Hölderlinhaus, Lauffen am Neckar
Collagen der Vergangenheit: Ein neues Museum des großen deutschen Dichters Friedrich Hölderlin entstand in dessen Geburtshaus aus der Barockzeit. Die gut erhaltene alte Substanz wurde freigelegt und subtil mit ablesbar neuen Funktionselementen zu einer sinnlichen Reise ins 18. Jahrhundert transformiert.
Originale Bausubstanz
Anlässlich des 250. Geburtstags Friedrich Hölderlins sollte das Anwesen in der Nordheimer Straße in Lauffen am Neckar, das als sein Geburtshaus gilt, zu einem Museum umgestaltet werden. Der Großvater des berühmten Dichters, Jakob Friedrich Hölderlin, wurde 1730 Verwalter des ansässigen Klosters. Direkt an die östliche Klostermauer grenzte ein Haus mit großem Keller, Scheune und Hof. Bis 1750 ließ Jakob Friedrich Hölderlin das ehemals einfache Bauernhaus zu einem standesgemäßen bürgerlichen Barockhaus erweitern. Hölderlins Familie wohnte hier bis zum Tod des Vaters. Danach heiratete die Mutter ein zweites Mal und zog mit den Kindern nach Nürtingen. Friedrich Hölderlin war damals vier Jahre alt. Das Haus erfuhr wenige Umbauten. Bauhistorische Sondierungen förderten einige gut erhaltene Elemente aus der Zeit der Hölderlins zutage.
Sensible Umsetzung
Der historische Zugang des Anwesens mit von außen abgeschirmter Hofgestaltung überzeugt bereits beim Eintreten in das Reich Hölderlins. Im Erdgeschoss empfangen im Eingangsbereich von den Architekten entworfene Möbel. Die Eingriffe der Fluchtwege, des barrierefreien Zugangs und der gekonnten Wegeführung vom Altbau in den Neubau sind äußerst sensibel umgesetzt. Der Anbau im rückwärtigen Bereich des Grundstücks nimmt sich in Form und Gestalt zurück. Unmittelbar an die ehemalige Scheune schließt ein im Inneren „rough“ gehaltener Treppenturm aus Sichtbeton an. Er nimmt die Funktionen auf, die der Bestand nicht zu gewährleisten vermag. Die Dachform wurde entsprechend verlängert und im Gegensatz zum Biberschwanz des Vorderhauses mit Blech gedeckt. Der Raum dazwischen – scheinbar unbehandelt, in Wahrheit aber perfekt restauriert – ist bis unters Dach durchgehend offen. In luftiger Höhe wird er von zwei dunkel gehaltenen Stahlstegen durchschnitten. Sie verbinden Altbau und Treppenbauwerk und ermöglichen den barrierefreien Zugang auf allen Ebenen. Der neu gebaute Wechselausstellungsraum im Anschluss folgt der trapezförmigen Grundstücksgrenze.