Innovatives Architekturjuwel im kleinen Stil
Am nordwestlichen Stadtrand gelegen, zwischen Wald und Bach eingebettet, befindet sich Wiens neueste Kleingartensensation, die die symmetrische Großzügigkeit der Villa Rotunda und die naturnahe Asymmetrie des Kings Road House widerspiegelt. Clemens Kirsch ist es gelungen, ein einzigartiges Sommerdomizil für eine vierköpfige Familie zu schaffen, das die Grenzen zwischen Innen und Außen, Haus und Natur verschwimmen lässt.
Mit seinem jungen und internationalen Team beweist Clemens Kirsch regelmäßig, dass ein frischer und neugieriger Zugang die beste Voraussetzung für Architektur ist und Schema F ausgedient hat. Seit der Bürogründung im Jahr 2006 haben sie bereits an beeindruckenden 170 Wettbewerben teilgenommen – viele davon konnten sie für sich entscheiden. Begonnen haben Clemens Kirsch und sein Team mit der Gestaltung von urbanen Freiräumen wie der Neugestaltung der Fußgängerzone Stephansplatz oder der Begegnungszone Herrengasse in Wien. Mit dem Kindergarten Schukowitzgasse wurden bald auch Erfolge im Bildungs- und prototypischen Holzbau gefeiert. Aber auch am Wohnprojekt „Wohnen für Alleinerziehende“ erkennt man, dass es Clemens Kirsch nicht nur ein Anliegen ist, großartige Raumerfahrungen für Erwachsene zu schaffen, sondern dass er auch einen wichtigen Fokus auf Kinder und Jugendliche legt, was sich ebenfalls in der Villa Minimale widerspiegelt.
Die Wiener Kleingärten können auf eine hundertjährige Geschichte zurückblicken. Meist in städtischer Randlage entstanden und stark von dem Bedarf an Lebensmitteln in Kriegs- und Notzeiten geformt, wandelten sich die kleinen Parzellen während des Wirtschaftsaufschwungs der 1960er Jahre zu Orten der Entspannung und Erholung im Grünen. Damit einhergehend entstand der Typus Kleingartenhaus, ein Gebäude mit maximal 35 Quadratmetern Grundfläche und fünf Metern Höhe, das ursprünglich nur für die Wohnnutzung im Sommer ausgelegt war. Seit Anfang des 21. Jahrhunderts etablierte sich allerdings auch das ganzjährige Wohnen und damit der Typus Kleingartenwohnhaus. Dies hatte zur Folge, dass sich die Bauform des Kubus immer mehr in den Wiener Kleingärten verbreitete. Die Villa Minimale lässt den Typus Kleingartenhaus neu aufleben, stellt sich mit ihrem windmühlenartigen Grundriss gegen den Kubus und zeigt, dass die vorgegebenen Maximalvolumina auch mit anderen Formen erforscht und ausgeschöpft werden können.
Im skizzierten Kleingartenkontext stellte die Planung der Villa Minimale eine faszinierende Herausforderung dar, bringt der Kleingarten doch nicht nur beengte Bauverhältnisse, sondern auch ein eigenes Gesetz für die Gestaltung und Begrenzung der Baukörper mit. Die Villa Minimale beeindruckt durch einen einfachen Grundriss mit vier sich verschneidenden Pultdächern und großzügigen Schiebeverglasungen, die die Natur ins Haus bringen. Der Zentralraum im Erdgeschoss, von dem eine Sanitärbox, eine Kochnische, eine Kuschelecke sowie die Erschließung des Obergeschosses wegführen, wird durch eine Auslassung der Decke zum hohen Raumerlebnis...
Sie möchten weiterlesen? Dieser Beitrag ist Teil unserer Ausgabe 4/2024. Der Volltext ist ab Seite 98 zu finden.
Die Villa Minimale in Bildern: