Darwin-Oase, 1020 © LA21 Wien / Tim Dornaus

Am Ende einer dunkel asphaltierten Einbahnstraße inmitten der Wiener Betonwüste schimmert es in herrlich grünen Farben. Wie eine Fata Morgana entfaltet sich hinter einer langen Schlange dicht aneinander parkender Autos eine sogenannte Grätzloase über die 12,5 m² große Fläche eines Parkplatzes. Im Schatten der Pflanzen sitzt eine Gruppe AnrainerInnen, die den ersten Schluck Kaffee des Tages genießen.


Die Idee, Parkplätze temporär in öffentliche Aufenthaltsräume umzuwandeln, ist bereits im Jahr 2005 durch eine Installation der Kunst- und Designgruppe Rebar in San Francisco als Reaktion auf den deutlichen Mangel an öffentlichen Freiflächen entstanden. Ein Großteil der innerstädtischen Außenbereiche wurde lediglich für den Individualverkehr genutzt. Rebar fütterte deshalb kurzerhand eine Parkuhr für die Dauer eines Tages und errichtete das erste Parklet auf einem Parkplatz. Sie breiteten über die gesamte Fläche einen Rollrasen aus und ergänzten ihren neu gewonnenen Freiraum um eine Sitzgelegenheit und einen schattenspendenden Baum im Topf. Nach Ablauf des gelösten Parkscheins räumten sie alles zusammen und verließen den Ort. Ein Foto der temporären Installation kursierte später im Internet und erregte weltweite Aufmerksamkeit. Die Aktion führte dazu, dass die verschiedenen Nutzungen des öffentlichen Raums neu angedacht wurden, und resultierte unter anderem in der Geburtsstunde des Park(ing)day – ein weltweiter Aktionstag, an dem Parkplätze in lebendige Orte für die Nachbarschaft verwandelt werden.

Mittlerweile befinden sich die begrünten Parklets weltweit über mehrere Städte verteilt und tragen mit ihren unterschiedlichen Designs und Konzepten temporär zur deutlichen Verbesserung der Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum bei. In Wien werden diese umgestalteten Parkplätze liebevoll Grätzloasen genannt. Alle in Wien lebenden Menschen können ihre Idee und ihr Konzept für eine solche einreichen und, nach erfolgreicher Genehmigung, umsetzen. So werden die asphaltierten Flächen inklusive parkender Kleinwägen gegen Rollrasen oder Holzböden, Sitzbänke, Hollywoodschaukeln, Tische und vor allem viel Grün getauscht, und ursprünglich meist unbelebte Straßen in angenehme, schattige Orte zum Verweilen umgewandelt. Ein großzügiges Angebot von Kreativ-Workshops und Live-Musik bis zu gemeinschaftlichem Stricken und Häkeln lockt AnrainerInnen und PassantInnen zusätzlich an. Der neue Außenraum wird ein Ort zum Kennenlernen der NachbarInnen und schafft ein gemeinsames Wohnzimmer für alle im Freien, das in der Morgensonne gern auch als Frühstücksplatz verwendet wird...

Sie möchten weiterlesen? Dieser Beitrag ist Teil unserer Ausgabe 10/2023. Der Volltext ist ab Seite 38 zu finden.


 

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