Mascha Ritter

Weinhof Locknbauer, Pichla bei Radkersburg, Steiermark

Mascha Ritter, Weinhof Locknbauer, Pichla bei Radkersburg, Steiermark © Simon Oberhofer

Mit ihrer Neuinterpretation eines südoststeirischen Wirtschaftsgebäudes zeigt die junge Architektin Mascha Ritter, welche Qualitäten sich aus einem sensiblen Umgang mit der historischen Substanz gewinnen lassen.


Der junge Winzer Lukas Jahn, Quereinsteiger im Weinbau, hatte 2017 einen auf einer Hügelkuppe inmitten der Weinberge zwischen St. Anna am Aigen und Tieschen gelegenen Streuhof erworben. Das Wirtschaftsgebäude der ehemals gemischten Landwirtschaft wollte er ursprünglich nur zu einem Weinverkostungslokal umbauen. Erst mit der Zeit ergab sich die Idee, darin auch einen Buschenschank unterzubringen. Schließlich sollte der gesamte Betrieb hier beheimatet werden.

Erhalten und Weiterschreiben dessen, was da ist!

Mascha Ritter, Architektin

 

Identitätsstiftender Prozess

Einem vorab gefassten Plan blieb Lukas Jahn aber treu: er wollte, dass architektonisch daraus „nichts Modernes“ im eingangs beschriebenen Sinn wird. Stattdessen entwickelte sich das Projekt, sowohl betrieblich als auch baulich, zu einem identitätsstiftenden Prozess. Der Winzer kam zur Erkenntnis, dass sein Ein-Mann-Unternehmen auch langfristig nicht quantitativ, sondern nur qualitativ wachsen sollte. Architektonisch hat den Prozess die Berliner Architektin Mascha Ritter begleitet, die damit auch ihr erstes eigenständiges Projekt verwirklicht hat. Als ein „Erhalten und Weiterschreiben dessen, was da ist“, was also vor Ort in Material und Sprache zur Verfügung steht, beschreibt sie ihren Ansatz. Die Methodik gründet nicht auf historisierend-bodenständiger Verkleidung, sondern dem feinsinnigen Ausbalancieren von Design und Tradition. Das Ergebnis repräsentiert nun eine Haltung, die wahrscheinlich zeitgemäßer als jeder plakative Modernismus ist. Aus gesunder Selbstbeschränkung wurde Nachhaltigkeit.

Mascha Ritter, Weinhof Locknbauer, Pichla bei Radkersburg, Steiermark © Simon Oberhofer

Im umgebauten alten Wirtschaftsgebäude befinden sich Buschenschank und Produktionsräume. © Simon Oberhofer

Fünf-Meter-Raster

Gemeinsam haben sich die beiden mit den regionalen Charakteristiken landwirtschaftlicher Nutzbauten auseinandergesetzt, um das vorgefundene Stallungsgebäude so plausibel wie artgerecht in ein Weingut zu verwandeln. Der Langhof mit einseitig auskragendem Vordach wurde an seinen Stirnseiten verlängert und reiht nun alle Funktionen von der Produktion bis hin zu Verkostung und Verkauf in einer Linie auf. Der für das Anliefern und Verarbeiten der Trauben eingerichteten Tenne folgt ein Gärkeller, diesem ein Raum zur Präsentation der Erzeugnisse und schließlich ein zweigeschossiger Gastraum. Seitlich wird diese Kette von einer Funktionsspange aus Weinlabor, Sanitärräumen und Küche begleitet. Das auf insgesamt 50 Metern Länge komplett kunststofffreie Gebäude ist insgesamt ein Statement gegen Paneelhallen. ... den ganzen Beitrag lesen Sie in der Mai Ausgabe!

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