Obsthof Neumeister, Straden
Das Büro Habsburg Isele Architekten hat in Zusammenarbeit mit Ulrike Tinnacher dem Obsthof Neumeister, einer zuletzt historisch gewachsenen Ansammlung von Wirtschaftsgebäuden, zu einer neuen Ganzheit verholfen.
Im steirischen Hügelland südlich von Straden liegt, eingebettet in Apfelplantagen, der Obsthof Neumeister. Die architektonische Neuaufstellung hat dem auf die Produktion von verschiedenen Essig-, Saft- und Schnapssorten spezialisierten Betrieb zu einem völlig neuen Erscheinungsbild verholfen. Dieses fügt sich nicht nur in die ländliche Umgebung gut ein, sondern bleibt dabei auch den Grundprinzipien industrieller Gebäudetypologien – wie Robustheit oder Funktionalität – treu, ohne dabei den in diesem Zusammenhang nicht unwesentlichen Faktor Wirtschaftlichkeit zu lautstark vor sich herzutragen. Kosteneffizienz und Ästhetik greifen hier gut ineinander, nicht zuletzt, weil auch ein sorgsamer Umgang mit dem Bestand gepflegt wurde: Architektonisch wickelt sich das nicht als radikaler Schlussstrich und Neuanfang, sondern durchaus traditionsbewusst ab. Nach Neudimensionierung des ursprünglich auf drei parallele Hallen für Verkauf, Manipulation und Lager ausgelegten Projekts ergab sich aus Kostengründen nur ein eher niedriger, langgestreckter und von dezenten Gliederungen strukturierter Riegel. Dieser vereint alle genannten Funktionen in sich und ist an den Stirnseiten leicht erweiterbar.
Die Mauern der über die Jahre und ohne viel Bedacht auf Einheitlichkeit im Selbstbau aneinander gefügten Gebäudeteile ergaben zuletzt den Eindruck eines an ein Kellerstöckl gebauten Sammelsuriums. Sie wurden zum Großteil erhalten, ihrer alten Verdachung aber entledigt und unter eine neue Haube aus gewelltem Faserzement gebracht. Diese ist außen mit Fotovoltaik-Elementen bestückt und fasst, gemeinsam mit der strengen Rasterung ihrer offenliegenden Konstruktion, die diversen Bestandsfragmente zu einer neuen Ganzheit zusammen. Die Dachkonstruktion öffnet sich über Sheds im südlichen Teil nach Osten und im nördlichen nach Westen, als wären zwei Pultdächer ineinandergeschoben worden. In der präzisen, rhythmischen Geometrie ihrer Sparren bietet die neue Verdachung einen optischen Gegenpol zur Diversität der unterschiedlichen Ziegel- und Betonsteinmauern unter ihr. „Die bestehenden Mauern bilden das Fundament für den aufgesetzten Holzskelettbau, der als einheitlicher Raster über das Gebäude gezogen ist. Als Vermittler zwischen den Materialien dienen betonierte Mauerkronen, welche die Ziegelwände statisch zusammenhalten, deren Höhen vereinheitlichen und als Gestaltungselement dienen“, erklären die ArchitektInnen.
Vor und zwischen den historischen Fragmenten wird das Raumangebot mittels der neuen Holzskelettkonstruktion um zusätzliche Produktions- und Lagerflächen sowie Tank- und Technikräume erweitert... mehr Details in unserer Maiausgabe!