Architekturstudium in Österreich

FH Campus Wien

FH Campus Wien © FH Campus Wien

„Das Studium war die beste Zeit meines Lebens“, hört man immer wieder aus älteren Generationen. Viele Studierende sehen sich heute allerdings mit einer anderen Realität konfrontiert: überlaufene Hörsäle, veraltete Curricula und ein Studienalltag an der Burnout-Grenze. Und doch finden sich österreichweit etwa 11.000 aktive Architekturstudierende. Auf welche Diskurse und Themen in den neun österreichischen Architekturstudiengängen jeweils besonderer Fokus gelegt wird, zeigen wir hier überblicksmäßig und stellen die jeweiligen Schwerpunkte vor.

Welche Vorteile, Problemstellungen und Besonderheiten zeichnen die Hochschulen aus? Diese und weitere Fragen haben wir sowohl den Studierenden als auch den Studiendekanaten gestellt.


Der Studiengang Architektur – Green Building an der FH Campus Wien fokussiert sich auf ein brennendes Thema unserer Gesellschaft, das nachhaltige Bauen. Er schließt somit ein Desiderat, welches nicht länger zu vernachlässigen war. Das Studium „Architektur – Green Building“ ist eine Querschnittmaterie – will heißen, dass Nachhaltigkeit in nahezu allen Lehrveranstaltungen im Zentrum steht. Sowohl auf Bachelor als auch auf Masterebene wird schwerpunktmäßig die Planung und Gestaltung von nachhaltigen Bauprojekten vermittelt. Im Mittelpunkt steht ein innovatives, ressourcenschonendes und energieoptimiertes Bauen, das hohen ästhetischen Ansprüchen genügt und den Erfordernissen der Nachhaltigkeit entspricht. Durch Einbindung von Studierenden in theoretische und praktische Forschung wird das Studienangebot stetig weiterentwickelt. So wird derzeit von den Studierenden eine Modellbauwerkstatt in einem innovativen, noch nie dagewesenen Holzbaustecksystem entwickelt und im Sommer realisiert.

Konzeptpräsentation © FH Campus Wien

Was sagen die Studierenden?

Schwerpunkte
Bachelor: Im Bachelor Studiengang geht es grundsätzlich um Nachhaltigkeit im Neubau sowie im Bestand, nachhaltige Energieversorgung und um soziale Nachhaltigkeit, die auf die NutzerInnen im Gebäude fokussiert. Das Studium ist generell sehr technisch ausgerichtet, wodurch oft wenig Raum für Kreativität bleibt.

Master: Während im Bachelorstudium die Grundlagen des nachhaltigen Bauens in verschiedenen Bereichen (Planung, Bauphysik, Baukonstruktionen, Zertifizierung) vermittelt werden, konzentrieren wir uns im Masterstudium auf die Besonderheiten des Holz- und Modulbaus so wie auf das Planen im Bestand, da dies in der heutigen Praxis ein sehr großes und wichtiges Thema ist.

Betreuung
Sowohl in den Bachelor- als auch in den Master-Studiengängen werden die Vorlesungen oder Seminare von der gesamten Gruppe besucht, aber in den Übungen werden wir in kleine Gruppen eingeteilt, um einen besseren Kontakt zu den ProfessorInnen zu haben.

Raumsituation
Der Fachbereich Bauen und Gestalten ist im Pavillon untergebracht, in dem wir während des Bachelorstudiums die meiste Zeit verbracht haben, das Masterstudium findet hauptsächlich in den Unterrichtsräumen des Hauptgebäudes statt. Generell wird der Bereich unserer FH aber erweitert. Ein großes Atelier für ArchitektInnen ist bereits im Bau. Für das Selbststudium kann man die Bibliothek nutzen, in der Mensa lernen oder einen freien Unterrichtsraum buchen.

Zulassungsverfahren
Bachelor: Wenn man sich für das Bachelor-Studium entscheidet, reicht man ein Portfolio mit eigenen Projekten und ein Motivationsschreiben ein. Darauf wird dann bei einem persönlichen Bewerbungsgespräch eingegangen. Da ich keine Matura, sondern nur einen Lehrabschluss als technische Zeichnerin habe, verlief mein Bewerbungsverfahren etwas anders. Nach einem erfolgreichen Bewerbungsgespräch musste ich im ersten Semester zusätzlich sechs Prüfungen absolvieren. Mit ausreichender Übung mit dem bereitgestellten Lernmaterial sind diese Prüfungen gut zu meistern.

Master: Für die Bewerbung zum Master-Studiengang ist zusätzlich ein Nachweis über den Notendurchschnitt des Bachelorstudiums vorzulegen. Außerdem wird ein Fokus auf persönliche Ziele und Motivation gelegt. Es können auch Fragen zu den Projekten im Portfolio gestellt werden.

Mindeststudienzeit
Bachelor: Die FH ähnelt sehr einem Schulsystem. Man muss sich nicht selbst für die Vorlesungen anmelden, da man von Anfang an eingeteilt wird. Das bedeutet, dass man jedes Semester immer die erforderlichen ECTS erreicht. Im Bachelor darf man nur einmal ein Semester wiederholen. Wenn man kein Semester wiederholen muss, ist man sicher in der Mindeststudienzeit von drei Jahren fertig.

Master: Verglichen mit dem Universitätssystem haben wir natürlich einen sehr engen Zeitplan und ein hohes Arbeitspensum, vor allem am Anfang. Aber wenn man sich an das System gewöhnt hat, ist es nicht mehr so schwierig. Auf jeden Fall muss man viel Zeit in das Studium investieren, auch in das Selbststudium.

Vor- und Nachteile
Der größte Vorteil ist auf jeden Fall die Studienzeit. Wenn man keine Semester wiederholen muss, ist man mit der kompletten Ausbildung (Bachelor + Master) in fünf Jahren fertig. Ein weiterer großer Vorteil ist der kompakte Stundenplan und dass die Prüfungen über das gesamte Semester verteilt sind, wodurch keine „stressigen“ Prüfungsphasen entstehen. Ein Nachteil ist, dass man wenig Eigenplanung hat und ziemlich volle Semester. Andererseits ist die Ausbildung sehr praxisorientiert, was das Programm viel interessanter macht. Es ist großartig, dass wir mit einer kleinen Anzahl von StudentInnen (im Vergleich zu Universitäten) einen direkten Kontakt zu den ProfessorInnen haben – man kann Fragen stellen oder im Unterricht diskutieren.

Änderungswünsche
Bachelor: Das Studium ist sehr technisch ausgerichtet. Ein wenig mehr Kreativität wäre wünschenswert.

Master: Es wäre angenehm, zu bestimmten Zeiten freie Tage einplanen zu können, um das Studium mit einer Erwerbsarbeit kombinieren zu können. Bisher ist das nur bei sehr flexiblen Arbeitsverhältnissen und einer geringen Stundenzahl möglich.


Akademie der bildenden Künste Wien FH JoanneumFH KärntenKunstuniversität LinzTU GrazTU Wien • Universität für angewandte Kunst WienUniversität Innsbruck


 

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