Haus „AnuAzu“
Die transportablen Heimstätten der mongolischen Nomaden lieferten die Inspiration für ein ausgeklügeltes Haus an einem See in der slowakischen Donautiefebene.
Poetische Raumschöpfungen
Peter Jurkovič, der seit 2013 unter dem Kürzel JRKVC in Bratislava firmiert, zählt zu den interessanten Persönlichkeiten der jüngeren slowakischen Architekturszene. Minimalistische Lösungen, die sich auf die Essenz einer Bauaufgabe beschränken, kombiniert mit einem Sinn für Poesie und den Geist des Ortes, zeichnen seine Arbeiten aus. Im Landschaftsschutzgebiet Donauauen, knapp 40 Kilometer donauabwärts von Bratislava, entwickelte sich am Nordufer eines Sees in der Gemeinde Vojka nad Dunajom eine Ferienhauskolonie, in der Peter Jurkovič bereits im Jahr 2016 ein Wochenendhaus für seine eigene Familie errichtete.
Wenige Parzellen weiter entstand für ein junges Bauherrenpaar das Haus „Attila“. Die ursprüngliche Namensgebung nimmt – unschwer zu erkennen – Anleihe beim berühmten Hunnenkönig und kündigt an, woraus sich der Entwurf konzeptuell speist. Ein rundes Haus wünschten sich die Besitzer einer Kreativ- und Kommunikationsagentur, das nicht nur privater Rückzugsort sein sollte, sondern als „zweites Büro“ auch als inspirierender Ort ohne Ablenkung durch jedwede Art technischen Firlefanzes zur Ideenfindung und für Meetings mit Kunden dient.
Kreis im Rechteck
Bei einem Besuch des Burning Man Festivals in der Black Rock Desert in Nevada hatte die zirkulare Anlage der temporären Zeltstadt, die dort jährlich aus- und abgebaut wird, nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Also reifte die Idee, auch für sich selbst ein Haus zu bauen, dem zumindest eine Idee des Temporären und Zeltartigen innewohnt. Schnell fand man in der Jurte, dem mobilen Heim der Nomaden in Zentralasien ein typologisches Vorbild. Da es sich als unmöglich herausstellte, alle notwendigen Funktionen in einem kreisrunden Raum unterzubringen und eine Addition mehrerer Rundräume mit einem zu hohen Flächenverbrauch und zu viel Gebäudeoberfläche einhergegangen wäre, entschied sich Peter Jurkovič, einen Zentralraum mit 5,60 Metern Durchmesser in ein Rechteck einzuschreiben. So bleibt das Volumen kompakt und die dank der Umhüllung entstehenden Zwickelräume vermögen all jene Funktionen aufzunehmen, die das Raumerlebnis und die Konzentriertheit des runden Wohnraums beeinträchtigen könnten. Die nicht unterkellerte Holzrahmenkonstruktion ruht auf einer Stahlbetonbodenplatte, die auf einer Perimeterdämmung aus Schaumglasschotter gegründet ist.