Seilbahn Kahlenberg, Rendering © Genial Tourismus- & Projektentwicklung GmbH | ZOOMVP

Ein neues Verkehrsmittel mit „hypermodernem Aussehen und technischer Schönheit“ stehe Wien bevor, schwärmte Finanzstadtrat Felix Slavik, als er im Jahr 1957 die sogenannte Alwegbahn vorstellte, die auf einer aufgestelzten Mono-Schiene über Gürtel, Wiental und Donau sausen sollte. Wie wir wissen, wurde daraus aus guten Gründen nichts. Doch die Einführung neuer Verkehrsmittel in eines der dichtesten Öffi-Netze Europas wird immer wieder vorgebracht, fast immer von der Politik, fast nie von VerkehrsplanerInnen.


Fast schon vergessen ist der geplante Cable Liner vom Südtiroler Platz zum Hauptbahnhof. 2020 ließen sich die NEOS ihren Traum von der Seilbahn zu den Steinhofgründen ins rot-pinke Koalitionsabkommen hineinschreiben, und zuletzt tauchte die Idee einer Seilbahn zum Kahlenberg einmal mehr auf, unterstützt von der Wirtschaftskammer. Sicher, urbane Seilbahnen spielen in Metropolen wie Medellín eine wichtige Rolle, wo große Stadtteile bisher gar nicht angebunden waren, doch in europäischen Städten mit undramatischer Topografie und etablierten Verkehrsnetzen sind sie verkehrstechnisch überflüssig. Die Emirates Cable Car in London, ein Prestigeprojekt des damaligen Bürgermeisters Boris Johnson, überquert die Themse dort, wo sie kaum jemand queren will, und steht als unübersehbares vanity project für die nächsten Jahrzehnte in der Stadt.

Anstatt auf vermeintlich technische Lösungen zu setzen, die im Grunde allein der Wirtschaftsförderung dienen, sollten die dringenden Baustellen der Mobilität angegangen werden. Denn in einem Land, das von seinem Bundeskanzler im Jahr 2023 noch als „Autoland“ bezeichnet wird, ist viel zu tun. Wiener Stadtstraße und Linzer Westumfahrung sind Dinosaurier einer vergangenen Ära, die aufgrund langwieriger Planungsprozesse in einer Gegenwart realisiert werden, die eigentlich erkannt hat, dass der motorisierte Individualverkehr radikal reduziert werden muss. Trotzdem drohen weitere Untote wie die Lobau-Autobahn oder gar die Waldviertelautobahn mit der Wiederbelebung...

Sie möchten weiterlesen? Dieser Beitrag ist Teil unserer Ausgabe 10/2023. Der Volltext ist ab Seite 44 zu finden.


 

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