Architekturstudium in Österreich

TU Wien

TU Wien © TU Wien

„Das Studium war die beste Zeit meines Lebens“, hört man immer wieder aus älteren Generationen. Viele Studierende sehen sich heute allerdings mit einer anderen Realität konfrontiert: überlaufene Hörsäle, veraltete Curricula und ein Studienalltag an der Burnout-Grenze. Und doch finden sich österreichweit etwa 11.000 aktive Architekturstudierende. Auf welche Diskurse und Themen in den neun österreichischen Architekturstudiengängen jeweils besonderer Fokus gelegt wird, zeigen wir hier überblicksmäßig und stellen die jeweiligen Schwerpunkte vor.

Welche Vorteile, Problemstellungen und Besonderheiten zeichnen die Hochschulen aus? Diese und weitere Fragen haben wir sowohl den Studierenden als auch den Studiendekanaten gestellt.


Die TU Wien ist mit fast 6.000 Architekturstudierenden aus über 80 Ländern die größte Architekturschule Österreichs und eine der größten Europas. Allein die Studierendenzahl bedingt eine Vielzahl an Forschungsbereichen, die wohl in Summe das breiteste Ausbildungsspektrum und die größte Wahl an Vertiefungsmöglichkeiten für die Studierenden der Architektur bietet. Ungeachtet der angebotenen Vielfalt bekennt sich die TU Wien zu einem klaren Berufsbild, einer „universellen Ausbildung“, einem „Studium Generale“ der Architektur. Trotz „smart“, „nachhaltig“, „inklusiv“, „ökologisch“ …: Ein Architekturstudium ist ein Architekturstudium. Gesellschaftliche Veränderungen, Anforderungen und Trends haben die Studienpläne der vergangenen Jahre zwar beeinflusst, in ihrem Grundcharakter aber nicht wesentlich verändert. Technik, künstlerisches Gestalten, Geschichte und Theorie sind die tragenden Pfeiler aller Architektur-Curricula. Zumindest war das bis heute so. Mit der Klimakrise und mit dem unaufhaltsamen Einzug neuer Technologien, insbesondere der künstlichen Intelligenz, stehen wir vor großen gesellschaftlichen Veränderungen und möglicherweise sogar vor einer Revolution, die letztlich unsere eigene Profession zunehmend kritisch hinterfragen oder gar marginalisieren wird. Aber wer weiß schon, was die Zukunft bringen wird? Vielleicht wird auch in 30 Jahren noch gelten: Ein Architekturstudium ist ein Architekturstudium.

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Was sagen die Studierenden?

Schwerpunkte
Der Bachelorstudienplan an der TU Wien ist sehr dicht gefüllt mit Lehrveranstaltungen verschiedenster Forschungsbereiche und bietet einen guten Überblick über die Möglichkeiten im Architekturbereich. Im Master gibt es dann die Möglichkeit, sich zu spezialisieren, wenn gewünscht, da der Studienplan sehr viel Wahlfreiheit zulässt.

Betreuung
Die Betreuung von (Entwurfs-)Übungen findet in Gruppen mit bis zu 24 Personen und normalerweise einmal pro Woche statt. Die Gruppenanmeldung ist pro Kurs, es gibt also keine fixen Klassen. Der Vorteil daraus ist, dass man im Gegensatz zu einem MeisterInnenklassensystem unterschiedliche Betreuende kennenlernt und dadurch auch einen breiter gefächerten Blick auf Architektur vermittelt bekommt.

Raumsituation
Der Platz ist leider sehr knapp. Direkt am Campus Karlsplatz befinden sich zwei offene Zeichensäle, diese stehen allen zur Verfügung und man soll seine Sachen nach dem Arbeiten wieder mitnehmen. Etwa 20 Minuten vom Campus entfernt befindet sich der Zeichensaal Arsenal, dort gibt es fixe Arbeitsplätze, die man semesterweise nutzen kann. Als Fachschaft Architektur setzen wir uns laufend für weitere Zeichensäle ein, durch Besetzungen sowie Verhandlungen mit dem Rektorat und Dekanat.

Zulassungsverfahren
Wir haben seit 2019 leider Zugangsbeschränkungen im Bachelor Architektur. Diese Entwicklung finden wir schade, unserer Meinung nach sind Zugangsbeschränkungen sozial selektiv und verhindern eine Abbildung der Diversität der Gesellschaft innerhalb der Universitäten. Das Aufnahmeverfahren ist in zwei Stufen gegliedert. Zuerst erfolgt eine Online-Registrierung mit Motivationsschreiben und Skizzen nach Anleitung, außerdem muss ein Kostenbeitrag bezahlt werden. Dann findet ggf. im August ein Reihungstest statt. In diesem Reihungstest werden kognitive Fähigkeiten und Fachwissen aus vorgegebenen Texten geprüft. Bisher wurde der Reihungstest zweimal durchgeführt, beide Male sind weniger als 625 Personen erschienen, es wurden also alle BewerberInnen, die erschienen sind, aufgenommen.

Mindeststudienzeit
Nur ein sehr geringer Anteil der Studierenden schafft das Studium in „Regelstudienzeit“, durchschnittlich wird fast die doppelte Zeit benötigt. Viele Studierende arbeiten nebenbei auch schon in Architekturbüros oder haben andere Nebenjobs.

Vor- und Nachteile
Der größte Vorteil ist die Vielzahl der KollegInnen, von denen man lernen kann. Dank der vielen Studierenden ist auch das Studienangebot sehr breit, und es ist für alle etwas dabei. Diese Unabhängigkeit erfordert jedoch ein hohes Maß an Selbstorganisation und -disziplin, um zielstrebig zu studieren. Der größte Nachteil ist definitiv der Mangel an Zeichensälen in Uninähe!

Änderungswünsche
Eine Regierung, die Wert auf offene und freie Bildung legt! #ZeichensäleFürAlle!


Akademie der bildenden Künste WienFH Campus WienFH JoanneumFH KärntenKunstuniversität LinzTU GrazUniversität für angewandte Kunst WienUniversität Innsbruck


 

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