Ein wegweisender Ingenieur aus Österreich

Alfred Pauser zum 90er

Hermann Czech, Alfred Pauser, Stadtparksteg, Wien (c) WikiCommons, Gugerell

Er zählt zu den wegweisenden Konstrukteuren und Tragwerksplanern Österreichs in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts: Universitätsprofessor em. Baurat h.c. Dipl.Ing. Dr.  Alfred Pauser feierte im Jänner 2020 in Wien im Kreis seiner Familie den 90. Geburtstag.


 

Sein Lebenswerk spiegelt die vielseitige, auch international geschätzte Passion eines „Brückenbauers par excellence“. Pauser hat einerseits – im Wiener Alltag erlebbar – mit seinen Entwürfen für etliche Brückenbauten über die Donau und über den Donaukanal im Stadtbild prägende Akzente gesetzt. Andererseits gelang es ihm auf exemplarische Weise, zwischen den oft isoliert agierenden Disziplinen der Landschaftsgestaltung, des Ingenieurwesens, der industriellen Technologie und der Raumgestaltung geistige und konzeptionelle Brücken zu schlagen.

Ein umfassend gebildeter und versierter Techniker, der – im Sinn von Otto Wagners Vision – die Konstruktion als Mittlerin zwischen den Polen Zweck und Poesie ganzheitlich propagiert und hervorragend beherrscht.

Otto Kapfinger

Es ist eines der Verdienste von Alfred Pauser, dass er in Lehre und Forschung die Tradition der österreichischen Pioniere des frühen Eisenbetonbaus und auch des Stahlbaus aufgegriffen hat, dass er deren große Leistungen – nach den Rückschlägen durch Weltkriege, Wirtschaftskrisen und Vertreibung – wieder bewusst gemacht und angewandt weiter entfaltet hat. Diese bis 1918 in Mitteleuropa führende, über die Donaumonarchie weit hinaus wirkende Szene war in Theorie und Lehre mit den Pionieren Josef Melan, Fritz Emperger und Rudolf Saliger verbunden, im Bereich der Entwicklung und Anwendung mit den Firmen Eduard Ast & Co., Pittel & Brauswetter, Porr AG oder Wayss & Freytag, um nur die wichtigsten zu nennen. Pauser hat diese Szene unter dem Titel „Eisenbeton 1850-1950. Idee, Versuch, Bemessung, Realisierung unter Berücksichtigung des Hochbaus in Österreich“ um 1980 erstmals wieder sichtbar gemacht, historisch-kritisch analysiert und als Grundlage für zeitgenössische Werke aufbereitet.

Alfred Pauser (c) Brigitte Groihofer

Alfred Pauser (c) Brigitte Groihofer

Weitere Standardwerke betreffen – als sein Spezialgebiet – die „Entwicklungsgeschichte des Massivbrückenbaus unter Berücksichtigung der Verhältnisse Österreichs“ oder den zuletzt bei Springer publizierten Band „Brücken in Wien. Ein Führer durch die Baugeschichte“. Sein Faible in Theorie und Praxis galt den Innovationen im Spannbeton sowie dem „freien Vorbau“ großer Tragwerke, aber auch der technisch sowie ästhetisch effizienten Verbindung von Beton und Stahl in einer Reihe von Schrägseilbrücken, die in und um Wien nach seinen Entwürfen entstanden. Pauser erhielt dazu mehrere internationale Patente. Seine konstruktive Handschrift reicht von der „Miniatur“ des von Hermann Czech gestalteten Stadtparkstegs bis zu der 186 m weit gespannten Donaustadtbrücke der U-Bahn. Er ist als Tragwerksplaner und Statiker aber auch in bedeutenden Wiener Schulbauten, Kindergärten oder Bürobauten präsent.

J. G. Gsteu-A. Pauser, Nordsteg, Wien (c) WikiCommons, MyFriend

J. G. Gsteu-A. Pauser, Nordsteg, Wien (c) WikiCommons, MyFriend

 

Friedrich Achleitner vermerkt zu dem 1997 mit Architekt Johann Georg Gsteu konzipierten Nordsteg über die Donau: „Endlich wieder ein Brückenentwurf, der sensibel auf die Wahrnehmung einer Flusslandschaft reagiert und das Überqueren einer breiten, bewegten Wasserfläche zum Erlebnis macht.“ Als Absolvent der Technischen Hochschule Wien führte Pauser ab 1964 sein eigenes Büro und lehrte zwei Jahrzehnte lang an der Technik am Karlsplatz. Unter seinen Preisen und Ehrentiteln ist der 2012 verliehene „Fritz-Leonhardt-Preis“ der renommierteste: er belegt den europäischen Rang eines umfassend gebildeten und versierten Technikers, der – im Sinn von Otto Wagners Vision – die Konstruktion als Mittlerin zwischen den Polen Zweck und Poesie ganzheitlich propagiert und hervorragend beherrscht.

Artikelbild oben: Hermann Czech, Alfred Pauser, Stadtparksteg, Wien (c) WikiCommons, Gugerell

Holzbauer-Marschalek-Pauser, Donaustadtbrücke, Wien (c) WikiCommons, Dokfo

Holzbauer-Marschalek-Pauser, Donaustadtbrücke, Wien (c) WikiCommons, Dokfo

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