The Plus, Magnor

Tief im Wald, nahe der schwedischen Grenze, hat das norwegische Unternehmen Vestre mit Hilfe von BIG ArchitektInnen den Bau der umweltfreundlichsten Möbelfabrik der Welt realisiert.
Vestre produziert Stadtmöbel, doch es geht der Firma um mehr: Vestre möchte mithelfen, unseren Planeten zu retten. Das Unternehmen geht davon aus, dass wir alle, jede und jeder einzelne, unseren Teil zu diesem Ziel beitragen können, und macht dies auch selbst auf seine ganz eigene Art und Weise, Bank für Bank oder vielleicht jetzt Gebäude für Gebäude. Seine 7.000 Quadratmeter große Produktionsstätte, The Plus genannt und außerhalb des Dorfes Magnor gelegen, zeigt, wie industrielles Gebäudedesign zu einer nachhaltigeren Welt beitragen kann. Vestre wollte nicht nur nach höchsten Klima- und Umweltstandards bauen, sondern sich auch auf die sozialen Aspekte der Nachhaltigkeit konzentrieren: attraktive, offene und gute Arbeitsumgebungen.

Um den zentralen Kreis sind farbige Bodenplatten angeordnet, die den Weg in die einzelnen Produktionshallen weisen.
© Einar Aslaksen
In diesem Kontext ist das Gewohnheitsrecht zu erwähnen, das Teil des norwegischen Kulturerbes ist und grunsätzlich freien Zugang zu den entlegenen Gebieten des Landes ermöglicht. „Willkommen auf unserem Dach! Schauen Sie sich an, was wir machen, kommen Sie herein oder machen Sie einen Spaziergang im Wald!“ Es ist fast so, als ob das Gebäude selbst dazu aufrufe, und die Menschen kommen aus der ganzen Welt, um es sich genauer anzusehen. Das unternehmerische Talent der Familie Vestre und ihr Ruf für gutes Marketing und Stakeholder-Management sind unbestreitbar. Es war keine Überraschung, als der ehemalige CEO und junge Erbe des Unternehmens im Jahr 2021 Wirtschaftsminister der norwegischen Regierung wurde. Da das Gebäude mit dem plusförmigen Grundriss aus vier fast identischen, schwarzen Hallen besteht, wirkt es zunächst etwas verwirrend, und es gestaltet sich eher schwierig, sich zurechtzufinden. Mittig der langen Treppe, die entlang der Fassade zum öffentlichen Parkplatz hin verläuft, zwischen den schwarzen, aufrechten Fensterrahmen, die den Rhythmus der Kiefern wiederholen, findet sich jedoch eine neongelbe Tür, die den Haupteingang markiert. Sie lädt die BesucherInnen ein, in das Gebäude einzutreten. Optisch strahlt das Bauwerk Ruhe aus. Es ist, als ob die Architektur mit einer sanften Stimme zum Wald spräche – obwohl es aus bestimmten Blickwinkeln kastenförmig, schwarz und eher schlicht wirken mag.
Entlang der feingliedrigen Treppe, die sich im Innenraum parallel widerspiegelt, befindet sich die rechteckige, hohe Produktionshalle. Alle Hallen wurden vollkommen stützenfrei und mit Leimbindern konstruiert und überspannen zwischen 21 und 24 Meter Länge. Große Glasflächen sorgen für reichlich Tageslicht. An einer Wand folgen die Fenster den Treppen, während sie an der kurzen Wand vom Boden bis zur Decke reichen. Die mit unbehandeltem Holz verkleideten Wände treffen ohne Architrave auf die Böden, während auch die Holzwände in den Toiletten unbehandelt gelassen wurden. Die Entscheidung, das Holz sogar an den exponiertesten Stellen ungeschützt zu lassen, wurde von den ArchitektInnen bewusst getroffen... mehr Details in unserer Maiausgabe!