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Das neue Türkenwirtgebäude ist politisch korrekte Architektur. Baumschlager Hutter gelang es, fast die Hälfte aller Funktionen unter der Erde anzuordnen und so viel Energie zu sparen. Dank eines abgegrabenen Atriums sind trotzdem alle Aufenthaltsräume hell, im haushohen Luftraum über der Essensausgabe der Mensa baumelt ein hängender Garten. Der schönste Ort im Haus.

Geschichtsträchtig

Der Türkenwirt bei der Wiener Universität für Bodenkultur (Boku) war eine Institution. Jahrzehntelang beherbergte das einst herrschaftliche Gründerzeithaus mit Krüppelwalmdach in der Schutzzone des Cottage-Viertels an der hoch frequentierten Ecke Peter-Jordan-Straße im Süden und Dänenstraße im Westen das selbstverwaltete „Tüwi“-Beisl und den Hofladen, in dem biologisch angebautes Gemüse, Obst und Nahrungsmittel verkauft werden. Ein identitätsstiftender Ort für alle Jahrgänge von Boku Studierenden, deren Hauptgebäude, das denkmalgeschützte Gregor-Mendelhaus etwas weiter weg schräg gegenüber liegt. Trotz Protesten von Bürgerinitiativen war der alte Türkenwirt nicht mehr zu retten und wurde 2016 endgültig abgerissen.

Das Raumprogramm war sehr umfangreich und höchst komplex.

Gerhard Müller, Baumschlager Hutter

 

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Viele Funktionen

2014 schrieb die Bundesimmobiliengesellschaft auf dem Grundstück einen zweistufigen, EU-weiten Wettbewerb für einen Neubau aus, der neben dem TÜWI-Lokal und seinem Hofladen auch einen Hörsaal für 400 Studierende, eine Mensa, einen Raum für die legendäre Mineralien-Sammlung, diverse Lehr- und Lehrbereiche, Büros für die Hochschülerschaft und drei Institute (Institut für Sicherheits- und Risikowissenschaften, Zentrum für globalen Wandel und Nachhaltigkeit, Centre for Development Research) mit insgesamt etwa 65 Mitarbeitenden beherbergen sollte. Denn die Boku ist derzeit die Universität, die in Österreich am schnellsten wächst: Aus einer ursprünglich für 350 Studierende ausgelegten Hochschule ist heute eine dynamische Universität mit fast 13.000 Studierenden und rund 2.200 Mitarbeitenden in Forschung, Lehre und Administration geworden. Trotzdem verfügte die Boku bis dato über nur über Hörsäle, die maximal 170 Personen Raum boten. 

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Die BIG nutzte also die Notwendigkeit der Neuerrichtung des Türkenwirten, um dort auch andere überfällige Funktionen unter zu bringen. Außerdem hatte der Neubau in puncto Nachhaltigkeit den hohen Ansprüchen zu genügen, die eine Universität für Bodenkultur an Gebäude stellt. Das neue Haus sollte also in sozialer, architektonischer und ökologischer Hinsicht bei Materialwahl, CO2 Abdruck, Energieeffizienz, Haustechnik und Grünraum ein Leuchtturmprojekt werden. (...)

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