Walderlebniszentrum Grafrath | Meininghaus + Meßenzehl Architekten

Keineswegs auf dem Holzweg

Walderlebniszentrum Grafrath © Daniela Valentini

Tanne, Buche, Lärche, Fichte und Eiche – diese Baumarten findet man nicht nur im Walderlebniszentrum Grafrath am Ammersee, sondern auch im neuen BesucherInnenzentrum in verbauter Form. Seit seiner Fertigstellung im Frühjahr 2023 bietet es Raum zur praxisorientierten Umweltbildung für Jung und Alt, und zeigt auf, wie biobasiertes und Material-abgestimmtes Bauen geht.


Schon seit Ende des 19. Jahrhunderts befindet sich in Grafrath – heute nur wenige S-Bahn-Stationen von München entfernt – ein forstlicher Versuchsgarten. Das Gebiet, das über 100 Baumarten aus verschiedensten Regionen der Welt auf einer Fläche von 35 Hektar beheimatet, dient sowohl als Naherholungsort als auch als Forschungs- und Bildungswald. Was fehlte, war ein Ort zur Wissensvermittlung im Innenraum sowie Arbeitsräume für die Mitarbeitenden. Ein neuer Holzbau in V-Form (oder – wohl naheliegender – in der Form einer Astgabelung) dient nun als BesucherInnenzentrum, das sich in aufgeständerter Bauweise auf einer Lichtung in das Gefüge von bestehenden Wirtschaftsgebäuden und Gewächshäusern einfügt. Der Entwurf wurde vom Staatlichen Bauamt Freising erarbeitet und ab der Ausführungsplanung von den Architekten Meininghaus+Meßenzehl umgesetzt. Die Freiraumplanung von Studio Vulkan schafft durch die Akzentuierung der Lichtung einen Ort des Ankommens.

Walderlebniszentrum Grafrath © Daniela Valentini

Wie eine Astgabel verlaufen beide Gebäude im spitzen Winkel zueinander.
© Daniela Valentini

Um so wenig wie möglich in den Waldboden einzugreifen, steht der Holzbau auf Stützen: In Brunnenringe als verlorene Schalung eingesetzte Punktfundamente tragen Stahlstützen, die jeweils in Paaren mit Brettsperrholzbalken verbunden sind. Während das Konstruktionsholz wie üblich in unseren Breitengraden Fichte ist, wurden die Fassadenlamellen in Tanne ausgeführt, da diese Holzart witterungsbeständiger ist. Um Abnutzungserscheinungen gering zu halten, sind Bodendielen und massive Holztüren aus Eiche, einem sehr harten und robusten Holz. Für das Dach griff man auf eine traditionelle Bedachungsart zurück: unbehandelte Lärchenholzschindel. Bei der Innenraum-Möblierung, zum Großteil aus Buche, wurde eine weitere heimische Holzart eingesetzt.

Ebenso stimmig wie der Einsatz der jeweiligen Holzart ist auch die Bearbeitung dieses Materials. Während Elemente an der Fassade und im Außenraum roh und unbehandelt sind, sind die Oberflächen im Innenraum feiner ausgeführt. So umspannt eine schräg gestellte, sägeraue Holzlattung drei beheizte Kuben und fasst diese als Volumen zusammen. Das offene Foyer – am Schnittpunkt und Eingang der „Astgabel“ – wird ebenso mithilfe der Lamellen in die Großform eingebunden. Als vom steilen Giebeldach und der Fassadenlattung geschützter Außenraum ist es Sammler und klimatischer Zwischenraum zugleich. Vielfältige Nutzungen vom Gruppentreffpunkt bis hin zur kleinen Ausstellungshalle sind auf den roh belassenen, robusten Eichendielen möglich...

Sie möchten weiterlesen? Dieser Beitrag ist Teil unserer Ausgabe 12/2023. Der Volltext ist ab Seite 106 zu finden.


Das Walderlebniszentrum Grafrath in Bildern:

Walderlebniszentrum Grafrath © Daniela Valentini

Die Gebäude stehen auf Stelzen, um den gewachsenen Waldboden zu schützen.
© Daniela Valentini

Walderlebniszentrum Grafrath © Daniela Valentini

Die Gebäude sind ganz aus Holz gebaut, ihr Dach sogar mit Holzschindeln gedeckt.
© Daniela Valentini

Walderlebniszentrum Grafrath © Daniela Valentini

Im Versuchsgarten befinden sich über 100 Baumarten aus verschiedenen Regionen der Welt.
© Daniela Valentini

Walderlebniszentrum Grafrath © Gerhard Meininghaus

Ziel war es, nur lokale und natürliche Rohstoffe einzusetzen.
© Gerhard Meininghaus

Walderlebniszentrum Grafrath © Gerhard Meininghaus

Die raumhohen Verglasungen präsentieren den umgebenden Wald auch im Innenraum.
© Gerhard Meininghaus

Walderlebniszentrum Grafrath © Gerhard Meininghaus

Entlang eines Laubengangs reihen sich Nasszellen und Büroräumlichkeiten aneinander.
© Gerhard Meininghaus


 


 

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