Alnatura Campus, Darmstadt © Lars Gruber, Alnatura

Verglichen mit industriellen Baustoffen ist Lehm in seiner Herstellung nicht nur besonders energieeffizient, sondern auch fast überall und nahezu unbegrenzt verfügbar sowie bei entsprechenden Kenntnissen im Selbstbau relativ leicht zu verarbeiten. Ungebrannter Lehm ohne Zusätze kann zudem zu 100 Prozent wieder in den natürlichen Rohstoffkreislauf zurückgeführt werden. Als Schallisolator, Wärmespeicher und Regulator der Raumluftfeuchtigkeit sorgt Lehm außerdem für ein angenehmes und gesundheitsförderndes Raumklima. Ein Gespräch mit Roland Meingast.


Worin bestehen die Vorteile des Baustoffes Lehm und auf welche Besonderheiten muss man bei der Planung achten?

[Meingast]: Aus aktueller Sicht ist Lehm eine Baustoff-Ressource, die mit vergleichsweise geringer Umweltbelastung in großem Maßstab nutzbar wäre. Darüber hinaus kann Lehm unbeschränkt oft und ohne Qualitätsverlust wiederverwendet werden. Lehm ist kreislauffähig, solange er nicht chemisch stabilisiert wird. Die Planung sollte daher die besonderen Stärken dieses Naturmaterials nutzen, seine Schwächen kennen und diese geschickt kompensieren.


Was genau sind die Stärken und Schwächen von Lehm?

[Meingast]: Zu den Stärken zählen die günstige Wirkung auf das Innenraumklima sowie die Tatsache, dass Lehm eines der raren Materialien ist, die keinerlei allergische Reaktionen auslösen. Als Schwäche könnte man die relativ geringe Tragfähigkeit von Lehm anführen, die allerdings konstruktiv durch den Verbund mit dem modernen Holzbau kompensiert werden kann. Seine Wasserlöslichkeit ist eine Schwäche und Stärke zugleich, wobei Wasser im Hauptanwendungsgebiet Innenraum keine Rolle spielt – selbst im Bad wirkt Lehmputz, abgesehen von der Dusche, als Feuchtepuffer in der Raumluft.

Warum kann Lehm als Baustoff die Zukunft gehören und welches Potenzial gilt es, noch auszuschöpfen?

[Meingast]: Angesichts der Klimakrise ist Lehm der einzige mineralische Baustoff, dessen massenhafte Verwendung auch im globalen Maßstab nicht in die Katastrophe führt. Das größte technisch-wirtschaftliche Potenzial sehe ich in der Holz-Lehm-Verbundbauweise. Aber um dieses Potenzial ausschöpfen zu können, ist eine völlig neue industrielle Fertigungstechnologie notwendig. Da hinkt die Baubranche noch hinterher.


Roland Meingast © Georg H. Jeitler

Roland Meingast © Georg H. Jeitler

Es gibt schon Lehmplatten auf dem Markt. Könnten die zukünftig nicht anstelle von Gipswerkstoffplatten eingesetzt werden?

[Meingast]: Das ist eine „additive“ Anwendung auf konventionellen Tragstrukturen. Der notwendige kommerzielle Durchbruch zu einer neuen, nachhaltigen Massenbauweise wird damit wirtschaftlich eher nicht funktionieren...

Das ganze interview


 

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