Studierende beim Modellbau © Gerhard Berger

Die Frage „Ist Architektur tot?“ impliziert, dass die Architektur als Materie verhandelt werden möchte, die in der Lage ist, eine lebendige, sich verändernde Kultur mitzugestalten. Ob sie tot ist oder nicht, hängt wesentlich davon ab, was wir unter Architektur verstehen und von ihr erwarten. Im Allgemeinen wird Architektur primär als das gebaute Ergebnis des planvollen Entwerfens, Gestaltens und Konstruierens von Bauwerken verstanden und dementsprechend diskutiert und publiziert.


Der Nachteil dieses praxisorientieren Verständnisses ist, dass in Zeiten von CO2-Belastungen, Klimawandel, Bodenversiegelung und Ressourcenknappheit jeder Neubau eher als ein notwendiges Übel denn als eine kulturelle Bereicherung wahrgenommen wird. Selbst dem „Less is More“ wird ein „besser gar nicht“ vorgezogen. So ist es nicht verwunderlich, dass das Interesse an Architektur nachlässt.Auch dem Image der Politik dient das Bauen inzwischen weniger, als dass es ihm schadet. Ist die Architektur tot, stirbt das immobile Kulturgut, und vielleicht ist gerade das die Absicht im Ringen um eine ökologische Zukunft. Diese Rezeption ist die Folge einer Banalisierung der gegenwärtigen Architekturproduktion, die unter dem Druck des Bauwirtschaftsfunktionalismus, der kapitalistischen Investitionslogik und der politischen Kulturlosigkeit nur mehr künstlich am Leben gehalten wird. Gleichzeitig werden die Probleme eher schwieriger als einfacher. Im Entwurf eines Bauwerks müssen diverse Parameter in ein heterogenes Gefüge gebracht werden. Die Architektur ist aufgrund ihrer tektonischen, assemblierenden Beschaffenheit jene Disziplin, die diesen komplexen Schulterschluss am ehesten zu meistern vermag, vorausgesetzt, die jungen angehenden Architekturschaffenden werden auf diese Herausforderungen gut vorbereitet.

Universitäre Räume neu gedacht © Uni Innsbruck

Universitäre Räume neu gedacht: Abschlusspräsentation beim Kreisverkehr am Südring bei der Olympiaworld.
© Uni Innsbruck

Die Universitäten stehen in diesem Zusammenhang vor der Aufgabe, die Studierenden nicht als Reaktion auf die gewärtigen Zwänge auszubilden, sondern sie im Sinne zukunftsfähiger Alternativen kritisch zu bilden. Dazu gehören neben den vielen Fähigkeiten, die die Architekturpraxis bedingt, insbesondere ein fundiertes Verhandeln von Fakten und Visionen, ästhetische und literarische Kenntnisse, ein historisches und sprachliches Bewusstsein, eine gesteigerte Sensibilität und eine Urteilskraft gegenüber den Plattitüden der Gegenwart, wie es Konrad Paul Liessmann in seinem Buch „Bildung als Provokation“ beschreibt. Die akademische Ausbildung an einer Architekturfakultät ist in erster Linie einer kritischen Kulturproduktion verpflichtet...

Sie möchten weiterlesen? Dieser Beitrag ist Teil unserer Ausgabe 7-8/2023. Der Volltext ist ab Seite 26 zu finden.


 

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