Das ukrainische Landhaus in der Antarktis

Heimat am anderen Ende der Welt

Home Memories, Galindez © Slava Balbek

Es gelingt vielleicht nicht sofort, die Ukraine gedanklich mit der Antarktis zu verbinden. Doch gibt es auf der antarktischen Insel Galindez vor Argentinien ein Stückchen Land, auf dem es abseits der herrschenden Gewalt friedlich zugeht. Gelungen ist diese Brücke auf Einladung des Nationalen Wissenschaftszentrums der Antarktis durch ein Kunstprojekt für die Vernadsky-Forschungsbasis, entworfen vom in Kiew ansässigen balbek bureau.


Ganz archetypisch wurde die Installation einem traditionellen ukrainischen Landhaus nachempfunden: Ein stillgelegter Treibstofftank diente dafür als Ausgangspunkt, dem ein schlanker und detailgetreuer Rahmen als Silhouette mit Satteldach, Schornstein und markanten Fenstern übergestülpt wurde, ähnlich einer zarten Bleistiftzeichnung von jemandem, der sich an seine Heimat erinnern möchte. Das Projekt erforderte nicht nur einen empathischen Zugang, sondern war auch in technischer und logistischer Hinsicht eine äußerst sensible Angelegenheit. Zum einen ist der alte Tank eine TouristInnenattraktion, ein Landmark, das als Erstes sichtbar wird, wenn man auf die Insel zusteuert. Zum anderen beherbergt die Insel etwa 3.500 Pinguine, die gerne Teile des Tanks für den Nestbau verwenden würden, sowie zwölf PolarforscherInnen, deren zweites Zuhause die Forscherbasis wurde.

Home Memories, Galindez © Slava Balbek

Die vorgelagerte Drahtkonstruktion der Forschungsbasis stellt die Fassade eines traditionellen ukrainischen Landhauses dar.
© Slava Balbek

Umgesetzt wurde das Projekt als leichtes, stabiles Gestell aus 15 Millimeter dicken Edelstahlrohren, kombiniert mit einem geschweißten, verzinkten Gitterboden für das Podium. Eine gute Entscheidung für einen Ort, an dem es mehr als 300 Tage Niederschlag gibt, der durch das Gitter gut abfließen kann. Auch extreme Windstärken und Temperaturschwankungen wurden miteinkalkuliert. Die Konstruktion wurde außerdem so geplant, dass sie vor Ort auch bei Eis und Schnee leicht und ohne fremde Hilfe und aufwändige Ausrüstung zusammengebaut werden kann. In der finalen Version erstrahlt der Tank nun in frischem Antarktisblau. An den Außenwänden sind in Epoxidharz gegossene Erinnerungsstücke als Zeitkapseln angebracht. Dafür wurden die Acrylplatten gefräst und poliert, um diese Erinnerungen in Form von transparenten Kästen „einzufrieren“ und für die Zukunft zu bewahren: ... mehr dazu in unserer Juniausgabe!


 

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