.aktuell Special, das Sie nach Bestätigung der Anmeldung als PDF-Dokument herunterladen können.