Lehm neu gedacht - Ein Massenbaustoff mit Zukunft
Wenn wir von CO2-Neutralität in der Bauwirtschaft sprechen, kommen wir an einem Baustoff nicht vorbei, der uns – im wahrsten Sinn des Wortes – massenhaft zu Füßen liegt: Lehm. Annähernd 40 Millionen Tonnen Bauaushubmaterial fallen in Österreich jährlich an, das sind 60 Prozent des Gesamtabfalls. Ein Großteil davon landet auf einer der über 900 Aushubdeponien. Anstatt hochwertigen Lehmboden aufwändig zu entsorgen, ist die Verwendung als Baumaterial die logische Alternative.
Derzeit wird Holz meist als einzige ernstzunehmende Alternative zu energieintensiven Massenbaustoffen gehandelt, obwohl industrialisierte Waldnutzung und Plantagenwirtschaft systemische Probleme mit sich bringen, welche die zukünftige Verfügbarkeit von Holz schwer abschätzbar machen. Lehm hingegen steht weltweit in meterdicken Schichten zur Verfügung und stellt damit eine quasi unbegrenzte lokale Ressource dar, zumal Lehm nicht „verbraucht“ wird, sondern unendlich oft und zu 100 Prozent wieder in den Bauprozess rückführbar ist. Damit ist Lehm vollständig kreislauffähig, liefert wertvolle Speichermasse und sorgt durch seine feuchtigkeitsregulierende Wirkung zudem für ein gesundes Raumklima.
Warum wertvolle Lehmbaustoffe unter immens hohem Energieaufwand und Verlust sämtlicher Cradle-to-cradle-Prinzipien und bauphysikalischer Vorteile nach wie vor fast ausschließlich zu gebrannten Ziegeln verarbeitet werden?
Eine Frage, auf die die marktführende Ziegelindustrie längst keine befriedigende Antwort mehr hat, zumal die neue deutsche Lehmsteinnorm mittlerweile auch lasttragende Bauweisen mit ungebrannten Lehmsteinen bis zu vier Geschossen zulässt.
Europäische Beispiele zeigen, wie es in Zukunft gehen kann: