Daniel Zamarbide und Leopold Bianchini

Dodged House

Aus einer Ruine entstand ein für Lissabon sehr ungewöhnliches Haus. Es rebelliert gegen urbanen Uniformismus und ist eine klare Ansage an alle Technologie-Fanatiker, denn: es geht auch ohne.


 

Aus Alt mach Neu 

Nach der Eurokrise war Portugal 2010 und 2011 am finanziellen Tiefpunkt, aber schon vorher war es eines der ärmsten Länder Westeuropas. Besonders das Stadtbild der beiden bekanntesten Metropolen Lissabon und Porto wurde stark von der Krise geprägt, es gab immer mehr verlassene Gebäude. Nach und nach widmen sich Architekten und Bauherren dieser Ruinen und hauchen ihnen neues Leben ein. Wie auch die beiden Architekten Daniel Zamarbide und Leopold Bianchini ihrem Dodged House, zu Deutsch „ausgewichenes Haus“, welches 2018 fertiggestellt wurde. Über die Bedeutung des Projektnamens lässt sich trefflich rätseln. Eine Vermutung wäre, dass man dem dortigen, aktuellen Trend, nämlich temporäre Lebensräume für Touristen zu bauen, die kaum mehr unterscheidbar sind, entgegenwirken wolle. Auf jeden Fall soll es Diversität in das Stadtbild Lissabons bringen, so die Architekten.

Dodged but stable.

Das Innere spielt auf die klassische Moderne an

Minimalistisch 

Das Haus mit seinen 94 m² Nutzfläche befindet sich in einer ortstypischen, sehr schmalen Straße inmitten des Zentrums. Von außen wirkt es unscheinbar. In weiß gestrichen und mit zugemauerten, straßenseitigen Fenstern wirkt es wenig einladend. Jedoch hat man bewusst auf weniger marktfähige Merkmale gesetzt – keinen Kitsch zu schaffen, war die Devise.
Das Innere spielt auf die klassische Moderne an. Die Architekten ließen sich von dem 1914-16 in West Hollywood erbauten Walter L. Dodge House von Irving Gill inspirieren, einem der Pioniere der kalifornischen Moderne. Er ist bekannt für seine klaren weißen Kuben, die spätere minimalistische Bewegungen vorwegnehmen. So auch das Innenleben des „Dodged House“ – man beließ den Großteil weiß und setzte mit Sichtbeton und ein paar wenigen farbigen Details bewusst Akzente.

Laborartig  

Nicht nur die Form imponiert durch radikale Andersartigkeit, auch die innenräumliche Entwicklung ist unkonventionell. Die klassische Raumaufteilung typischer Einfamilienhäuser gibt es nicht, sondern insgesamt vier offene Ebenen inklusive Erdgeschoss, ganz oben das Büro. Eine Etage tiefer findet man eines der zwei Bäder. Diese bilden den Kern des Hauses, der einem medizinischen Labor gleicht: Reinweiße Fliesen in der Duschnische mit milchiger Schiebewand. Die andere Raumhälfte ist eine Art Begegnungszone mit Stühlen und Regalen.
Eine Besonderheit der Bäder sind die langen Waschtische aus Marmor. Die Abwasserrohre sind freigelegt und schaffen einen originellen Look. Erhellt wird der Raum durch natürliches Licht, das von den Fenstern, die innenhofseitig liegen und nicht verbaut wurden, hineingelangt. Über eine Wendeltreppe, die alle Ebenen miteinander verbindet, kommt man zum zweiten Bad im selben Stil.

Man beließ den Großteil weiß und setzte mit Sichtbeton und ein paar wenigen farbigen Details bewusst Akzente

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