Rapunzel Welt © Markus Guhl

Die ArchitektInnen haascookzemmrich STUDIO2050 erhielten im Jahr 2019 den Auftrag, in Legau ein BesucherInnenzentrum für die Rapunzel Naturkost GmbH zu bauen. Die neue Rapunzel Welt sollte einen vielfältigen Erlebnisraum bieten. Seit vergangenem Jahr kann das Gebäude mit Museum, Kaffee-Rösterei, Bio-Bäckerei, Gastronomie, Bio-Markt, Pop-up-Store, Yoga- und Kochstudio sowie umfangreichen Außenanlagen erlebt werden.


Vorreiter des BesucherInnenzentrums

Die Rapunzel Welt ist das größte Bauprojekt in der 50-jährigen Firmengeschichte des Naturkost-Pioniers. Im Jahr 2019 entstand mit dem Alnatura Campus in Darmstadt bereits ein Vorläufer der Bauaufgabe, der in puncto Nachhaltigkeit, Materialeffizienz und moderner Arbeitsform vorbildlich konzipiert ist. Besonders innovativ sind die mit einer geothermischen Wandheizung belegte Stampflehmfassade sowie die schallwirksame Holzlamellendecke, die das Atrium und die offenen Büroflächen überspannt. Der ganzheitliche Anspruch der ArchitektInnen wurde mit der DGNB-Zertifizierung in Platin belohnt.

Rapunzel Welt © Markus Guhl

Die Holzdachkonstruktion legt sich wie ein schwebendes Band um die Gebäudestruktur.
© Markus Guhl

Rapunzel Welt © Markus Guhl

Zur Eindeckung des Daches wurde der Biberschwanzziegel verwendet.
© Markus Guhl

Rapunzel Welt © Markus Guhl

Das Dach steht so weit über, dass die Räume darunter auf natürliche Weise verschattet werden.
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Rapunzel Welt © Markus Guhl

Die großzügigen Glasflächen durchfluten das Gebäude mit natürlichem Lichteinfall.
© Markus Guhl

Rapunzel Welt © Markus Guhl

Die BesucherInnen begeben sich im Zentrum des Hauses auf eine abwechslungsreiche Zeitreise.
© Markus Guhl

Rapunzel Welt © Markus Guhl

Es wurde darauf geachtet, im gesamten Gebäude regionale Baumaterialien zu wählen.
© Markus Guhl

Zeitreise durch die Rapunzel Welt

Das Gebäude in Legau steht diesem Anspruch in nichts nach. Im Zentrum des Hauses befindet sich das interaktive Museum. Die BesucherInnen begeben sich hier auf eine abwechslungsreiche Zeitreise durch verschiedenste Stationen zum Thema biologischer Anbau, fairer Handel, vollwertige Ernährung und vielseitige Produktherstellung in Bioqualität. Auch wie man im täglichen Bedarf möglichst wenig Lebensmittel verschwendet, kann man hier erfahren. Der eigene Bioladen trägt dem Unternehmen Rechnung und kombiniert das Sortiment zusätzlich mit Produkten anderer Marken. Als besonders beeindruckend gilt die Schaukaffeerösterei. Durch eine Glaswand sieht man, wie erfahrene RöstmeisterInnen Kaffeebohnen mit exakt eingestellter Temperatur und Zeit rösten. Dazu gehört, dass man im Tropenhaus die Kaffeepflanzen in Natura bewundern kann. Von der Dachterrasse und dem oberen Stockwerk des Gebäudes lässt sich das bunte Treiben auf dem Abenteuerspielplatz, den Gärten und zusätzlichen Freiflächen gut beobachten. Der Leitspruch des Unternehmens „Wir machen Bio aus Liebe“ wird in der Rapunzel Welt auf anschauliche Weise umgesetzt. Gründer und Geschäftsführer Joseph Wilhelm erläutert: „Vom Start der Firmengründung bis in die Gegenwart war Rapunzel immer ein Vorreiter und Leuchtturm für die vier Säulen der Nachhaltigkeit: Ökologie, Soziales, Ökonomie und Kultur. Mit der Rapunzel Welt wollen wir diesen Inhalten und Werten eine Heimat bieten, um noch mehr Menschen für diese Themen zu begeistern.“ Durch das Projekt sind rund 50 neue Arbeitsplätze entstanden. Das ist ein Gewinn für die gesamte Region.


Form und Material

Das Bauwerk fügt sich mit seinen drei abgerundeten Gebäudeflügeln harmonisch in die Umgebung ein und wirkt leicht und schwer zugleich. Die Fassade mit ihren vielen Fenstern lässt jede Menge Licht ins Innere fluten. Der berühmte Zopf der Märchenfigur Rapunzel ist in Form einer großen, gewendelten Holztreppe wiedererkennbar und verbindet alle Geschosse, vom Weinkeller über die Ausstellung bis hin zur Dachterrasse. Von hier wird den BesucherInnen ein herrlicher Rundumblick ermöglicht.

Wie ein umlaufendes, schwebendes Band legt sich die mit Ziegeln bedeckte Holzdachkonstruktion um die dreigliedrige Gebäudestruktur und wirkt dominant und beschützend zugleich. Während sie sich ringsum abhebt, reicht die Dachkonstruktion im Turmbereich bis auf den Boden. Die Entscheidung für die Eindeckung des Daches machten sich die PlanerInnen nicht leicht. Es sollte keine einheitliche Industrieware, möglichst regional, nachhaltig und für das Allgäu wetterfest sein. Nach der Besichtigung verschiedener Ziegelmuster kamen PlanerInnen und BauherrInnen einstimmig zu dem Ergebnis, dass der Biberschwanzziegel, ein Tonziegel aus der Schweiz, am besten in die Umgebung passt und die Anforderung, möglichst regional und wetterfest zu bauen, gut erfüllt.

Der Baustoff Ton gehört zu einem der ältesten Materialien der Welt. Er nimmt Wasser auf und gibt es wieder ab und ermöglicht so, dass sich das Klima im BesucherInnenzentrum auf natürliche Weise reguliert. Hinzu kommt, dass jeder Dachziegel mit einem Farbspektrum von Rostbraun bis Ocker ein Unikat ist. Mit ihren 130.000 Tonziegeln erscheint die Dachhaut riesig und wirkt trotzdem bestechend natürlich, wie ein Teil der umgebenden Landschaft... mehr Details in unserer Aprilausgabe!

Rapunzel Welt © Markus Guhl

Der berühmte Rapunzel-Zopf ist in Form einer großen, gewendelten Holztreppe wiedererkennbar.
© Markus Guhl



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