From Ego to Eco
Sehnsuchtsvoll und poetisch, oft aufrüttelnd und politisch, manchmal sogar verstörend oder dystopisch: ausgewählte Highlights der Architekturbiennale 2021.
Die Frage, die Direktor Hashim Sarkis den Beteiligten viele Monate vor Ausbruch von Covid-19 stellte, lautete "How will we live together?". Die Antworten der Pavillons in den Giardini klingen mitunter sehnsuchtsvoll und poetisch, oft aufrüttelnd und politisch, manchmal sogar verstörend oder dystopisch. Eine Dystopie ist das Gegenteil einer Utopie, die auf eine gute, schöne und friedfertige Zukunft verweist.
„Wir“ – wer ist das?
Auf die Frage von Hashim Sarkis antwortet etwa ein Beitrag mit der Gegenfrage „Who is We?“ – wer sind wir überhaupt? Das Team der Niederlande unter der Leitung von Francien von Westrenen erklärt, dass aufgrund der sozialen und ökologischen Situation Architekten und Urbanisten „wir“ als „pluralisiertes Pronomen“ betrachten sollten, mit „allen Menschen und darüber hinaus mit Boden, Pflanzen und Tieren". Obwohl man das in der Vergangenheit bereits definierte, würde das im Architekturgeschehen weithin marginalisiert werden. Im Pavillon untersucht die Architektin Afaina De Jong mit „Multiplicity of Other“ und „Space of Other“ normative Raumkonzepte und zeigt beispielhaft wie öffentliche Räume durch Tanz, Musik oder Poesie einen Dialog zwischen Nutzer und Architektur herstellen. Atmosphärisch wirkt die textilfokussierte Szenographie im Pavillon. Auch feministische Ansätze finden ihren Platz. Beileibe nicht zu Unrecht – betrachtet man gewisse Phänomena auf unserem Planeten.
Kräutertee aus Regenwasser
Im Gegensatz dazu zeigt Dänemark keine Ausstellung, sondern inszeniert das gesamte Haus. Thema des Pavillons sind globale Zusammenhänge, Wechselwirkungen und Kreislaufsysteme. Unter dem Titel „Con-nect-ed-ness“ verwandelt Kuratorin Marianne Krogh mit dem Kopenhagener Büro Lundgaard & Tranberg Architects das Gebäude in eine ganzheitliche Wasserlandschaft mit Fassadengrün und Teezeremonie. Sie betont in ihrem kuratorischen Statement:
Problem Intensivlandwirtschaft
Ein Pendant zum dänischen Beitrag ist der israelische Pavillon. Nur dass hier das emotionale Moment vom Positiven ins Melancholische wechselt. Israel beleuchtet die Auswirkung der intensiv betriebenen Landwirtschaft auf Natur und Ökosysteme sowie das Eindringen in lokale Gemeinschaften.
Kuratiert von einem interdisziplinären Team, bestehend aus Dan Hasson, Iddo Ginat, Rachel Gottesman, Yonatan Cohen und Tamar Novick, porträtiert die Ausstellung „Land.Milk.Honey“ die Veränderungen in der Region anhand der Geschichte von Kühen, Ziegen, Honigbienen, Wasserbüffeln und Fledermäusen. ...