Architekturstudium in Österreich

Akademie der bildenden Künste Wien

Akademie der bildenden Künste Wien, Schillerplatz © Helmut Wimmer

„Das Studium war die beste Zeit meines Lebens“, hört man immer wieder aus älteren Generationen. Viele Studierende sehen sich heute allerdings mit einer anderen Realität konfrontiert: überlaufene Hörsäle, veraltete Curricula und ein Studienalltag an der Burnout-Grenze. Und doch finden sich österreichweit etwa 11.000 aktive Architekturstudierende. Auf welche Diskurse und Themen in den neun österreichischen Architekturstudiengängen jeweils besonderer Fokus gelegt wird, zeigen wir hier überblicksmäßig und stellen die jeweiligen Schwerpunkte vor.

Welche Vorteile, Problemstellungen und Besonderheiten zeichnen die Hochschulen aus? Diese und weitere Fragen haben wir sowohl den Studierenden als auch den Studiendekanaten gestellt.


In der Architektur werden im Bachelor und Masterstudiengang eine Vielzahl von Perspektiven angeboten, um sich kritisch mit dem Architekturentwurf auseinanderzusetzen. Die Studierenden arbeiten in den Entwurfsstudios gemeinsam und eng mit den Lehrenden zusammen und erhalten in experimenteller sowie professioneller Weise Einblicke in die Disziplin. Sie hinterfragen bestehende Wohnformen und Lebensweisen und formulieren Vorstellungen, wie und was zukünftig gebaut werden soll. Studierende entwickeln dabei ein Bewusstsein für Raum und Umwelt, künstlerische Produktion, Materialnutzung, Ressourcen, Ecologies of Care sowie Fragen des kulturellen Erbes und erarbeiten sich kritische Reflexion und Umgang mit digitalen Werkzeugen und KI-Anwendungen.

Architektur wird an der Akademie der bildenden Künste Wien in fünf Plattformen gelehrt:
— ADP Analoge und Digitale Produktion
— CMT Tragkonstruktion, Material, Technologie
— ESC Ökologie, Nachhaltigkeit, Kulturelles Erbe
— HTC Geschichte, Theorie, Kritik
— GLC Geografie, Landschaften, Städte

Architektur wird als ein projektorientiertes Studium gelehrt, das sowohl aus der speziellen Perspektive der Plattformen als auch durch deren strategische Verknüpfung Positionen entwickelt. Das Institut für Kunst und Architektur bietet ein dreijähriges Bachelor und ein zweijähriges Master-Studium für Architektur, ein Doktoratsstudium der technischen Wissenschaften sowie ein Diplomstudium Bühnengestaltung an. Die Zulassungsprüfungen ermöglichen ein hochqualifiziertes und motivierendes Umfeld. Anzumerken bleibt der spezifische Kontext an der Akademie der bildenden Künste Wien, der mit den Studienrichtungen Bildende Kunst, Szenografie, den Instituten für Kunst und Kulturwissenschaften oder den künstlerischen Lehramtsstudien ein synergetisches und spannendes Umfeld bietet.


Akademiegebäude am Schillerplatz Ansicht der Aula © Helmut Wimmer

Was sagen die Studierenden?

Schwerpunkte
Das IKA ist auf fünf Plattformen mit unterschiedlichem Fokus aufgeteilt. Generell ist der Zugang eher theoretisch oder künstlerisch, wobei ein Fokus auf dem Umgang mit digitalen Medien liegt. Das Institut bietet viel Entscheidungsfreiheit. Viele nutzen diese Möglichkeit aus, um Kurse auf anderen Instituten zu belegen.

Betreuung
Das Hauptfach: Studio ist gleichzeitig eine Systemvorgabe für Raumaufteilung und Betreuungsabteilung. Jedes Studio hat in der Regel zwei ProfessorInnen für das jeweilige Semester zugewiesen. Im Bachelor werden die Studierenden zur Klasse zugewiesen, im Master dann gibt es freie Wahl. In der Regel wird also die Klasse von den zugewiesenen ProfessorInnen betreut. Diese Betreuung ist ziemlich intensiv. Zwei bis drei Mal die Woche gibt es ein Gespräch über den Arbeitsprozess, das je ca. 30 Minuten dauert.

Raumsituation
Jedes Studio, also jedes Semester, hat einen Raum mit ausreichend persönlichen Arbeitsplätzen für alle Studierenden zur Verfügung. Die Räumlichkeiten bieten viel Licht, aber auch viel Reflexionsfläche für den Schall, der schon durch bloßes Reden entsteht. Es fehlt definitiv an einem informellen Gemeinschaftsraum, wo alle spontan und unaufgefordert zusammenkommen können.

Zulassungsverfahren
Die Aufnahmeprüfung besteht aus Portfoliobewertung und Interview. Für das Bachelorstudium gibt es noch eine kleine Aufgabe. Damit werden künstlerische Fähigkeiten nachgewiesen, das kann allerdings alles Mögliche bedeuten. Aus meiner Sicht hilft es, wenn Begeisterung und Wille zu entdecken spürbar sind.

Mindeststudienzeit
Grundsätzlich ist es sicher möglich, das Studium in Mindestzeit zu beenden, allerdings ist es möglicherweise weder im Interesse der Studierenden noch des Instituts selbst, sich durch die Studios und die Masterarbeit zu hetzen – besonders für das Diplom am Ende des Studiums, also das Projekt, das man am ehesten im Alleingang bewältigt. Es ist außerdem keine Seltenheit, dass das Entwurfsprojekt oder Studio an sich sehr viel der vorhandenen Zeit in Anspruch nimmt und die übrigen Seminare, so interessant sie auch sind, dabei auf der Strecke bleiben.

Vor- und Nachteile
Der große Freiraum, in dem, was man tut, seine eigenen Interessen verfolgen zu können, ist ein Riesenvorteil am IKA. Darüber hinaus trägt die Größe des Instituts, sprich die Zahl der Studierenden, zu einem lockeren Umgang und vertrauten, wenig hierarchischen Verhältnis bei. Dadurch kann es allerdings manchmal auch etwas chaotisch zugehen. Man kann im Grunde über alles reden und es wird an Lösungen für jeden und jede gearbeitet, gelegentlich wird man aber öfter nach fragen müssen. Dass sich alle untereinander kennen, kann als Vor- wie als Nachteil gesehen werden.


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