Architekturstudium in Österreich

TU Graz

Beginnersworkshop © KOEN-TU Graz

„Das Studium war die beste Zeit meines Lebens“, hört man immer wieder aus älteren Generationen. Viele Studierende sehen sich heute allerdings mit einer anderen Realität konfrontiert: überlaufene Hörsäle, veraltete Curricula und ein Studienalltag an der Burnout-Grenze. Und doch finden sich österreichweit etwa 11.000 aktive Architekturstudierende. Auf welche Diskurse und Themen in den neun österreichischen Architekturstudiengängen jeweils besonderer Fokus gelegt wird, zeigen wir hier überblicksmäßig und stellen die jeweiligen Schwerpunkte vor.

Welche Vorteile, Problemstellungen und Besonderheiten zeichnen die Hochschulen aus? Diese und weitere Fragen haben wir sowohl den Studierenden als auch den Studiendekanaten gestellt.


Die Architekturfakultät der TU Graz verfolgt eine ganzheitliche Arbeits- und Denk weise. Der architektonische Entwurf bildet dabei das Zentrum dieser Beschäftigung. Das entwerferische Arbeiten beruht auf fachlich praktischer Erfahrung, Erkenntnissen aus wissenschaftlicher Forschung und einer persönlichen künstlerischen und gesellschaftspolitischen Haltung. Der Fokus liegt auf Nachhaltigkeit und der praktischen Anwendung von Entwurfsprinzipien. Den inhaltlichen Kern des Lehrplans bilden das Entwerfen und Konstruieren. Während im Bachelor die wesentlichen Grundlagen des Architekturstudiums parallel entwickelt werden, ermöglicht der Masterstudienplan den Studierenden, persönliche Schwerpunkte zu setzen. Da die Entwurfsstudios von bis zu sieben verschiedenen Instituten organisiert und unterrichtet werden, haben die Studierenden die Möglichkeit, diverse Haltungen zu erproben. Darüber hinaus ermöglichen frei wählbare Vertiefungsmodule individuelle Schwerpunktsetzung, durch die die Aneignung und Anwendung von speziellem Fachwissen erfolgt. Die Kombination aus einer klar strukturierten Grundlagenlehre und dem stärker selbst definiertem Masterstudium zeichnet die Architekturlehre an der TU Graz aus.

Architekturzeichensaal © GAM.Lab - TU Graz

Was sagen die Studierenden?

Schwerpunkte
Die Ausbildung ist breit gefächert, sodass AbsolventInnen auch Wege jenseits des klassischen „ArchitektInnenberufs“ offenstehen. An insgesamt 13 unterschiedlichen Instituten werden technische, architekturtheoretische und künstlerische Aspekte so wie analoge und digitale Entwurfsprozesse gelehrt. Planerische Disziplinen wie Städtebau, Wohnbau, Entwerfen im Bestand und Landschaftsarchitektur werden von eigenen Instituten vertreten. Mit zunehmendem Studienfortschritt bieten größere Lehrveranstaltungen die Möglichkeit, Institut und Thematik selbst zu wählen und so während des Studiums individuelle Schwerpunkte zu setzen.

Betreuung
Neben Vorlesungen besteht das Studium größtenteils aus Übungen und Seminaren, die in Kleingruppen von meist 15-20 Personen und ein bis drei BetreuerInnen abgehalten werden. Präsentationen und Korrekturen werden oft interdisziplinär und in größeren Gruppen durchgeführt sowie durch (externe) GastkritikerInnen unterstützt.

Raumsituation
Eine Besonderheit der TU Graz sind die Architekturzeichensäle. Diese von ihren Mitgliedern selbstverwalteten Räumlichkeiten stehen allen Architekturstudierenden offen und bilden für viele den sozialen Kern des Uni-Alltags: gemeinsam arbeiten, zusammenkommen und vor allem ein jahrgangsübergreifender Austausch finden hier eben so Platz wie Veranstaltungen und Vorträge. Zusätzlich stellen die Fakultät und die Institute Studios zur Verfügung, die Seminar und Übungsgruppen während des gesamten Semesters nutzen können.

Zulassungsverfahren
Das Zulassungsverfahren besteht aus mehreren Stufen. Nach einer ersten Registrierung kommt es zu einem Motivationsschreiben. Gibt es nach wie vor mehr BewerberInnen als maximal verfügbare Plätze (330), stellt eine Aufnahmeprüfung den letzten Schritt dar. Diese zielt darauf ab, das Raumverständnis und ein generelles Interesse an Architektur abzufragen, nicht jedoch, technisches Wissen und Vorkenntnisse zu prüfen.

Mindeststudienzeit
Bei voller Konzentration auf das Studium ist es möglich, in Mindeststudienzeit zu absolvieren. Die meisten Studierenden schließen jedoch innerhalb der Toleranzsemester ab (Mindeststudiendauer plus zwei Semester je Studienabschnitt), um tiefer in die Materie und Projektübungen eintauchen zu können und zusätzlich Praxiserfahrung in Büros zu sammeln.

Vor- und Nachteile
Unsere Fakultät zeichnet sich durch ein familiäres Umfeld aus, das unter anderem durch einen kompakten Campus, die Zeichensäle und mehrere Exkursionen zustande kommt. Dies fördert nicht nur den Austausch zwischen den Studierenden, sondern auch mit Lehrenden und ProfessorInnen. Die gute internationale Vernetzung der Fakultät zeigt sich durch in Kooperation abgehaltene Lehrveranstaltungen, zahlreiche Auslandsprogramme sowie die Möglichkeit eines Double Degrees mit dem Politecnico di Milano im Master.

Änderungswünsche
In Bezug auf unseren Lehralltag wünschen wir uns eine kontinuierliche Weiterentwicklung und Anpassung unseres Studienganges, um uns Studierende auf zeitgenössische Ansprüche und Herausforderungen vorzubereiten. Weiteres Verbesserungspotenzial sehen wir in einer forcierten Zusammenarbeit unter unseren Instituten sowie mit anderen Fakultäten.


Akademie der bildenden Künste WienFH Campus WienFH JoanneumFH KärntenKunstuniversität LinzTU Wien • Universität für angewandte Kunst WienUniversität Innsbruck


 

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