Neues im Dorfzentrum, Teufenbach © Christian Brandstätter

Im steirischen Teufenbach schaffen Lendarchitektur und Scheiberlammer Architekten mit ihrem Projekt „Neues im Dorfzentrum“ erstmals einen lebendigen Ortskern. Sie zeigen, wie sich zeitgemäße Funktion und Formensprache zwanglos mit bäuerlichen Bautraditionen verbinden lassen.


Teufenbach im oberen Murtal ist – als Ort innerhalb einer prononciert ländlichen Region – gar nicht so schlecht aufgestellt, verfügt es doch über eine gute Infrastruktur. Zu dieser zählen ein Café, ein Friseur, ein Nahversorger, Ordinationen, ein Altersheim sowie eine hübsche Kirche samt ummauertem Kirchhof und gotischem Chor. Mit dem Papiermaschinenhersteller IBS Austria hat auch ein großes, international tätiges Unternehmen hier seinen Sitz. Dessen Eigentümer, Klaus Bartelmuss, setzte ein neues Bauprojekt in Teufenbach um, das nicht besser zum Ort passen könnte. Es erweitert die topografischen Gegebenheiten sinnvoll und macht klar, dass Modernität nicht unbedingt mit dem Zerschlagen des Althergebrachten einhergehen muss, sondern im Weiterentwickeln und Adaptieren bestehender Traditionen einen weit zeitgemäßeren Ausdruck findet – und dies nicht nur im Hinblick auf Nachhaltigkeit.

Die herkömmlichen, als Landflucht und Leerstand beschriebenen Probleme mögen fürs Erste nicht auf Teufenbach zutreffen. Allerdings verfügte die im Schutz der Burg Alt-Teufenbach entstandene Ansiedlung bislang über keinen wirklichen Kern oder ein Zentrum, das Identität stiftet und Leben bündelt.

Neues im Dorfzentrum, Teufenbach © Christian Brandstätter

Zwei hölzerne Neubauten formen gemeinsam mit Bestandsbauten den Dorfplatz in Teufenbach.
© Christian Brandstätter

Mit dem Projekt „Neues im Dorfzentrum“ hat das Klagenfurter Büro Lendarchitektur in Kooperation mit Scheiberlammer Architekten versucht, diese Fehlstelle zu beheben. Sie haben sich zur Aufgabe gemacht, den Platz südlich der eindrucksvollen Kirche, gleich neben einem denkmalgeschützten und entsprechend behutsam sanierten Pfarrhof und einem interessant proportionierten „Pfarrstöckl“ neu zu beleben. Dazu wurden zwei in ihren Dimensionen am Bestand orientierte Riegel auf sandgestrahlte Sichtbetonsockel gestellt. Diese sind durchwegs konsequente Holzriegelbauten, deren Verbindungen nach den guten alten Regeln des Zimmermann-Handwerks ausgeführt wurden. Auf Metallverblendungen wurde verzichtet. Stattdessen schützen Opferholzbretter die exponierten Stellen der Konstruktion vor vorschnellem witterungsbedingtem Verrotten. Das Gelenk zwischen den Riegeln bildet ein Kubus für Technik, Fahrrad- und Autoabstellplätze.

Neues im Dorfzentrum, Teufenbach © Christian Brandstätter

Ein Brunnen als traditionelles Element von Dorfplätzen markiert diesen symbolisch.
© Christian Brandstätter

Die beiden Riegel definieren einen Platz, der schon durch seinen beige gefärbten Betonbelag ins Behagliche gestimmt ist. Er wird von Pflasterungen, die straßenseitig auch als Parkflächen dienen, und Leuchtkörpern an den Ecken gerahmt. Ein Baum und ein Trinkwasserbrunnen mit Sitzplatz, der aus Betonfertigteilen umgesetzt wurde, versammelt alle Elemente, die einen Dorfplatz herkömmlicherweise ausmachen. Formal wurden diese allerdings auch ins Zeitgemäße übersetzt. Wird erst einmal, wie geplant, ein Birkenhain den Platz zum Pfarrhof nach Westen hin abschließen oder zu einer Blumenwiese überleiten, wird die Aufenthaltsqualität an diesem Ort noch wesentlich steigen...

Sie möchten weiterlesen? Dieser Beitrag ist Teil unserer Ausgabe 10/2023. Der Volltext ist ab Seite 102 zu finden.


Das Dorfzentrum in Bildern:

Neues im Dorfzentrum © Christian Brandstätter

Die beiden Holzbauten stehen auf einen Sockel aus dem Material Beton.
© Christian Brandstätter

Neues im Dorfzentrum © Christian Brandstätter

Der Fassade vorgelagerte Laubengänge bilden einen Übergangsbereich.
© Christian Brandstätter

Neues im Dorfzentrum © Christian Brandstätter

Die dunklen Fassadengitterelemente nehmen die Vergrauung durch Verwitterung vorweg.
© Christian Brandstätter

Neues im Dorfzentrum © Christian Brandstätter

Über die Laubengänge sind etwa Arztpraxen und Kleinwohnungen zu erreichen.
© Christian Brandstätter


 


 

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