Temporäre Straßeninstallation Gata Grønland und Kirkegata
Die Stadtverwaltung von Oslo hat ein ehrgeiziges Projekt in Angriff genommen, um die Stadt in ein grünes, integratives und sozial lebendiges städtisches Umfeld zu verwandeln. Im Mittelpunkt dieser Vision steht das Konzept einer autofreien Stadt: FußgängerInnen, Natur und lebendige Gemeinschaften haben Vorrang vor einer autogerechten Infrastruktur. Die zeitlich befristeten Projekte auf den Straßen der Gata Grønland und Kirkegata sind Sinnbilder für Oslos Engagement, die Straßen zurückzuerobern und ein nachhaltigeres und angenehmeres Stadtleben zu fördern. Die Umgestaltung der Straßen durch das Landschaftsarchitekturbüro SLA ist einfach nachzuvollziehen, doch das Gesamtziel ist komplex.
Die Umgestaltung von Gata Grønland und Kirkegata wurde in nur wenigen Monaten entworfen, um im Sommer installiert sowie genutzt und im Winter wieder entfernt zu werden. Dieser kurze Lebenszyklus beeinflusste den Entwurfsprozess entscheidend, von der ersten Skizze über die Umsetzung und Eröffnung bis hin zum Ende der Nutzungsdauer und dem Upcycling der Materialien. Prinzipien der Kreislaufwirtschaft, der Wiederverwendbarkeit und der einfachen Demontage wurden von Beginn an berücksichtigt, um sicherzustellen, dass die gebrauchten Materialien und Bauteile an anderer Stelle wiederverwendet werden können. In diesem Fall kommen sie später in anderen Parks und Friedhöfen der Stadt Oslo zum Einsatz. Die Architektin und Stadtplanerin Franziska Meisel von SLA Oslo erzählt, wie dieses Unterfangen das Team von LandschaftsarchitektInnen gezwungen hat, neue Perspektiven einzunehmen: „Projekte entstehen und entwickeln sich mit der Zeit. Bäume und Vegetation wachsen, und die lokale Gemeinschaft hinterlässt ihre Spuren, indem sie die Projekte nutzt. Dies führt zu überraschenden neuen Effekten.“ Somit liegt der Schwerpunkt bei diesem temporären Projekt auf der Schaffung dynamischer Landschaften und nicht statischer Strukturen.
Bereits 2020/2021 hat SLA gemeinsam mit dem Architekturbüro Fragment einen Aktionsplan zur Verbesserung des städtischen Lebens in den Osloer Stadtteilen Grønland und Tøyen erstellt. Sie wollten diese Viertel wiederbeleben, indem vorhandene Stärken aktiviert und gleichzeitig auf wesentliche Herausforderungen dieser Orte eingegangen wurde. Beide Stadtteile zeichnen sich mit ihren Nachbarschaften durch kulturelle Vielfalt, engagierte EinwohnerInnen und ein breites Spektrum an architektonischen Stilen aus. Bei der Arbeit an dem Aktionsplan hat SLA allerdings auch andere Aspekte des Viertels kennengelernt, wie Drogenhandel, Armut und einen Mangel an sicheren, einladenden öffentlichen Räumen. Die BewohnerInnen leben hier, im Vergleich zum Rest von Oslo, auf sehr engem Raum. All dies sind Aspekte, die beide Nachbarschaften herausfordern. „Es mangelt an Spielplätzen im Freien, Treffpunkten und hochwertigen Freizeiteinrichtungen – Elemente, die Sicherheit, soziale Beziehungen, Aktivität und Wohlbefinden der BewohnerInnen von Grønland fördern könnten“, so Meisel. Anstatt sich nur auf die Beseitigung der negativen Aspekte des städtischen Kontextes zu konzentrieren, baute SLA auf den bestehenden Qualitäten der Straßen auf und ermöglichte durch deren Verdichtung zusätzliche neue Qualitäten für die Community.
Gata Grønland fördert das urbane Leben durch die Erweiterung der Außenbereiche für beliebte Lokale, wie ein indisches Restaurant, eine Bar und ein lokales Lebensmittelgeschäft, das sein Obst und Gemüse draußen präsentieren kann. Meisel betont, dass die Natur das Schlüsselelement für einen integrativen sozialen Raum ist: „Die Natur ist in ihrem Wesen ein neutraler Ort der Begegnung, der völlig unabhängig von Alter, Religion, Geschlecht, Begabung und sozioökonomischem Status ist. Der Aufenthalt in der Natur ist eine lohnende Erfahrung, die uns hilft, Offenheit, Kreativität, Verbundenheit, Widerstandsfähigkeit und Großzügigkeit gegenüber anderen zu kultivieren.“ Indem die vorhandenen Bäume durch andere einheimische Pflanzen und Bäume ergänzt werden, wertet das Projekt nicht nur die Grünflächen auf, sondern fördert auch die biologische Vielfalt und lädt Insekten und Tiere ein, Teil des städtischen Ökosystems zu werden...
Sie möchten weiterlesen? Dieser Beitrag ist Teil unserer Ausgabe 7-8/2023. Der Volltext ist ab Seite 108 zu finden.